Kapitel 8

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Das Wasser spritzt immer noch erbarmungslos auf uns nieder. Ich zittere schon vor Kälte, doch ich kann hier nicht weg. Ich bin eingesperrt. Mit ihm. Und ich weiß nicht, was er vorhat. Meine Freundin hat recht! Ich kenne ihn nicht und er könnte wirklich jemand sein, der Frauen vergewaltigt, auch wenn er nicht deswegen gefangen genommen worden ist.

Angst breitet sich in mir aus und das Zittern meiner Gliedmaßen verstärkt sich. Ich presse mich mit dem Rücken an die Tür und balle die Hände zu Fäusten, während er mir langsam näher kommt, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
Panisch beobachte ich jede seiner Bewegungen. Stück für Stück nähert er sich immer weiter und ich bleibe stocksteif stehen. Was wird er jetzt tun? Mein Herz rast so schnell, dass ich das Schlagen laut in meinen Ohren hören kann.

Dann steht Fynn direkt vor mir und sieht mich mit seinen wunderschönen braunen Augen. Seinen Blick kann ich in diesem Moment nicht deuten, da mein Hirn von Panik wie benebelt ist.
"Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Süße! Ich tu dir nichts! Du weißt doch, was ich für dich empfinde, also warum sollte ich dir weh tun?", versucht er mich mit rauer Stimme zu beruhigen. Mein Herzschlag beruhigt sich tatsächlich ein wenig, aber ich traue der Sache immer noch nicht so ganz...
Langsam hebt er seine Hand und streicht mir zart über die Wange. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus und meine Knie werden trotz der immer noch leichten Angst ganz weich.
Fynns Hand wandert zu meinem Haar und streicht ein paar verirrte Haarsträhnen hinter mein Ohr. "Du bist wunderschön!", flüstert er und ich bekomme einfach kein Wort heraus, während nicht nur Schmetterlinge, sondern ein ganzer Zoo von Tieren in meinem Bauch wütet.
Hirn? Hallo? Nicht abschalten! Du bist gerade im Knast, in dem der Alarm losgegangen ist, und ein Häftling, der behauptet, dass er dich liebt, macht dich gerade an! Uff! Du bist echt ein heftiger Fall von hoffnungslos verliebt und verdammt naiv!
Fynn kommt mir mit seinem Gesicht immer näher und ich kann nicht anders, als seinen perfekten Körper anzustarren. Ein amüsiertes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab und plötzlich küsst er mich.
Zuerst ganz sanft und vorsichtig bis er ein wenig fordernder wird. Seine Zunge streicht über meine Unterlippe und ich öffne, ohne nachzudenken, meine Lippen einen Spalt. Sofort erforscht seine Zunge meinen Mund und ich erwidere den Kuss.

Das Wasser, der Alarm, die Polizisten, die anderen Häftlinge und mein Vater sind vergessen, denn ich gebe mich diesem wunderbaren Gefühl hin. Es fühlt sich so verdammt richtig an, als würde ich ihn schon immer kennen.
Meine Hände wandern wie von selbst zu seinen Haaren und vergraben sich darin, während er mich mit seinem muskulösen Körper gegen die Tür drückt und auch seine Hände auf Wanderschaft gehen. Sie streichen über meine Taille zu meiner Hüfte und weiter runter zu meinem Hintern und meinen Oberschenkeln, die er auf einmal packt und hochzieht, sodass meine Beine sich um seine Hüfte schlingen.
Ich weiß wirklich nicht, wieso ich ihm so schnell verfalle, aber irgendwie weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann und er alles ernst meint, was er mir geschrieben hat.
Deshalb halte ich mich auch nicht zurück, doch irgendwann klopft es an der Tür und die Stimme des "Polizisten", der mich eben hierher gebracht hat, ruft: "Fynn! Wir müssen los! Kann ich aufsperren?? Die anderen sind so weit!"
Widerwillig grummelnd löst er sich von mir und stellt mich wieder auf den Boden.
Mit leicht glasigem Blick und geschwollenen Lippen sehe ich zu ihm auf, während er mich verführerisch anlächelt.
"Wir sollten los!", meint er an mich gewand und ruft dann zu dem anderen Mann: "Kannst aufmachen! Wir kommen schon!" Dann wendet er sich wieder an mich: "Also nur wenn du mit mir kommen möchtest..." Gespannt sieht er mich an. Das ist absolut verrückt, was ich hier gerade mache, aber was solls, ich will sowieso von zu Hause weg und ich vertraue ihm. Also was hab ich zu verlieren? Wenn schon verrückt, dann auch richtig verrückt oder nicht? "Bin dabei!", antworte ich mit einem Lächeln und bringe Fynn damit nur noch mehr zum Strahlen. Verdammt er sieht so gut aus! So wunderschön!
"Na dann los!", meint er und greift meine Hand, als er die Tür öffnet. Dann laufen wir auch schon los, der "Polizist" hinter uns her. "Los, los, los! Wir müssen uns beeilen!", schreit Fynn in unsere Richtung, "Die Feuerwehrleute kommen schon!" Wir ziehen unser Tempo an und rennen fast im Zickzack durch die Flure.
Nach einer Weile bleiben wir stehen und öffnen einen Lüftungsschacht, der uns nach draußen bringen soll. Ich hoffe, dass das Feuer sich in diesem Schacht nicht ausgebreitet hat, ansonsten werden wir gegrillt!! Aber eigentlich müssen die beiden doch wissen, was sie machen oder?
Sie wirken nämlich recht routiniert, als wären sie schon öfter ausgebrochen! Verdammt, was mache ich hier? Habe ich mich echt auf zwei Verbecher eingelassen? Ich bin so dumm! Aber ich will einfach etwas erleben!!
Wir krabbeln durch die engen Schächte bis das Tageslicht in Sichtweite kommt. Fynn wird immer schneller und ich muss mich bemühen, mit ihm mitzuhalten.
Und dann haben wir es endlich geschafft! Fynn tritt kräftig mit den Füßen gegen das Gitter, sodass es aus der Wand fliegt und wir ins Freie kommen. Als er draußen ist, dreht er sich sofort um und hilft mir hinaus. Der "Polizist" ist mir dicht auf den Fersen und klettert nur kurz nach mir hinaus.
Mit Erstaunen betrachte ich den roten Lamborghini, der vor uns hält und auf uns wartet. Eine Frau sitzt dort drin, die uns mit hektischem Winken zu verstehen gibt, dass wir uns beeilen sollen. Wir rennen auf das Auto zu und steigen schnell ein. Sofort fährt die Frau mit einem Affenzahn los. Wow daran kann ich mich gewöhnen! Das ist verdammt cool!
Fynn und ich sitzen hinten auf der Rückbank, während der "Polizist" vorne neben der Frau sitzt. "Wer ist die Kleine, Fynn?", will die dunkelhaarige Frau mit einer für eine Frau relativ dunklen Stimme wissen. Sie sieht genauso aus, wie man sich eine Kriminelle vorstellt.
Fynn sieht mich kurz an und legt mir die Hand aufs Knie. "Das ist Liv! Sie gehört jetzt zu uns!", antwortet er. "Na dann: willkommen im Team! Ich bin Letty!", begrüßt sie mich. "Schön dich kennzulernen, Letty!", erwidere ich freundlich.

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