S01 E10: Höhle der Visionen

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Oben, eingefroren im Eis, und halb verdeckt glitzerte die exakte Kopie des Holocrons, dass Lyn immer noch in der einen Hand umklammert hielt.

Ihr Meister hatte noch ein zweites Holocron versteckt, an einer Stelle, an die man ganz einfach und ohne sein Leben zu riskieren dran gekommen wäre.

Wie gerne würde sie ihm jetzt eine klatschen.

,,Dieser geniale Sohn eines Bantha!", fluchte Cyris mit einer Mischung aus Anerkennung für ihren Meister und Frustration.

Lyn sah sie verwirrt an.

,,Das ist ein weiteres Holocron. Eines, an das wir hätten ganz einfach herankommen können. Und zwar ohne Lebensgefahr als Beilage."

Nun sah auch Lyn verärgert aus. Cyris zuckte mit den Schultern. Es war jetzt auch nicht mehr wichtig. Sie hatten ein Holocron und lebten. Es stand ihnen nichts mehr in ihrem Weg zu Maul. Für mehr hatte sie keine Kraft mehr. Auch wenn sie versuchte, wieder zu ihrer alten Form aufzulaufen, und sich vor ihrer Begleiterin nichts anmerken zu lassen, diese Visionen, die ihr so echt vorgekommen waren das sie die Schläge auf ihrem Gesicht und ihrem restlichen Körper spürte, hatten ihre Spuren hinterlassen von denen sie sich erst einmal wieder erholen musste. Also riss sie sich zusammen, stellte sich gerader hin, straffte die Schultern und lief los in Richtung Trust und hinaus aus der Schlucht. Hinter ihr hörte sie Lyns Schritte, während die Pilotin ihr folgte.

Wie auf dem Hinweg ließ sie ihren Blick auf dem Boden, um nicht geblendet zu werden. Ihre Hände in den Handschuhen glitten sanft über den kalten, vereisten Stein der durch die eisigen Vorhänge glatt wie ein Spiegel wurde. Diese  klare glatte Kälte erinnerte sie an bessere Zeiten, und wenn sie ihre Augen schloss sah sie sie.

Sie selbst saß konzentriert am Rand der Tempelplattform, ein Bein hing über die Kante und über den Wipfeln der Tropenbäume von Yavin IV auf dem sie sich befand. Die Sonne ging gerade unter, es war lau. Vor ihr lagen die fertigen Teile ihrer beider Lichtschwerter, bereit zu Schwertern zusammengefügt zu werden. Ihr Meister hatte ihr gesagt, sie würde nicht mit zwei Schwertern klar kommen, noch nicht. Aber das hielt sie nicht auf. Als sie ihr die Teile holten, und Maul nichts gegen die Doppel - Beschaffungen unternahm, fühlte sie sich bestärkt in ihrem Vorhaben. Nun saß sie hier, und musste die Teile nur noch zusammenfügen. Dann hätte sie ihre eigenen Schwerter. Ihre eigenen Lichtschwerter. Etwas, von dem sie schon träumte seit sie ihren Meister das erste Mal mit seiner Doppelklinge hatte kämpfen sehen.

Langsam zog sie ihr Bein zurück auf die Plattform, kniete sich hin, setzte sich hinunter auf ihre Füße, schloss die Augen und streckte die Handflächen über die Teile aus. Sie atmete ein, konzentrierte sich, lauschte in sich hinein, auf ihre Cyberkristalle, die Macht, die sie in diesem Moment durchströmte, zu ihr flüsterte, sich mit den Waldgeräuschen des Mondes vermischte und einen wunderbar seltsamen und wunderschönen Klang ergaben. Es klickte und sie öffnete ihre Augen wieder. Vor ihr schwebten die schwarzen, geschwungenen Griffe und glänzten verheißungsvoll im Licht der untergehenden Sonne.

Vorsichtig, fast schon scheu, griff sie nach ihnen. Sie glitten in ihre Hände, kalt und glatt, und fühlten sich an wie für sie gemacht. Langsam stand sie auf, blickte über den Wald und fuhr die roten Klingen aus. In diesem Moment fühlte sie sich angekommen. Sie fühlte, dass sie endlich dort war, wo sie hingehörte. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie blickte auf. Ihr Meister sah auf sie hinunter, mit einem zufriedenen Lächeln, das fast schon stolz aussah, drückte ihre Schulter, und sah mit ihr zusammen in den Sonnenuntergang.

,,Cyris? Ist alles in Ordnung? Oder bleibst du einfach so aus Spaß plötzlich mitten in einem ein-Personen-Spalt stehen?"

,,Was? Oh, nein. Kann weitergehen."

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