Kapitel 3

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Seit wir das Gelände betreten haben, habe ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Wir werden die ganze Zeit schon von 4 Polizisten flankiert, während immer mehr Häftlinge auftauchen und entweder einen dummen Spruch loslassen oder mir zuzwinkern.
Ich fühle mich alles andere als wohl! Nach vorne starrend versuche ich sie zu ignorieren, doch es klappt nicht, ich nehme jedes Wort wahr, das sie sagen.

Meistens ignorieren die Polizisten die Männer auch, doch, wenn sie dann mal zu weit gehen, greifen sie ein und fahren ihnen sehr deutlich über den Mund, was dieses respektlose Pack allerdings keinen Dreck schert.
Immer wieder verlassen Häftlinge ihr Zelle, um mich genau betrachten zu können. Widerlich! Wieso kann ich jetzt nicht einfach in der Bar oder vielleicht auch in einem Kindergarten sein? Wieso muss mein Vater unbedingt hier arbeiten?? Wieso kann er verdammt nochmal nicht Kinderarzt sein?!?

Ich straffe meine Schultern und schreite hinter meinem Vater her zur medizinischen Abteilung.
"Hey Süße!", höre ich von einer Seite und von der anderen kommt ein, "Na? Willst du nicht mal schauen, wie es hier so in meiner Zelle ist? Ich verspreche dir, es ist verdammt gemütlich in meinem Bett!"
Kurz sehe ich die tätowierten Männer an, dann gehe ich einfach weiter. Mit verschmitzten Blicken sehen sie mir hinterher.

Endlich in der medizinischen Abteilung angekommen atme ich erleichtert aus, da momentan nicht viele hier sind. Mein Vater führt mich in sein Büro. Es ist relativ schlicht gehalten. Weiße Wände, grauer Fußboden, ein Regal und ein Schreibtisch aus hellem Holz und auch eine kleine schwarze Couch. Ich lasse mich darauf nieder und warte ab, was mein Vater nun tut. Er setzt sich an seinen Schreibtisch und liest sich ein paar Akten durch.

Nach einer Weile steht er auf und meint: "So, wir können dann loslegen! Hier nimm du die Akten mit! Fürs erste stehst du nur neben mir und sagst mir was der Patient hat oder was er bekommen soll. Es steht alles dort drin, das siehst du direkt! Du kannst mir auch immer die Medikamente aus den Schränken reichen. Es ist alles beschriftet, also sollte das kein Problem sein. Komm, der erste wartet schon!"

Ich nehme die Akten entgegen und folge ihm zu dem Behandlungszimmer ein paar Räume weiter. Zwei Polizisten stellen sich vor die Tür, die anderen zwei geleiten uns mit rein.
Drinnen sitzt schon ein relativ großer Typ auf dem Behandlungstisch und schaut auf, als wir hereinkommen. Natürlich bleibt sein Blick an mir hängen. Sein dümmliches Grinsen ist wie in sein Gesicht gemeißelt.

Angespannt mustere ich ihn. Das dreckige graue T-Shirt liegt straff über seinem Oberkörper und lässt die ausgeprägten Muskeln deutlich sehen. Als er meinen Blick auf seinen Brustmuskeln spürt, lässt er diese angeberisch hoch und runter hüpfen. Sofort werde ich ein wenig rot und sehe ihm in sein amüsiertes Gesicht. Markante Gesichtszüge, 3-Tage Bart, kurze dunkelblonde wirre Haare und graue fesselnde Augen. Eigentlich gar nicht so schlecht, wäre er kein Verbrecher und so arrogant. Mit seinen Augenbrauen wackelnd mustert er mich.
Schnell schaue ich auf die Akten in meinen Händen, während die Polizisten den Mann warnen, dass er aufhören soll damit.

Mein Vater dreht sich überrascht um, da er die ganze Zeit in seinen Utensilien herumkramt und von allem nichts mitbekommen hat. Kurz vergewissert er sich, dass ich in angemessenem Abstand zu dem Häftling stehe, dann nickt er den Polizisten kurz zu. Sie ziehen sich zurück und verlassen den Raum.

Mein Vater sieht mich auffordernd an und meint: "Lies dir bitte die Akte durch und gib mir dann, was er zu bekommen hat!" Mit einem kurzen Blick zu meinem Vater widme ich mich den Akten. Ich öffne die obere und entdecke direkt das Bild des Häftlings.
Elijah Bishop, 27 Jahre, geboren 13.07.1991 in New York, festgenommen am 05.08.18 wegen Bankausraubs

Mit hochgezogener Augenbraue blicke ich Elijah kurz an, der mich immer noch amüsiert mustert, und drehe mich dann zu dem Schrank um, den mein Vater eben aufgesperrt hat.
Kurz muss ich mich zurecht finden, dann entdecke ich die Tabletten und reiche sie meinem Vater. "Er bekommt 2 hiervon und 1 davon", erkläre ich und zeige auf die gemeinten Döschen. "Sehr schön!", erwidert mein Vater und überreicht dem Patienten die Tabletten mit einem Becher Wasser. Dieser schluckt sie ohne ein Wort und gibt ihm den Becher wieder zurück.
"Waren Sie heute Morgen schon bei der allgemeinen Untersuchung?", wollte mein Vater wissen. "Ja", antwortet Elijah nur und sieht mich weiter provozierend an. Mein Vater seufzt, während ich nervös auf meiner Unterlippe herumkaue. "Dann bist du hier fertig!", mit einer Handbewegung schickt er den Häftling raus. Elijah schlendert gelassen an mir vorbei, lässt noch einmal seinen Blick über meinen Körper wandern, weshalb ich erröte, und dann flüstert er mir noch zu:" Vielleicht sehen wir uns ja nochmal!" Dabei wackelt er mit seinen Augenbrauen und wird dann von den Polizisten draußen in Empfang genommen.

Prison-Limitless Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt