Kapitel 19

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Liv P.o.v.

Ein paar Tage ist es jetzt her seit die Männer uns zusammen mit dem FBI aus dieser Hölle gerettet haben und ich habe immer noch keinen blassen Schimmer, wer sie sind. Sie haben mir erzählt, dass ein Mann namens Black Death uns in seinen Fängen hatte, doch er war entwischt und niemand hatte eine Ahnung von seinem Ziel, das er anstrebte. Ich saß gerade auf einem mir unbekannten Bett in einem mir unekannten Zimmer und versuchte verzweifelt, mich an irgendwas zu erinnern. Aber nichts, nur gähnende Leere. Als wüsste ich nicht mehr, wer ich war. Liv. Nur noch mein Name war in meinem Kopf verankert. Alles andere war wie ausradiert. Was sollte ich bloß tun? Wie sollte es weitergehen, wenn ich mich nie wieder erinnern können würde? Ich konnte mich nur noch dran erinnern, dass dieser fiese Kerl mich aus irgendeinem Grund gefoltert hatte.
Nachdenklich blickte auf den Verband an meinem Unterarm, der die verheilende Brandwunde verbarg, und dann wanderte mein Blick zu den vielen blauen Flecken und Blutergüssen, die ich davon getragen hatte. Alles tat immer noch weh und ich konnte mich kaum ohne Schmerzen bewegen.
Plötzlich klopfte es an der Tür. "Ja?", rief ich und schaute gebannt zur Tür, die von dem Mädchen geöffnet wurde, das sich mir vorher als Ramsay vorgestellt hatte. "Darf ich reinkommen?", fragte sie, während einer ihrer Zöpfe über ihre Schulter nach vorne rutschte. Ich nickte, woraufhin sie die Tür wieder hinter sich schloss und sich mir gegenüber auf einen Stuhl setzte. "Ich hab mir gedacht, ich zeige dir ein paar Bilder, vielleicht kriegst du dann deine Erinnerungen wieder", erklärte sie und ich nickte abermals. Ramsay tippte kurz auf ihrem Handy herum und drückte es mir dann in die Hand. Auf dem Foto sehe ich einen Mann ca 40-50 Jahre alt, graue kurze Haare, braune Augen und einem relativ markanten Gesicht. Er trug einen Arztkittel und sein Blick wirkte recht kalt und wenig mitfühlend für einen Arzt. Ich ließ mir Zeit, das Foto zu betrachten, dann sah ich wieder in die hoffnungsvollen Augen von Ramsay. "Wer ist das?", ich konnte die schwindende Hoffnung in ihren Augen sehen. "Dein Vater...", antwortete sie und beobachtete mich vorsichtig, als würde ich mich doch noch plötzlich erinnern können. Ich schüttelte nur den Kopf und gab ihr das Handy zurück. Auf den nächsten Bildern waren meine Mutter und ehemalige Klassenkameraden zu sehen, doch niemanden erkannte ich.
Ramsay seufzte und wollte mir noch ein letztes Bild zeigen, als ich das Handy entgegen nahm, stockte ich kurz in der Bewegung. Es war ein Foto von mir und diesem Fynn. Wir lachten und schienen miteinander zu tanzen. Es schien sehr...vertraut, als wären wir uns sehr nah. Oder nah gewesen... Auf meiner Unterlippe kauend dachte ich an den Moment zurück, als das andere Mädchen und ich beide in einem Raum gefesselt waren und die Kerle, die uns zusammen mit dem FBI gerettet hatten, waren ebenfalls festgehalten worden. Er hatte mich so besorgt, angsterfüllt und gleichzeitig entschlossen angeschaut.
"Liv? Erinnerst du dich daran?", fragte Ramsay hoffnungsvoll, während ihre Augen ganz groß wurden. Mir wurde klar, dass ich durch mein langes Zögern in ihr falsche Hoffnungen geweckt hatte. "Nein, ich kann mich daran genauso wenig erinnern wie an die Leute davor!", antwortete ich, doch hatte das Gefühl, dass sie es mir nicht so ganz glaubte.

Ramsay P.o.v.

