Kapitel 22

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Ich beschloss, auf der Insel zu bleiben und folgte den Spuren des Androiden in den Wald hinein.
Von unten sah die Insel noch größer aus als von oben. Bald hatte ich den ersten Teil des Waldes durchquert und kam in einer Einöde an, die aus einer Steinlandschaft bestand, in der nur vereinzelt ein paar Sträucher und dünnes Gras wuchsen. In dieser Landschaft tummelte sich eine große Herde aus Pferden. Sie standen dicht beieinander und fraßen das kurze Gras.
Hier war es nicht mehr so heiß wie inmitten der Bäume, aber die Luft war deutlich staubiger.
Ein Schuss fiel.
Die Pferde hoben die Köpfe und galoppierten in die entgegengesetzte Richtung, genau auf mich zu.
Ich ging hinter einem Felsen in Deckung, als ein weiterer Schuss fiel. Der Knall schmerzte noch lange in meinen Ohren und hallte eine Ewigkeit nach.
>>So unbewohnt ist die Insel gar nicht<<, dachte ich und machte mich auf den Weg zur Quelle des Schusses.
Etwa hundert Meter entfernt stand eine Gruppe von Männern mit Panzern und Gewehren. Vor ihnen lag ein totes Giraffenpaar inmitten ihres Blutes.
>>Wie schrecklich!<<, dachte ich und hielt mich hinter einem Felsen
versteckt.

,,Was bist du denn?", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir, bevor ich mich in einem Netz verfangen hatte. Er musste körperlich so schwach sein, dass ich ihn nicht wahrnehmen konnte. Die anderen hatten nur eine schwache Präsenz, aber der Mann vor mir war wie ein Geist.
Das Netz war bleischwer und raubte mir immer mehr Kraft, je mehr ich versuchte, mich aus dem Netz zu winden.
,,Lass mich frei!", schrie ich.
,,Ich bin sicher, es gibt einen guten Preis für dich! Ich lasse dich nicht gehen!"
Er lachte dreckig, zog mich an den Haaren hoch und versetzte mir einen heftigen Stromschlag. Da ich davon nicht ohnmächtig wurde, wiederholte er es mehrmals. Nach dem sechsten Mal spürte ich rein gar nichts mehr.
Ich verlor mich und war nur noch ein stiller Zuschauer, unfähig, mich zu bewegen.
Der Mann warf mich brutal über seine Schulter. Die Zeit schien rasant zu vergehen. Es waren gefühlte Sekunden, aber es muss länger gedauert haben, bis ich auf einem unruhigen Boden landete. Er schwankte ständig, mir wurde schon nach kurzer Zeit übel.
,,Ich würde gerne weiter mit dir spielen, aber es gibt noch andere Schätze zu finden", sagte er, während er mir noch zusätzlich Fesseln anlegte und mich unter dem Netz liegen ließ, sodass ich komplett bewegungsunfähig war.
Dann ging er. Die Tür wurde zugeschlagen und verriegelt.
>>Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt mir zu helfen!<< Shin reagierte nicht. Die Spannung, die ich sonst immer fühlte hatte ich auch schon seit Stunden nicht mehr wahrgenommen. Anscheinend war ich zu schwach, um nach ihm zu rufen.

