S01 E01: Der Auftrag

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Cyris stöhnte auf, als sie ihre "Partnerin" wieder aus dem Schiff hinauskommen sah. Das war töricht und naiv. Und vor allem eines: nicht hilfreich.

,,Geh gefälligst wieder rein! Und wehe dir, die Ladung ist nicht sicher verstaut wenn ich wieder komme! Ich verfolge diesen Kung!"

Kaum hatte sie gerufen, schon sprang sie los. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Denn wer auch immer sie angegriffen hatte, war eindeutig überrascht gewesen, als sie zurückgeschossen hatte. Und dementsprechend hastig war er geflohen, als sie ihn knapp verfehlt hatte. Der verpatzte Schuss ärgerte sie immer noch. Aber die Blaster waren einfach nicht ihre favorisierte Waffe. Sie waren so ungenau. Unpräzise. Unzivilisiert. Oft genug war die junge Frau in einer Bar gelandet wegen ihren Aufträgen, und in neun von zehn Fällen war urplötzlich eine Schießerei losgegangen.

Damals, zu den goldenen Zeiten der Jedi gab es bessere Waffen. Zivilisiertere als diese Blaster. Doch heute, im Krieg, waren sie rar. Eine Kostbarkeit, die man nicht einfach bekam. Und nicht mehr einfach so benutzte.

Schnell brach sie ihren Gedankengang ab. Er störte ihre Konzentration. Und das konnte sie nicht gebrauchen, wenn sie jemanden verfolgte. Über Dächer, an Häuserfasaden entlang, auf schmalen Simsen balancierend bewegten sich Cyris und der Unbekannte auf dem Weg ins Zentrum des Planeten. Zumindest hatte Cyris dies im Gefühl. Doch wenn sie erst einmal im Zentrum wären, hätte sie fast keine Chance. Dort war es zu leicht sich unerkannt weiter zu bewegen und ihr somit zu entwischen. Also beschloss sie, ihre Taktik zu ändern. Beim nächsten Sprung sprang sie einen anderen Weg, zu einem anderen Haus. Sie lief noch schneller, über die Simse und bog dann um die Ecke. Sprang. Und schnitt ihrer Beute so den Weg ab.

Es war ein Mann, ungefähr Anfang dreißig. Müsste sie schätzen hätte sie auf 28 getippt. Dunkle Haare, helle Haut. Doch wirklich viel Zeit, sich mit ihrem Opfer zu befassen hatte Cyris nicht. Denn nun zog er seine Blaster, und schoss auf sie. Wie gesagt: so unzivilisiert. Und keine Manieren. Früher hatte man sich dem Gegner vorgestellt, und hatte ihn dann versucht zu töten. Schade eigentlich. So wusste sie ja noch nicht einmal, wem sie gleich die Hölle heiß machen würde.

Bevor ihr Gegenüber wusste was geschah hatte Cyris einen Blaster in der einen, und ein Wurfmesser in der anderen Hand. Schon während sie den ersten Schuss feuerte, warf sie das Messer. Beides verfehlte knapp seinen Kopf. Einen kleinen Magneten in ihren Manschetten aktivierend rannte sie auf den Mann vor ihr zu. Ihr Messer wurde zu ihr zurück gezogen. Blaster waren gut für den Fernkampf. Doch keinem nützte ein Blaster, wenn er nicht in der Hand gehalten wurde.

Als sie nur noch wenige Schritte von ihrem Gegner entfernt war, warf sie ihr Bein nach oben, und trat ihm somit den Blaster einfach aus der Hand.

Die Schusswaffe fiel scheppernd auf den Boden. Der Fremde stand mit dem Rücken an einem metallenen Kasten, von dem Cyris gerade nicht einfiel wofür er da sein könnte.

Nun musste sie nur noch sicherstellen, dass ihr Gefangener nicht abhaute.

Schnell wie ein Thisspiasianer glitt die Hand der jungen Frau an ihre Hüfte, und schloss sich fest um den Metallenen Griff. Sie zog die Waffe aus ihrer Halterung, und hielt sie dem Fremden an die Kehle.

,,Was willst du damit tun? Mich erwürgen? "

Ihre Antwort war das Surren, als die rote Laserklinge ausfuhr.

,,Wie wäre es hiermit?", fragte Cyris. ,,Woher hast du das?" Seine Augen klebten wie hypnotisiert an der roten Klinge.
,,Tut erstens nichts zur Sache und geht dich zweitens nichts an. Aber wie wäre es mit der Info, wer dein Auftraggeber ist, Kopfgeldjäger."

