Kapitel 7

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Heute ist Mittwoch und Fynn habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Langsam habe ich es aufgegeben zu hoffen, dass er noch einmal kommt.
Es ist, als wäre er vom Erdboden verschluckt. Entlassen ist er noch nicht, das weiß ich!
Anscheinend hat er sich wirklich nur einen Scherz erlaubt und mein kleines naives Herz ist drauf reingefallen.
Weil ich noch nie mit jemandem zusammen unf nur einmal verliebt gewesen bin, habe ich keine Erfahrung unf somit ist mein Herz immer noch verdammt naiv, obwohl ich eigentlich seit der Sache mit Aiden etwas gelernt haben sollte...

Jedenfalls bin ich jetzt gerade auf dem Weg zum Eingang des Gefängnisses. Mein Vater und ich folgen dem schmalen Weg zwischen den hohen Zäunen durch, während die Insassen hinter den Zäunen Basketball spielen oder auf Bänken sitzen und sich unterhalten.
Wie immer werde ich von vielen Blicken verfolgt, dochmittlerweile ist es nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Ich habe mich schon ein wenig daran gewöhnt.
Gelangweilt und über alles Mögliche nachdenkend folge ich meinem Vater. Meinen Blick lasse ich dabei willkürlich über die Masse der Verbrecher wandern und....abrupt bleibe ich stehen.
Ich merke gar nicht wie ich vor Schreck die Luft anhalte.
Dort hinten vor dem ersten Tisch steht Fynn, der mich genauso anstarrt wie ich ihn. Nur, dass er nicht überrascht zu sein scheint, ganz im Gegenteil...irgendwie habe ich das Gefühl, dass er genau gewusst hat, dass ich hier auftauche.
Ein wissendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Wieso kommt es mir so vor, als habe er irgendwas geplant?

"Liv? Alles in Ordnung? Was hast du?", fragt mein Vater, der wieder zu mir zurückkommt, da er nicht gemerkt hat, dass ich stehen geblieben bin. Kopfschüttelnd schaue ich zu ihm: "Nichts! Alles gut! Gehen wir einfach weiter!"
Verwundert zieht er eine Augenbraue hoch, sagt jedoch nichts weiter.

Wir setzen unseren Weg fort, während uch noch einmal zu Fynn blicke, der mich immer noch anstarrt. Nervös fahre ich mir durch mein Haar und reiße meinen Blick von seinen wunderschönen Augen.
Ich bin froh, als wir endlich im Gebäude sind.

Der Tag ist so langweilig wie jeder andere vorher. Immer nur dieselben Routineaufgaben. Bis jetzt durfte ich nur einmal bei einer Operation zuschauen. Das war am Montag. Ein Häftling hat sich durch eine Schlägerei den Arm gebrochen und mein Vater hat den Knochen wieder gerichtet.
Ansonsten müssen wir nur Medikamente verteilen, Spritzen geben und die allgemeine Untersuchung durchführen.

Als wir in der Mittagspause endlich etwas essen können, bin ich so erleichtert, da ich verdammt Hunger habe. Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken und stopfe mir sofort die erste Gabel der lecker aussehenden Lasagne in den Mund. "Du scheinst ja echt Hunger zu haben!", meint mein Vater und lacht. "Hm", brumme ich und esse genüsslich weiter. Mein Vater erzählt mir irgendetwas, aber ich höre gar nicht zu, denn ich bin zu sehr mit meinem Essen beschäftigt.
Plötzlich höre ich Gebrüll von nebenan und schaue auf. Ein paar Häftlinge schreien sich an und prügeln sich bis aufs Blut. Tabletts mit Essen fliegen durch die Luft, Geschirr landet klirrend auf dem Boden, Stühle und Tische werden umgeworfen und andere Insassen stehen daneben und feuern ihren Favoriten an.
Sofort rennen Polizisten dorthin und versuchen sie auseinander zu zerren.
Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und sehe Fynn, der seelenruhig als einziger noch auf seinem Platz sitzt und sein Essen fertig isst.
Dann steht er auf, schaut zu mir und zwinkert mir zu.
Stirnrunzelnd blicke ich ihm hinterher, während er den Raum verlässt.
Was war das denn bitte?
Streithähne und dir Schlichter auf drr anderen Seite des Raumes ziehen meinen Blick wieder an. Mittlerweile haben die Polizisten die Häftlinge auseinander gezerrt und Handschellen angelegt, um sie möglichst ohne Problem zurück in ihre Zellen zu bekommen.

Plötzlich ertönt aus heiterem Himmel der Alarm und lässt mein Herz vor Schreck rasen. Panisch huscht mein Blick zu mrinem Vater, der genauso erschrocken ist wie ich. Mit weit aufgerissenen Augen und hektischen Bewegungen steht er auf und rennt, ohne mich auch nur anzusehen, panisch aus der Cafeteria, als sich auf einmal Flammen einen Weg aus der Küche fressen und Köche sich schreiend versuchen zu retten.
Zwei rennen gleichzeitig aus der Tür und, da der eine bemerkt, dass sie nicht beide durch die Tür passen und sich gegenseitig blockieren würden, schubst dieser seinen Kollegen nach hinten ins Feuer und sprintet davon.
Ich sehe schockiert und fassungslos dabei zu. Es ist mir unmöglich meinen Blick von der kreischenden und in Flammen stehenden Person zu lösen oder wegzulaufen. Wie erstarrt sitze ich da.
Es kommt mir so vor, als würde ich im Kino sitzen und mir das nur auf einer Leinwand anschauen. Ich kann in diesem Moment nicht realisieren, dass das hier gerade wirklich passiert!

Plötzlich spüre ich eine Hand, die meinen Arm packt und daran zieht. Ich sehe zu dem Polizist auf, der mich anschreit, aufzustehen und mit ihm mitzukommen.
Endlich erwache ich aus meiner Starre und schwinge mich sofort vom Stuhl.
Wir rennen los und ich werde von ihm durch sämtliche Flure gezerrt.
Mittlerweile kenne ich mich ja ein bisschen aus, wo es lang geht, um nach draußen zu gelangen, und genau deshalb bleibe ich abrupt stehen, denn ich merke, dass er mich genauin die andere Richtung führt. Nämlich dorthin, wo eigentlich eine Tabuzone für mich ist. Zu den Zellen der Häftlinge.
Er will mich wieder mit sich ziehen, doch ich bleibe standhaft. Ich versuche meinen Arm von ihm loszureißen, schaffe es jedoch nicht. "Hey, wo laufen sie denn hin?? Nach draußen geht es doch in diese Richtung!!", schreie ich den Polizisten über den Lärm des schrillen Alarm hinweg an.
Währenddessen spritzt auf einmal das Löschwasser von der Decke und durchnässt uns bis auf die Knochen.
"Vertrauen sie mir! Dort hinten steht alles in Flammen! Kommen sie mit mir mit! Wir haben keine Zeit! Jetzt kommen sie schon!!", schreit der Mann zurück.
Misstrauisch mustere ich sein Gesicht.
Relativ markante Kiefer, heller Bart, blonde schulterlange Haare, wasserblaue Augen und von Narben durchzogene Augenbrauen.
So sieht doch kein Polizist aus!
Mir fällt noch das Tattoo an seinem Hals auf. Es ist ein Totenkopf, um den sich eine Schlange wickelt.
"Jetzt kommen sie doch! Worauf warten sie denn??", der "Polizist" scheint leicht reizbar zu sein.
Das ist kein Polizist! Was ist, wenn er mich entführen und sonst was mit mir machen will?? Wenn dieser Typ ein krankhafter Psychopath ist???
Unentschlossen sehe ich ihn an. Schnaubend kommt er plötzlich auf mich zu und wirft mich über seine Schulter. Vor Schock verkrampfe ich mich, dann trommele ich auf seinem Rücken herum, während er mich irgendwohin verschleppt.  "Lass mich runter!", kreische ich panisch, "Hilfe!! Hilft mir doch jemand! Hallo?!? Ich brauche Hilfe!!!"
Unbeirrt läuft der Fremde mit mir weiter und irgendwann öffnet er eine Tür, lässt mich runter und stößt mich hinein.
Stolpernd komme ich zum Stehen, während die Tür hinter mir zuknallt. Sofort laufe ich auf diese zu und rüttele an der Klinke, doch sie öffnet sich nicht.
"Scheiße!", schreie ich und schlage verzweifelt gegen die Tür.
Plötzlich höre ich Schritte hinter mir. Auf der Stelle erstarre ich und drehe mich langsam um. Mir stockt der Atem, als ich erneut in diese braunen Augen schaue.

Prison-Limitless Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt