Epilog

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Wieder war eine Woche vergangen, in der wir aus dem Bundesstaat geflohen waren, um der Polizei zu entgehen. Wir haben uns dann irgendwo im Nirgendwo in Florida in einer anderen Lagerhalle niedergelassen und diese neu eingerichtet. Wir versuchten alle wieder an einem normalen Alltag anzuknüpfen, was manchmal mehr oder weniger leicht fiel. Für mich war die Situation mit Fynn nicht nur komisch, sondern auch belastend, da ich ihm ansehen konnte, wie sehr er es vermisste, mit mir zusammen zu sein, jedes Detail aus seinem Leben mit mir zu teilen und mich als Ansprechpartnerin zu haben, wenn es ihm schlecht ging. Ich fühlte mich wahnsinnig schrecklich, dass ich mich nicht an ihn erinnern konnte und versuchte die ganze Zeit, die Erinnerungen zurückzuholen, doch ich wusste nicht wie. Trotz fehlender Erinnerungen fühlte ich mich wahnsinnig zu ihm hingezogen, doch mir war klar, dass ich ohne diese Erinnerungen mit ihm nicht mehr dieselbe sein würde, wenn wir zusammen waren. Ich wollte ihn nicht noch mehr quälen und enttäuschen.

Gerade war ich alleine spazieren, um meinen Gedanken mal wieder freien Lauf lassen zu können, als plötzlich ein dunkel gekleideter Mann mit hochgezogener Kapuze direkt auf mich zukam. Ich verlangsamte meine Schritte und fluchte innerlich, dass ich nichts hatte, um mich notfalls zu wehren. Mein Herz hämmerte, als er näher kam und etwas aus der Jackentasche zog, doch es war nur ein Brief, den er mir wortlos in die Hand drückte, und dann lief er mit schnellen Schritten wieder weg.
Stirnrunzelnd betrachtete ich den makellos weißen Umschlag und öffnete ihn neugierig. Als ich den Brief entfaltete und den Text las, wurde mir heiß und kalt zugleich:

Hallo Liv, ich schätze, du wirst dich nicht freuen, von mir zu hören, doch du musst wissen, dass ich nicht einfach so aufgeben werde. Ich bin immer noch da und beobachte. Plan A ist zwar gescheitert, doch mein Plan B wird besser. Wenn es so weit ist, werde ich zurückkommen und dich holen, denn ich brauche dich dafür. Du bist immer noch eine von meinen Leuten, auch wenn du das nicht wahrhaben willst. Denk immer dran, was ich im Gefängnis getan habe, kann ich jederzeit wieder tun. Und ich kann jederzeit deine kostbaren Erinnerungen wieder löschen. Und zwar diesmal für immer. Dann wirst du ganz mir gehören. Also überleg dir gut, ob du dich weigern willst, mir zu helfen, wenn ich dich rufe. Nur dass dus weißt, das Kreuz an der Innenseite deines linken Oberarms habe ich nicht willkürlich hineingeschnitten: Es ist das Zeichen, dass du mir gehörst. Dein Erkennungsmerkmal als meine Kämpferin.
Bis bald

Die Erinnerungen an die grausame Nacht im Gefängnis kamen wieder hoch und ich kämpfte gegen die Tränen. Mir wurde schwindelig und ich fiel zitternd auf die Knie. Wie konnte ich bloß denken, dass es vorbei war? Er würde mcih finden, egal wo ich war, und dann musste ich für ihn arbeiten, bevor er mir wieder meine Freunde nahm. Tränen fielen auf das Blatt Papier und ich schluchzte. Ich würde ihm nie entkommen. Er würde nie Ruhe geben. "Liv?", hörte ich jemanden, doch ich wusste genau, wessen Stimme das war. Ich blickte mit tränenverschleierten Augen zu Fynn, der sich sofort besogt neben mich hockte und fragte, was los war. Ich hielt ihm den Brief hin und, während er las, wurde mein Körper von weiteren Schluchzern geschüttelt. Als er fertig mit Lesen war, nahm er mich in den Arm und murmelte, dass wir das schon hinkriegen würden, denn er würde nicht zulassen, dass Black Death mich noch einmal in die Finger bekommt. Er hielt mich ganz fest und ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter und hielt mich an ihm fest, als wäre ich eine Ertrinkende, die sich verzweifelt an einen Rettungsring klammerte. Trotz der Angst bemerkte ich wie vertraut er mir vorkam, seine Umarmung, seine Stimme, sein Geruch und plötzlich strömten die ganzen Erinnerungen auf mich ein. Das erste Mal, als wir uns bei meinem Vater im Bahandlungsraum des Gefängnisses getroffen hatten, der Ausbruch aus dem Gefängnis und die Flucht von zu Hause. Unser gemeinsames Leben in der Lagerhalle bis hin zu dem Moment, als er mir hinterhergefahren war, nachdem ich meine Erinnerungen verloren hatte, und er mich versucht hat zu küssen, weshalb ich ihm eine runtergehauen hatte.
Fynn bemerkte, dass ich auf einmal wie erstarrt war, löste sich von mir und sagte mehrmals meinen Namen, bevor ich endlich reagierte. "Ich...ich kann mich erinnern...", erwiderte ich, sah ihm in die Augen und konnte nicht anders als zu lächeln. Ich konnte die Erleichterung in seinen Augen erkennen, die ein wenig glasig wurden. In diesem Moment war mir klar, dass ich um jeden Preis dafür kämpfen werde, dass Black Death verliert und er mir nicht wieder meine Erinnerungen und alles, was mich ausmachte wegnehmen konnte. Dieses Glück mit meinen Freunden und mit Fynn wollte ich nicht noch einmal verlieren!

Prison-Limitless Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt