Kapitel 20

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Liv P.o.v.

Fynn fühlte sich wohl zu siegessicher und wagte sich noch einen Schritt vor. Er versuchte mich zu küssen. Mein Körper war wie elektrisiert, es war als würde ich unter Strom stehen. Sämtliche Härchen auf meinem Körper standen zu Berge. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten, knallte bei mir eine Sicherung durch und ich schlug mit meiner rechten Faust so fest ich konnte gegen seinen Kopf knapp über der Schläfe. Erschrocken und vor Schmerz zusammenzuckend taumelte er nach hinten und gab mir so die Chance, mich ganz schnell wieder ins Auto zu setzen und zu verschwinden. Gott sei Dank hatte ich den Motor angelassen. So konnte ich um die nächste Ecke biegen, noch bevor er sich wieder gefangen hatte und in sein Auto gestiegen war.
So schnell wie möglich fuhr ich davon und wusste, dass er mir diesmal nicht auf den Fersen sein würde. Ich musste einfach hier weg. Weg von allen, die mich zu kennen glaubten und mich davon überzeuge wollten, wer ich war und zu wem ich gehörte. Ich musste selbst herausfinden, wo mein Platz war. Wenn die Erinnerungen zurückkehrten, wüsste ich wieder, wer ich war, doch wenn nicht, musste ich es neu herausfinden.

Ich fuhr noch eine gefühlte Ewigkeit über die Straßen bis zum Stadtrand und irgendwann musste ich an einer Tankstelle anhalten, um zu tanken und mir etwas zu trinken zu besorgen. Gerade als ich darauf wartete, dass der Dodge vollgetankt wurde, hörte ich plötzlich eine Stimme von hinten: "Da ist sie! Liv Anderson, bleiben sie, wo sie sind, heben die Arme hoch und treten langsam von ihrem Fahrzeug zurück!" Verwirrt blickte ich mich um. Drei Polizisten standen ein paar Meter hinter mir mit den Waffen auf mich gerichtet. Was zur Hölle sollte das? Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch tat ich, was sie sagten. Dann traten sie zu mir und einer von ihnen schnappte sich meine Arme, drehte sie mir auf den Rücken und legte mir Handschellen an. "Liv Anderson, sie sind verhaftet wegen schwerer Körperverletzung bei ihrer Mutter und wegen Mordes an ihrem Vater! Alles, was sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen sie verwendet werden!", meinte der Polizist und führte mich zu ihrem Wagen. Ich sollte meine Mutter schwer verletzt und meinen Vater umgebracht haben? So weit ich das noch wusste, wohnten sie hier nicht in der Nähe und ich war auch nicht wieder zu ihnen gefahren, also wie um alles in der Welt sollte ich das angestellt haben? Ich war zu schockiert und verwirrt, um mich gegen die Polizisten zu wehren und ließ mich von ihnen ins Auto setzen. Dann fuhren sie mit mir davon.

Xana P.o.v.

Es war Freitagabend und ich arbeitete wie jeden Freitag nach der Schule noch in der Bar meiner Mutter. Heute Abend war aber erstaunlich wenig los. Vielleicht würden die meisten Gäste allerdings erst später kommen, da es erst früher Abend war. Ich hatte gerade einem älteren Mann, der auf einem Hocker an der Bar saß, einen Tequila ausgeschenkt und wischte den Tresen der Bar sauber, als mich die Nachrichten im laufenden Fernsehen innehalten ließen.
"Die flüchtige Liv Anderson, die vor einigen Tagen ihre Mutter schwer verletzt und ihren Vater kaltblütig ermordet hatte, wurde nun endlich gefasst und wird nach ihrer Gerichtsverhandlung ohne Zweifel lebenslänglich ins Gefängnis gehen, da alle Beweise gegen sie sprechen und die Verteidigung nichts, was für ihre Unschuld spricht, in der Hand hat. Ihre Mutter wird selbst gegen sie vor Gericht aussagen. Sie liegt derzeit noch im Krankenhaus, doch hat der Polizei bestätigt, dass ihre Tochter die Schuldige ist und zur Gerichtsverhandlung wird sie wieder fit genug sein, um dort zu erscheinen!", sprach die Reporterin und mir gefror das Blut in den Adern. Ich hatte zwar schon die ganze Zeit gewusst, dass Liv beschuldigt wurde, das getan zu haben und hatte deshalb auch Fynn kontaktiert, um sie beide zu warnen, denn Liv war nicht an ihr Handy gegangen. Auch wenn ich nie an meiner Freundin gezweifelt hatte, hatte ich Fynn gefragt, ob Liv dort war, aber er hatte mir alles erzählt, was passiert war und dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie das getan hatte. Allerdings hatte er mir, wenn auch ein wenig zögerlich, mitgeteilt, dass sie in der Zeit, in der sie von Black Death kontrolliert worden war und für ihn gearbeitet hatte, möglicherweise dazu fähig gewesen wäre, doch er glaubte trotzdem daran, dass sie es nicht getan hatte. Genau wie ich und die anderen aus unserer Clique. Wir waren davon überzeugt, dass Liv so etwas nie tun wurde, auch wenn sie von diesem Black Death manipuliert worden war und ihre Eltern dazu auch nicht besonders mochte. Es waren immerhin ihre Eltern.
Es machte mir Angst, dass sie sie jetzt gefunden hatten und sie nun im Gefängnis landen würde. Wir mussten sie da rausholen!

Schnell rief ich die anderen an. Auch sie hatten die Nachrichten gesehen und waren alle genauso wie ich sehr bestürzt. Wir verabredeten uns für morgen, um unser weiteres Vorgehen zu besprechen und dann legte ich auf. Meine Mum war inzwischen neben mich getreten und ich konnte ihr ansehen, dass sie genau wusste, was vor sich ging. "Eigentlich sollt ich dich jetzt davon abhalten, dir sagen, dass ihr das nicht schafft und euer Leben, eure Zukunft nur unnötig aufs Spiel setzt, aber ihr habt euch schon entschieden oder? Liv hat sich entschieden, als sie von zu Hause abgehauen war, und ihr habt euch in dem Moment entschieden, als Fynn euch erzaählt hat, was alles passiert war, was Liv zugestoßen war. Ich weiß, dass ihr eurer Freundin nur helfen wollt, aber ihr müsst euch im Klaren darüber sein, ob es das wirklich wert ist. Für euch steht alles auf dem Spiel, das wisst ihr oder? Wenn ihr das durchzieht, gibt es kein zurück mehr!", meine Mum sah mich ernst an und ich nickte. "Ich weiß, Mum. Ich weiß, du denkst wir machen einen Fehler, genau wie du damals, aber Liv hat uns auch von den guten Dingen erzählt. die neuen Freunde, die sie hat, sind wie eine Familie für sie und, auch wenn wir anderen immer unsere Träume hatten für die Zukunft, die keine Konflikte dem Gesetz oder der Polizei beinhalteten, aber...wir haben uns lange unterhalten, weißt du? In der Nacht, nachdem wir all die schrecklichen Dinge erfahren hatten, die Liv zugestoßen waren, und jeder von uns ist zwar auf seine Weise zufrieden mit seinem Leben, doch jeder von uns hat auch gesagt, dass er sich auch irgendwo gefangen fühlt in seinem Leben. Ich fühle mich wie jemand mit Klaustrophobie in einem geschlossenen Raum, aus dem er nciht entkommen kann. Genauso geht es den anderen auch. Wir müssen hier raus und brauchen mehr Freiheit, um unseren Weg zu finden!", erklärte ich. Meiner Mum traten Tränen in die Augen und sie nahm mich in den Arm. Sie drückte mich ganz fest an sich und mir war klar, dass sie mich nie aufhalten würde, meinem Herzen zu folgen. Sie hatte es schließlich auch immer getan, dadurch zwar auch ein paar Fehler gemacht, die sie heute bereute, doch sie hatte ihren Weg gefunden. Ich würde es genauso tun.

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