Sie spuckte ihm das letzte Wort schon fast ins Gesicht. Er zuckte ein wenig zusammen bei dem Klang ihrer mechnischen Stimme, was in Cyris schon fast eine Art von Genugtuung verursachte. Angst war ein mächtiger Verbündeter. Wenn man ihn richtig einsetzten, und unter Kontrolle halten konnte.

Doch dann fing er sich wieder ein Stück. Als er allerdings nicht sofort antwortete, drückte sie den Griff des Lichtschwertes noch ein wenig fester in seine Halsbeuge.

,,Wer?"

,,Ohnaka. Hondo Ohnaka. Ich gehöre zu seiner Crew.", brachte er gerade noch so mit einem Krächzen heraus. Cyris war kurz davor, ihm mit dem Schwert die Kehle aufzuschlitzen. Hondo. Dieser miese, verlogene ... Ihr fielen einfach keine Worte ein, die ihn treffend beschrieben hätten.

Sie kannte ihn. Und das auch noch zu gut für ihren Geschmack. Wie er sie damals entführt hatte würde sie ihm nie verzeihen. Ironischer Weise wäre sie aber sonst nie zu der geworden, die sie heute war. Und sie mochte, wer sie war: Sie war gefürchtet, hatte ein gutes Einkommen, und es versuchte keiner, sich mit ihr anzulegen. Und wenn doch zeigte sie ihm ganz schnell, was das für eine dumme Idee gewesen war. Hin und wieder, wenn sie mal einen schlechten Tag hatte, mussten diese Idioten dann auch für ihre Dummheit bezahlen. Mit ihren Leben.

Das Einzige was den Mann vor ihr von diesem Schicksal trennte war, dass er über Informationen verfügte.
Also musste er wohl oder übel am Leben bleiben. Zumindest, bis sie die gewünschten Infos hätte. Für Kollateralschäden übernahm sie keine Schuld.

Langsam deaktivierte sie ihr Lichtschwert wieder und setzte ihrem Gegenüber dafür seinen eigenen Blaster an die Schläfe.
,,Du wirst mich zu meinen Auftraggebern begleiten. Versuch ja nicht zu entkommen. Wir wollen ja nicht, dass dein Hirn die Straße unter uns sprenkelt. Na los! Geh schon vor. Aber schön langsam."

Auf dem Dach auf dem sie sich befanden war eine Leiter befestigt, mit der man runter in die Gasse gelangen konnte. Und genau diese Treppe kletterte Cyris, einhändig, da sie mit dem Blaster immer auf den Mann unter ihr zielte, jetzt hinunter. Sie waren fast unter angelangt, da sprang ihr Gefangener ab. Sie sprang hinter her und landete knapp vor ihm. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Denn so hatte ihr Gegner Zeit sich zu wappnen, und zog ihr einfach die Beine unter dem Körper weg, als sie sich gerade wieder aufrichten wollte. Leider standen in der Gasse viele Container, und Cyris knallte bei ihrem Fall mit dem Kopf genau gegen so einen. Benommen sah sie nur noch, wie ihr ehemaliger Gefangener die Beine in die Hand nahm und rannte, als ob sein Leben davon abhinge.

Während sie langsam wieder zu sich kam, fasste sie sich vorsichtshalber an den Hinterkopf, was sich als gute Entscheidung herausstellte. Sie hatte sich durch den Aufprall eine Platzwunde zugezogen und ihr Blut sickerte nun in ihre schwarzen Haare.

Schnell riss sie sich an der Hand einen kleinen Streifen ihres Oberteils ab und wickelte ihn sich um den Kopf.
Dann rappelte sie sich auf, und machte sich daran, wieder zurück zum Raumschiff zu kommen. Denn auch wenn die Wunde jetzt notdürftig versorgt war, brauchte sie Medikamente, oder zumindest einen richtigen Verband. Und so ungern sie es auch zugab, diesmal käme sie nicht ohne Hilfe aus. Also eilte sie so schnell es ging die Straßen des Planeten entlang.

Als sie zurück war, hämmerte sie förmlich auf den Knopf, der die Laderampe runter ließ. Nach einem schnellen Blick um sich zu vergewissern, dass die Ladung sicher verstaut war, ging sie weiter in das Schiff hinein und schnappte sich das Medikit. Nachdem sie ihren Kopf in einen blütenweißen Verband gehüllt hatte, ging sie ins Cockpit und ließ sich in den Sitz fallen.

,,Los. Lass uns verschwinden."

Star Wars || ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt