28. Kapitel

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Es fühlt sich an als würden wir Beide unsere Hemmungen verlieren. Die Käfige, die wir uns in unseren eigenen Gedanken aufgebaut haben, öffnen sich.

Manchmal baut man einfach ein Käfig um sich herum, damit kein schädlicher Mensch in das eigene Leben eindringt. Man kann nicht vertrauen und schirmt sich lieber ab. Man kommt aus dem Gedankenkonstrukt auch nicht so einfach heraus und wenn fühlt es sich so seltsam an, beziehungsweise man spürt, wie einem die Angst überkommt.

Hat man diese aber überwunden fühlt es sich unglaublich gut an.
Seine Lippen nähern sich meinen. Es ist Ewigkeiten her, als sie sich das letzte Mal berührt haben.
Nur dieses Mal ist es intensiver. Wahrscheinlich weil ich mehr Vertrauen zu ihm habe und er ein weniger schlechtes Gewissen hat.

Seine Lippen sind so verdammt weich. Obwohl der Kuss alles Andere als unschuldig ist ist Drake sehr vorsichtig. Er berührt mich nicht an mir unangenehmen Körperstellen, stattdessen gleicht unsere Haltung eher einer Umarmung. 

Mit einem Grinsen lässt Drake wieder von dem Kuss ab. „Dieses Mal war es viel besser",grinst er. Am liebsten hätte ich ihm eine Geknallt. „Du bist ein Idiot",murmle ich und blicke ihn gespielt traurig an. „Übung macht den Meister. Wirst ja besser",meint Drake und küsst mich auf meine Stirn.

„Wenn wir in unsere Straße gehen können wir nur einen auf Freunde machen? Ich meine es nicht böse und nicht, dass ich dich nicht will, dennoch will ich es langsam angehen und nicht dass ich von meiner Mum oder irgendwem in meine Gefühle reingeredet bekomme, wenn du verstehst was ich meine...Ich will einfach meine Entscheidungen selbst treffen können", sage ich daraufhin.

„Ich weiß was du meinst. Deine Mum hat ein übeles Bild von mir, was auch kein Wunder ist. Du willst auf dich hören und nicht auf sie. Es ist verständlich. Außerdem will ich dich generell zu nichts drängen. Willst du näheren Körperkontakt, dann mach den nächsten Schritt, wenn nicht warte ich. Oder wenn du nicht willst dass Anfangs jemand das zwischen uns das erfährt ist es genauso. Nur nutze es nicht aus",antwortet Drake und nimmt meine Hand in seine.

„Danke, dass du mir Zeit lässt", lächle ich. Als wir in unsere Straße kommen wechseln wir die Straßenseiten. Noch bin ich nicht bereit meiner Mum irgendwas zu gestehen.

Warum müssen Gefühle immer so nervig sein? Immer sind sie gegen mich. Erst bekomme ich den Jungen nicht, denn ich begehre und dann bekomme ich ihn, aber jeder andere Mensch auf diesem verdammten Planeten hat etwas gegen ihn.

Als ich nach Hause komme bin ich überrascht einen Mann in unserer Wohnung zu sehen. Verwirrt blicke ich zu meiner Mama. „Kleines, du wirst ja nächste Woche 18. Ich habe deinem Vater immer geschickt, obwohl kein Kontakt da war, wo wir sind, da er ja dein Vater ist", erklärt Mama.

Der Schock sitzt fest in mir. Der Mann schaut mich mit einem freundlichem Lächeln an, als wäre nichts. Wo war er nur all die 18 Jahre? Die ganze Zeit hat er uns im Stich gelassen und jetzt will er plötzlich in unser Leben treten. Ist er noch ganz dicht?

Er wollte mich nicht! Er will doch kein Kind. Warum bitteschön kommt er nun zu mir gekrochen? Dass falls er Mal im Heim landet jemand seine Rechnung zahlt? Nein, danke. Da kann er mich noch so mit seinen hellblauen Äuglein anschauen, mich bekommt er nicht weich.

Genervt und geschockt, wie nur was gehe ich in mein Zimmer.
Meine letzten Kippen habe ich ja weg geschmissen, damit ich nicht damit mehr in Versuchung komme. Sonst hätte ich nun definitiv eine gebraucht.
Stattdessen hole ich das Feuerzeug und setze es an meinen Arm an.

Drakes Worte schallen wieder durch meinen Kopf. ‚Du verletzt dich schon wieder selbst',sagt Drakes Stimme in meinen Gedanken. Er hasst es ja zu sehen, wie ich mich selbst zerstöre.
Für ihn war es allein schlimm die Narben von heute Mittag zu sehen.

Mein Feuerzeug flammt kurz auf, ich bringe es in die Nähe meines Armes, doch mehr geht nicht. Ich kann es nicht. Damit verletze ich auch eine Person, die mir viel bedeutet und das will ich nicht.

Schließlich klopft es an meiner Tür. „Keine Lust auf ein Gespräch", zische ich. Mama öffnen dennoch die Tür und kommt zu mir herein. Nicht schnell genug kann ich das Feuerzeug aus meiner Hand legen. „Warum hast du ein Feuerzeug in deinem Zimmer?",fragt sie. Genervt verdrehe ich meine Augen und lüge:„Ich bin ein ziemlicher Fan von Duftkerzen. Die beruhigen mich total. Siehst du eine Lavendelduftkerze."

Sie scheint mir nicht wirklich zu glauben. Das sehe ich allein schon, wie sie genervt ihre Augenbraue hochzieht. Jedoch nickt sie und wechselt das Thema:„Ja ich weiß, was er gemacht hat ist falsch. Ich werde es nie verzeihen können, aber er ist dein Vater. Meiner starb bevor ich ihn kennenlernen durfte, Lilly. Jetzt wird es dich nerven oder du willst es nicht oder was auch immer. Aber du dir später , wenn es ihn zum Beispiel nicht mehr gibt denkst:„Verdammt ich hätte gerne gewusst, wer er ist"-dann ist es zu spät.
Und du wirst es bereuen, glaub mir. Mach es nicht wegen ihm, sondern für dich."

Wahrscheinlich hat sie das mit dem Feuerzeug einfach ignoriert.
Warum mich der Gedanke gerade mehr interessiert, als mein Vater?
Mein Vater ist für mich kein Teil meines Lebens. Er wollte keiner sein und somit muss er auch damit leben. Meine Mama hingegen ist für mich von viel höherer Bedeutung. Außerdem hat sie teilweise auch Recht, auch wenn ich zu stur bin, um es einzusehen.

Ich werde ihn kennenlernen, aber ich gebe ihm keine weitere Chance. 6570 Chancen hatte er und er hatte keiner dieser Tage dafür genutzt. Selbst schuld.

 Selbst schuld

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