„Hast du Medusa gesehen?"
Cassandra schüttelte den Kopf. „Nö. Schon seit gestern nicht mehr."
„Und Fynn?"
Cassandra warf Jen einen genervten Blick zu. Diese verdrehte die Augen.
„Ich will ja nicht wissen, ob du mit ihm geredet hast. Ich will nur wissen, ob du ihn gesehen hast."
Cassandra schüttelte erneut den Kopf und drehte ihr Handy in den Händen. „Nein."
„Hast du versucht ihn anzurufen?"
Cassandra seufzte. „Nein, ich habe versucht Amber zu erreichen. Wir haben Alexander. Claas weicht ihm keine Sekunde von der Seite. Er hat sogar vor seiner Zelle geschlafen." Sie kratzte sich am Kopf. „Oder er hat es wenigstens versucht. Alexander hat keine Ruhe gegeben. Ich glaube, die ganze Einrichtung der Zelle ist jetzt kaputt. Das Krachen hat man bis in den Schlaftrakt gehört. Ich hab kaum ein Auge zubekommen."
„Ich habe es auch gehört.", entgegnete Jen. Cassandra verzog das Gesicht. Jen beäugte sie misstrauisch. „Alles in Ordnung?"
Cassandra winkte ab. „Ja, ja, alles ist gut. Mir ist nur etwas schlecht."
Sie schaute wieder auf ihr Handy. „Wir haben keine Ahnung wie lange das noch so weitergehen wird. Wir haben zwar Vorkehrungen getroffen, dass er sich nicht selbst verletzen kann, aber wir wissen nicht, was diese Droge mit ihm macht und ob es ihm nicht noch mehr schadet. Ich will Amber anrufen, um zu fragen, was aus ihren Tests geworden ist und ob es ein Gegenmittel gibt. Aber sie geht ja nicht ans Telefon."
„Vielleicht ist ihr Akku leer.", warf Jen ein und zog ihr Handy aus der Hosentasche. „Bei manchen wohl dauerhaft.", murmelte sie, „Medusa geht auch nicht ran. Wo stecken die bloß?"
Cassandra verschränkte die Arme. „Die kommen schon klar. Wer weiß wie lange er sich noch in diesem Zustand befindet. Er könnte sterben und das nur, weil Amber nicht an ihr Handy geht!"
In diesem Moment erklang der Refrain von „Highway to Hell" aus Jens Handy. Sie warf einen Blick auf das Display. Cassandra versuchte aus ihrem Blick schlau zu werden. „Ist es Medusa? Oder Fynn?"
Jen schüttelte den Kopf. „Nein, irgendeine andere Nummer."
„Dann gehen Sie doch ran."
Jen folgte Cassandras Aufforderung und nahm das Gespräch an.
„Ja?"
„Hi Jen..."
„Medusa? Wo seid ihr? Und, was ist das für eine Nummer?"
„Also, das ist eine sehr lange Geschichte."
„Sag es doch einfach.", drängte Jen.
„Versprich mir erst, dass du nicht wütend wirst."
„Das verspreche ich ganz sicher nicht. Vor allem nicht, wenn du dich einen ganzen Tag nicht meldest! Raus mit der Sprache!"
Cassandra beobachtete wie Jens Augen immer größer wurden und ihr Mund offen stehen blieb. Cassandra überlegte kurz, ob sie den Kopf einziehen sollte, doch zu dem, von ihr erwarteten, Wutausbruch von Jen kam es nicht. Stattdessen legte sie ohne ein weiteres Wort auf.
„Was ist los?", fragte Cassandra vorsichtig.
Jen presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
„Medusa und Fynn sitzen in einer Ausnüchterungszelle im Gefängnis."
Cassandra blieb der Mund offen stehen.
„Sie sind bitte wo?"
„Im Gefängnis. Und rate mal wer sie da jetzt rausholen darf, weil Medusas Wagen abgeschleppt wurde."****
Fynn lag rücklings auf der harten Liege der Zelle und fuhr sich mit zwei Fingern über die Schläfe. „Mir tut alles weh.", murmelte er.
„Das ist ganz normal.", entgegnete Medusa, „Du hast es den Typen in der Bar ganz schön gezeigt."
Fynn fuhr langsam über sein blaues Auge. „Ja, und ich glaube ich werde blind auf dem Auge.
Medusa zog eine Augenbraue hoch. „Wirst du nicht. Du kannst dich heilen."
Fynn schnippte mit den Fingern. Ein Licht flammte kurz auf und erlosch dann sofort wieder. „Der Alkohol unterdrückt meine Kräfte noch immer. Ich hab also immer noch ein paar Promille intus."
„Aber du musst zugeben, dass es geholfen hat."
Fynn richtete sich langsam auf. In seinem Schädel dröhnte es.
„Was meinst du jetzt? Die Schlägerei oder den Alkohol?"
„Den Alkohol. Du hast sie vergessen können."
„Ja, aber jetzt kommt alles wieder. Ich kann ihr nicht mehr in die Augen sehen.", murmelte er. Plötzlich wurde er kalkweiß und er presste sich eine Hand auf den Mund. Medusa verdrehte die Augen und reichte Fynn einen Eimer, in den er sich kurzerhand übergab.
„Ist dir immer noch schlecht? Das müsste doch langsam mal vorbei sein."
Fynn hob langsam den Kopf. „Nie wieder! Medusa, das war die schrecklichste Idee, die du jemals hattest."
Medusa zuckte mit den Schultern. „Also ich fand die Idee großartig."
Fynn stellte den Eimer mit einem angeekelten Blick zur Seite. „Dir scheint es ja auch gut zu gehen."
„Ja, mein Körper hat sich wohl über all die Jahre an den Alkohol gewöhnt. Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen.", meinte sie und drückte ihren Rücken durch. „Mein Kopf dröhnt aber auch etwas. Das muss ich zugeben."
Fynn ließ sich zurück auf die Liege sinken. „Ich kann ihr nicht in die Augen sehen.", murmelte er.
„Du wiederholst dich. Vielleicht bist du ja doch noch etwas benebelt."
Fynn drehte ihr genervt den Kopf zu. „Aber es stimmt doch. Wie soll ich mich denn jetzt in ihrer Nähe verhalten?"
Medusa zuckte mit den Schultern. „Wie immer. Ganz normal. Du hast einen Korb bekommen. Das ist aber nicht das Schlimmste der Welt."
„Und du weißt das weil?"
„Ich weiß es, weil mir das mehr als einmal passiert ist. Mit den meisten bin ich aber noch immer eng befreundet. Zuerst war es komisch, aber dann hat sich alles wieder eingependelt. Lass den Dingen ihren Lauf. Das wird schon wieder."
Fynn schaute wieder zur Decke. „Wir hätten die Chi- Verbindung nie eingehen sollen.", murmelte er.
„Dann wärst du jetzt tot.", bemerkte Medusa trocken.
„Ich kenn da noch jemanden der sich gleich wünschen wird tot zu sein.", meinte Jen, die, zusammen mit einem Polizeibeamten, den Zellentrakt betreten hatte. Fynn setzte sich langsam auf. „Aber bitte erst, wenn ich geschlafen habe.", murmelte er, „Diese Liege ist nicht gerade bequem."
Jen sah zu ihm und sog scharf die Luft ein. „Was ist denn mit dir passiert?"
Medusa lehnte sich gegen die Zellenwand. „Er hatte einen kleinen Streit."
Jen schaute zwischen Medusa und Fynn hin und her. „Er hatte bitte was?!" Sie schloss kurz die Augen und holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen.
„Lassen Sie sie raus.", meinte sie an den Polizeibeamten gewandt. Dieser nickte und schloss die Tür auf. Medusa schlenderte gelassen aus der Zelle. „Wieso hat das eigentlich so lange gedauert?"
Jen hielt sie am Arm fest. „Wir beide werden uns gleich noch einmal ernsthaft unterhalten.", zischte sie und ließ Medusas Arm los. Diese schluckte. Vielleicht hatte sie es diesmal ja wirklich etwas übertrieben.
Jen legte Fynn einen Arm um die Schultern und betrachtete ihn eingehend. „Das muss dringend gekühlt werden.", murmelte sie und strich Fynn eine Strähne aus dem Gesicht. Dann rümpfte sie die Nase. „Und du solltest duschen gehen. Du riechst nach Alkohol und Zigaretten. Du hast doch nicht etwa geraucht oder?"
Fynn schüttelte langsam den Kopf. „Nein, in dem Laden roch es überall danach.", entgegnete er. Jen warf Medusa einen vernichtenden Blick zu und verließ mit den beiden die Polizeiwache.
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Medusa 2
Fantasy*abgeschlossen/unüberarbeitet Medusa schaute an sich herunter und betrachtete missmutig ihren Trenchcoat. „Jetzt ist er voller Blut." Jen schaute zu dem Mann, der immer mehr Blut spuckte und sie aus schreckgeweiteten Augen anstarrte. „Darum machst d...