Eine ganze Weile war es unerträglich still und ich versuchte eisern, mich nicht zu übergeben. Aber um mich von meiner Übelkeit abzulenken, blieben mir nur meine eigenen Gedanken, die meine Gefühle nur noch mehr aufwühlten, so dass ich mich schließlich doch übergab.
>>Wenn ich mich doch nur bewegen könnte!<<, dachte ich, und das Netz raubte mir alle Kraft. Es rauschte und knisterte in meinen Ohren. Dieses Ding musste irgendeine raffinierte Erfindung sein, die dem Opfer die Kraft rauben konnte.
Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Knall und der Boden kippte so stark, dass ich mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert wurde. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Gesicht aus, gefolgt von einem Gefühl von Nässe, das von meiner Nase kam. Ich schmeckte Blut auf meinen Lippen und fühlte nur noch Schmerz.
Von draußen kamen Schreie und Lärm. Der Boden bebte und bebte. Dann folgte erneut eine plötzliche Stille, in der sich der Boden nur noch sanft hin und her bewegte.
Gleichmäßige Schritte erklangen von oben, ruhig und fest. Wenige Schritte später öffnete sich die Tür und Licht fiel in den Raum. Gespannt starrte ich den Schatten in der Tür an. Das helle Tageslicht blendete mich so sehr, dass ich die Augen zusammenkniff und den Blick abwandte.
,,Du bist kein Tier", sagte die Stimme, bevor ich aus dem Netz befreit wurde. Das Netz wurde durchtrennt und von meinem Körper gerissen, dann die Fesseln gelöst. Kurz darauf kehrte die Kraft in meinen Körper zurück.
,,Wer bist du?", wollte ich immer noch wissen, taub von den Schüssen und blind vom Licht, und griff mir mit beiden Händen an den Kopf.
,,Android Nr. 17, wir haben uns vor ein paar Stunden getroffen."
,,Und diese Männer?"
Ich stützte mich an der Wand ab, als ich auf wackeligen Beinen aufstand und blinzelte ein paar Mal, bevor ich dem Androiden wieder ins Gesicht sah. Seine leblosen Augen starrten mich kalt an und er stand reglos vor mir.
,,Wilderer, die Tiere und ihre Überreste auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollen."
,,Ich bin aber kein Tier", beschwerte ich mich und trat nach draußen. Zu sehen war das Meer und ich erkannte nun, dass ich auf einem Schiff stand, deshalb wackelte der Boden. Es war das erste Mal für mich und es würde auch das letzte Mal für mich sein.
,,Du bist eine Außerirdische."
Ich rieb mir die Arme. Der Wind war frisch geworden und ich war erschöpft.
,,Sie wollten dich auch verkaufen", erklärte Android Nr. 17 und folgte mir.
,,Ich dachte, ich hätte hier endlich meine Ruhe, aber es scheint egal zu sein, wohin man geht. Nirgendwo auf der Erde ist es sicher", erklärte ich und lief über das Deck. Die Wilderer lagen reglos da. Sie atmeten schwach, aber sie lebten alle. Er hatte keinen von ihnen getötet.
,,Dein gutes Herz in Ehren, aber ist es richtig, sie am Leben zu lassen?", fragte ich über die Schulter blickend.
,,Ich werde immer wieder gegen sie kämpfen, wenn es sein muss. Sie sind schwach und haben keine Chance gegen mich. Aber ich werde sie nicht töten, damit ist es vorbei."
,,Irgendwie habe ich mir dich brutaler vorgestellt. Du warst doch der Android, der vor paar Jahren Amok gelaufen ist, oder nicht?"
Er sah mich schweigend von der Seite an, bevor er gemächlich an mir vorbeiging.
,,Ich muss zurück an die Arbeit. Wenn du mich entschuldigst", wollte er sich verabschieden. Ich seufzte und fasste mir an die Stirn. Irgendwie hatte ich es wieder geschafft, jemanden ungewollt zu vergraulen.
Er sprang vom Schiff, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Als Ranger hatte er bestimmt auch ohne mich schon genug zu tun.
,,Nr. 17!", rief ich ihm hinterher. Nach kurzem Zögern blieb er stehen und blickte abwartend über seine Schulter.
,,Danke!"
Er hob zum Abschied wieder nur stumm die Hand und lief an der Küste entlang. Bevor ich ging, schaltete ich noch den Motor vom Schiff an und wartete, bis es ein Stück weit vor der Insel lag.

Als ich zurück an Land fliegen wollte, verließ mich erneut die Kraft und ich landete im kalten Wasser. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mir ein paar Elektroschocks so zusetzen würden, aber das taten sie und zwar sehr.
In meiner Zeit im All hatte ich nie schwimmen gelernt. Mir blieb nur wild mit den Armen zu rudern und irgendwie zu versuchen wieder an die Luft zu kommen. Es hatte keinen Zweck, also hörte ich auf und ließ mich treiben. Wozu unnötig meine Energie verschwenden?
Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf das trockene Land. Gerade als ich dachte, dass ich doch ersticken würde, konnte ich wieder frei atmen und das Wasser war fort. Aber ich war wieder nicht dort gelandet, wo ich eigentlich hin wollte.

,,Va-Vatios?"
Shin starrte mich irritiert und mit geöffnetem Mund an. Neben ihm standen Kibito und der alte Kaioshin. Weiter im Hintergrund standen zwei ebenfalls verblüffte Kaioshin, die ich nicht kannte.
,,Ist alles okay?", fragte Shin, nachdem er sich wieder gefasst hatte und kam rasch an meine Seite als ich auf die Knie sank.
,,Kibito!", rief er und legte seine Arme um mich.
,,Geht schon", sagte ich und wollte ihn weg drücken. Ich wollte nicht jedes Mal so schwach vor ihm wirken.
,,Was ist denn passiert?"
,,Elektroschocks, ziemlich starke", erklärte ich und ließ mich dann doch von Kibito heilen.
Der jüngere fremde Kaioshin trat näher und musterte mich von oben herab. Er machte große Augen während er mich so anstarrte. Mich plagte so ein Gefühl, als sich unsere Blicke trafen. Als wären wir uns schon einmal begegnet und ich wusste, dass das unmöglich war. Ich erkannte diesen Kaioshin nicht, aber seine Präsenz kam mir sehr bekannt vor.
,,Zamasu, was hast du denn?", fragte ihn der andere und schaute verwirrt von ihm zu mir.
,,Was... stimmt nicht mit dir?", kam es über meine Lippen. Ich blinzelte verwirrt und sah diesen dunklen Schatten um ihn herum.
,,Was meinst du, Vatios?", fragte Shin und warf einen Blick über seine Schulter zu Zamasu. Konnte ich ihm wirklich von meiner Vermutung erzählen? Was wenn ich falsch lag?
,,Ach... nichts. I-Ich bin nur durch den Wind", erklärte ich und legte meine zitternde Hand auf Shins.
,,Vielleicht ist es an der Zeit zu gehen", sagte der andere fremde Kaioshin und starrte mich wieder eindringlich an.
,,Danke für das Training", bedankte sich Zamasu, bevor sie sich weg teleportierten.
Augenblicklich verflog meine Anspannung und ich atmete erleichtert auf.
,,Mit ihm stimmt etwas nicht", fing ich an. ,,Es kommt mir so vor, als wäre ich ihm schon einmal begegnet, aber es fällt mir nicht ein", schimpfte ich los und ließ mich ins Gras fallen.
,,Kaioshin haben immer eine reine Seele."
Ich schwieg und klopfte ihm beschwichtigend aufs Knie.
,,Du bist viel zu gutmütig", seufzte ich und drückte seine Hand sanft. ,,Aber das ist es, was ich so an dir mag", fügte ich hinzu bevor ich mich wieder aufrichtete und Abstand zwischen uns brachte.
,,Ich hoffe, du hast Recht mit Zamasu. Bei ihm habe ich ein ganz schlechtes Gefühl."
Shin folgte mir über die Wiese, während er Kibito und den Ahnen zurückließ.
,,Wenn du dir so sicher bist, werde ich der Sache weiter nachgehen. Aber du solltest dich nicht in diese Sache einmischen."
,,Nein, als Saiyajin sollte ich das nicht", stimmte ich ihm zu und seufzte schwer als ich in dem Schatten des großen Baumes zum stehen kam. Hier hatten wir immer zusammen gesessen und die Zeit vergehen lassen. Mir kam das letzte Mal, wie eine Ewigkeit vor.
,,Du weißt, dass du gern hier bleiben darfst?"
Ich berührte mit meinem Fingerspitzen den Stamm und fuhr die aufgebrochenen Linien in der Rinde nach. Seine Worte waren wie Musik für meine Ohren.
>>Es schmerzt<<, dachte ich diese Worte, weil ich sie nicht aussprechen konnte.
Shin schwieg und ich hörte nur, wie seine Schritte im Gras raschelten, bis er hinter mir stehen blieb. Zögernd legten sich seine Arme von hinten um meine Mitte und er lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter. In seinen Armen fühlte ich mich so geborgen.
,,Danke, Shin. Ich schulde dir so viel, dass ich gar nicht weiß, wie ich das wieder gut machen soll."
,,Mach dir keine Gedanken deswegen. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht. Du bist ein richtiger Magnet für Probleme", scherzte er und drückte mich fester an sich.
,,Ich würde gern bleiben, aber ich sollte vielleicht doch das Whis Problem lösen. Da ist immer noch das Versprechen, das gemacht habe."
,,In Ordnung. Lass mich dich auf Beerus Planeten bringen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 21, 2023 ⏰

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