Alexander stand vor dem Spiegel von Claas Zimmer, welches ihm für die Zeit, die er im Zentrum verbrachte, zugewiesen worden war, und fuhr vorsichtig über den Stumpf seines Hornes.
„Es ist wirklich weg.", murmelte er. Claas saß auf dem Bett und beobachtete Alexander.
„Ich dachte es wäre alles nur ein schlimmer Traum gewesen.", flüsterte Alexander und ließ die Hand sinken. Claas stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Alexander zuckte zusammen. Claas zog seine Hand zurück. „Tut mir leid."
Alexander schüttelte den Kopf und fuhr sich durch die verklebten Haare. „Nein, ist schon in Ordnung."
Mit einem schiefen Lächeln drehte er sich zu Claas. „Es ist vorbei, oder?"
Claas nickte. „Es ist vorbei. Letztendlich war es alles nur ein großer Albtraum."
Alexander senkte den Blick. „Das war es wohl.", murmelte er.
Claas ließ seinen Blick über Alexanders schmutzige Kleidung gleiten, die er seit Tagen trug. Sie war zerrissen und von Schmutz nur so getränkt. „Du solltest Duschen gehen.", sagte er leise, „Ich versuche etwas Kleidung für dich aufzutreiben. Du müsstest Fynns Größe haben. Er wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich mir etwas leihe."
Alexander sah ihn verwirrt an. „Wer ist Fynn?"
Claas seufzte. Er hatte Alexander ins Zentrum gebracht. Aber geredet hatten sie noch nicht. Seit sie beiden in dem See wieder aufgewacht waren, hatten sie kein einziges Wort darüber gewechselt was passiert war. Claas hatte dem Drang wiederstanden, Alexander um den Hals zu fallen. „Ich erkläre dir alles, aber du solltest wirklich erstmal duschen gehen. Das wird die gut tun."
Alexander nickte und machte sich auf den Weg ins Bad, was mit einer schmalen Tür von dem Hauptzimmer abgetrennt war. Dabei zog er sich sein T-shirt über den Rücken. Claas musste schlucken, als er die Narben sah, die sich über Alexanders Rücken zogen. Sie schienen schon alt und verblasst und trotzdem hoben sie sich deutlich von seiner ohnehin schon blassen Haut ab.
Als Alexander die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Claas auf und machte sich auf den Weg in den Missionsraum. Dort schrieb er Fynn eine Nachricht und fragte ihn, ob er sich einige Klamotten für Alexander leihen dürfte. Fynn antwortete unerwartet schnell und erlaubte es ihm. Claas ging zu seinem Zimmer und durchsuchte seinen Kleiderschrank. Mit einem roten Pullover und einer blauen Jeans kam er zurück in sein Zimmer.
Alexander hockte in einen weiten Bademantel gehüllt auf dem Bett. Als er Claas bemerkte, schaute er auf. Claas schloss die Tür hinter sich und hielt ihm die Klamotten hin. „Das ging ja schnell.", meinte er. Alexander griff danach und betrachtete die Hose. „Glaubst du dein Freund ist sauer, wenn ich ein Loch in die Hose schneide? Sonst wird sie mir nicht passen.
Claas' Blick fiel auf Alexanders Schweif, der zwischen dem Stoff des Bademantels hervorlugte, und schüttelte den Kopf. „Wird er nicht. Er ist eine Fee. Ich bin mir sicher, dass er das reparieren kann. Mach dir darüber mal keine Sorgen."
Alexander stand auf und verschwand mit den Klamotten wieder im Badezimmer.
Wenig später verließ er es wieder, jetzt vollständig angezogen. Seine noch nassen Haare durchnässten das T- Shirt ein wenig.
Claas klopfte sich neben sich auf das Bett. „Setz dich. Ich werde dir alles erzählen was passiert ist."
Zögerlich ließ sich Alexander neben ihm nieder.
Claas faltete seine Hände im Schoß. „An dem Abend, als du verkauft wurdest, da waren zwei Frauen auf dem Markt. Eine von ihnen hat meinen Käfig geöffnet. Sie heißt Cassandra. Ich habe gesagt, dass ich nicht ohne dich gehen werde."
„Ja, das weiß ich noch."
„Dann wurdest du weggebracht. Ich wusste nicht wohin oder an wen du verkauft wurdest. Ich habe mich befreit und geflohen. Dabei wurde ich angeschossen und habe mich nicht zurückverwandeln können. Eine junge Fuchswandlerin namens Amber hat mich gefunden und mich verarztet. Sie hat das Londoner Zentrum informiert, wo wir uns jetzt befinden und ich habe sie um Hilfe gebeten, um dich zu finden. Schließlich habe ich dir ein Versprechen gegeben."
Alexander starrte mit glasigen Augen auf die Wand gegenüber dem Bett. „Es war dunkel.", sagte er leise, „Die meiste Zeit habe ich einfach gar nichts gesehen. Alles an das ich mich erinnere ist ein Lagerraum und ein Mann mit silbergrauen Haaren." Er schluckte. „Und an das Geräusch einer Kettensäge. Dann erinnere ich mich noch an das Gefühl wie er mir das Horn abgeschnitten hat. Ich habe geschrien. Die Schmerzen waren unerträglich."
Er begann leise zu schluchzen. „Ich habe aufgegeben zu glauben, dass jemand mich finden würde. Dann ist da nichts mehr. Das letzte an das ich mich erinnere ist, dass es dunkel wurde und ich-"
Seine Stimme brach und er begann zu weinen. Eine Träne nach der anderen lief seine Wange herunter. Claas rückte näher an ihn heran und legte die Arme um ihn. Beruhigend strich er ihm durch die Haare.
„Jen und Cassandra haben dich gefunden. Es war Glück. Ich war auch da.", flüsterte er, „Ich war in dieser Gasse. Du wirst dich vielleicht nicht daran erinnern, aber du hast mich erkannt."
Alexanders Schluchzen wurde leiser. „Ich erinnere mich.", presste er zwischen zwei Schluchzern hervor, „Du warst da. Du warst immer da."
Claas strich ihm weiterhin durch die Haare. „Ja, das war ich. Du bist ins Koma gefallen und wir wussten nicht, was wir tun sollten. Amber hat für dich ein Gegenmittel gebraut, aber du bist noch immer nicht aufgewacht. Ich-"
Er biss sich auf die bebende Unterlippe. „Ich dachte du wärst tot. Hätte Fynn nicht herausgefunden, dass du in dir selbst gefangen warst, wärst du das vielleicht auch."
Alexander schluckte. „Es waren alles Illusionen.", flüsterte er und löste sich von Claas. Dieser beobachtete ihn besorgt aus dem Augenwinkel. „Möchtest du darüber reden?"
Alexander schüttelte langsam den Kopf. „Ich-ich glaube nicht."
Claas nickte verständnisvoll. „In Ordnung. Ich bin hier, wenn du etwas brauchst.", sagte er und stand auf, „Du solltest versuchen etwas zu schlafen. Es ist schon spät."
Gerade wollte er das Zimmer verlassen, als ihn Alexander am Arm festhielt. „Kannst du hierbleiben?", bat er leise.
Claas ließ sich zurück auf das Bett sinken. „Natürlich."
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Medusa 2
Fantasy*abgeschlossen/unüberarbeitet Medusa schaute an sich herunter und betrachtete missmutig ihren Trenchcoat. „Jetzt ist er voller Blut." Jen schaute zu dem Mann, der immer mehr Blut spuckte und sie aus schreckgeweiteten Augen anstarrte. „Darum machst d...