"Und? Konntest du mit den Bildern etwas erreichen?", wollte Dom wissen, der mit den anderen in der Lagerhalle saß, wobei jeder von ihnen betretener aussah als der andere. Besonders Fynn blickte mich nun hoffnungsvoll an. Es tat weh, ihn und alle anderen enttäuschen zu müssen, aber vielleicht gab es noch eine Chance, denn ich hatte so eine Ahnung, was helfen würde. "Leider nein, weder ihre Eltern noch die Schulfreunde konnte sie erkennen...", alle blickten niedergeschlagen ins Nichts, besonders Fynn, "Doch ich glaube, dass es noch eine Chance gibt!" Fynn erhob sich:" Und zwar?" "Ich habe ihr aus mir raus noch ein Bild gezeigt, von dem ich dachte, das bei ihr vielleicht eine Reaktion auslöst und ich glaube, sie hat irgendetwas gemerkt bei diesem Bild, konnte es aber noch nicht so recht zuordnen. Aber ich denke, man muss bei ihr nur an dieser Stelle ansetzen, um an alle Erinnerungen wieder dranzukommen..." "Welches Bild hast du ihr gezeigt?", wollte Dom wissen. Ich sah zu Fynn: "Ich hab ihr ein Bild von euch beiden auf einer unserer Gartenpartys gezeigt!" Fynn nickte und schien darüber nachzudenken, doch wenigstens konnte man ihm ansehen, dass die Hoffnung in ihm wieder ein wenig aufkeimte.
"Nichts!", hörte ich Mia von hinten, die gerade von Letty kam, "Als gäbe es die alte Letty nicht mehr, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll...Dom ich glaube du musst das übernehmen, bei dir klappt das bestimmt!" Dom nickte nur ein wenig abwesend und wir alle verfielen in nachdenkliches Schweigen bis wir plötzlich ein Reifenquietschen aus der hinteren Garage vernommen. Sofort liefen wir alle nach hinten und konnten gerade noch sehen, dass Liv mit einem schwarzen Dodge Challenger aus dem Tor hinausfuhr. Fynn fluchte laut, schnappte sich ohne zu zögern seine Autoschlüssel und fuhr mit seinem Dodge hinterher.

Liv P.o.v.

Ich wusste nicht, was los war. Ich war auf einmal so durcheinander und mir war schlecht. Alles begann sich um mich herum zu drehen. Mein Herz schlug immer schneller. Wahrscheinlich eine Panikattacke. Auch meine Hände zitterten unkontrolliert. Die Wände schienen sich auf mich zuzubewegen. Ich musste hier dringend raus. Sofort! Mit klopfenden Herzen schlich ich mich aus dem Raum und gelangte unbemerkt hinter den anderen vorbei zu der Garage, in der ich ein paar richtig tolle Autos gesehen hatte. Wie von selbst steuerte ich auf einen der beiden schwarzen Dodge Challenger zu. Irgendwie spürte ich eine seltsame Anziehungskraft zu diesem Auto, als wäre es mir vertraut. Der Schlüssel lag drinnen, so konnte ich schnell einsteigen und losfahren. Mit quietschenden Reifen fuhr ich an und verließ die Garage so schnell es ging, wobei ich die anderen im Rückspiegel bemerkte, die mir hinterhergelaufen waren. Dann sah ich, dass dieser Fynn in den anderen Dodge Challenger einstieg und mir hinterher wollte. Mist!
Auf der Straße gab ich Vollgas und wunderte mich, wie vertraut mir dieses Auto doch vorkam. Ich versuchte ihn abzuschütteln, indem ich ständig links oder rechts abbog, um ihn zu verwirren, doch er war gut, zu gut. Er ließ sich nicht abschütteln und schloss immer wieder zu mir auf. Unsere Autos waren schließlich bezüglich der Leistung genau gleich, da sie das gleiche Modell waren, doch er war wohl der bessere Fahrer. Er verfolgte mich eine Zeit lang bis ich entnervt aufgab und einen abseits liegenden leeren Parkplatz ansteuerte, um dort zum Stehen zu kommen. Genervt stieg ich aus, schloss die Tür und ging energisch auf ihn zu, während er auch zum Stehen kam und ausstieg. "Lass mich einfach in Ruhe, okay? Ich brauche keinen Babysitter! Ich kann mich an nichts mehr erinnern und ich denke auch nicht, dass ich das jemals wieder können werde, also akzeptier das doch einfach!", meine Stimme hallte laut über den Platz. Währenddessen ballte ich die Hände zu Fäusten und blickte ihn ernst an. Er jedoch kam ohne ein Wort ebenso energisch auf mich zu und stoppte gar nicht. Ich erschrak und wich vor ihm zurück bis ich gegen den Dodge stieß und dann stand er plötzlich ganz dicht vor mir und legte seine Hände etwas unsanft links und rechts von mir auf die Motorhaube. Sein Gesicht war meinem sehr nah und für einen Moment stockte mir der Atem. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln und mein Herzschlag geriet aus dem Takt. Warum hatte er diese verdammte Wirkung auf mich? "Ich bin da anderer Meinung. Ich bin mir sicher, dass du dich noch erinnern wirst und ob es dir gefällt oder nicht, ich werde dir dabei helfen und dich nicht einfach so gehen lassen! Also akzeptier du das", er grinste und sah mir zuerst in die Augen und dann auf die Lippen, wobei er noch ein Stück näher kam und Anstalten machte, mich zu küssen. Ich sog scharf die Luft ein und wusste nicht wie ich meinen rasenden Herzschlag beruhigen konnte. "Und deine Reaktion gerade", meinte er und zog sich grinsend wieder ein wenig zurück, "Ist der Beweis dafür, dass ich Recht habe!" Ein leichter roter Schleier legte sich auf meine Wangen.

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