„Würdest du bitte noch die Mietautos buchen für die beiden Geschäftsleute von heute morgen?" Sina schaute kurz von ihrem PC hoch und klimperte mit ihren Wimpern. Das konnte sie wirklich gut. Jemand ganz lieb bitten. Ich hatte mich wieder auf die Arbeit gefreut und heute früh kam ich sehr gut aus dem Bett, ohne großartige Schmerzen. Das leichte Ziehen in den Muskeln machte mir nichts weiter aus.
Lächelnd machte ich mich sofort an die Arbeit.
Doch bevor ich das Telefon in die Hand nehmen konnte um die Nummer des Verleihs im Ausland zu wählen, klingelte es von selbst.
„Reisebüro M&S, mein Name ist Lyana, was kann ich für Sie tun?", meldete ich mich höflich, so wie sonst auch.„Du kannst einiges tun, Schatz." Oh Gott, nein. Meine Laune kippte augenblicklich. Der Tag hatte doch gerade erst angefangen.
Ein Schauer rieselte über meinen Rücken und ich ballte meine leere Hand zur Faust.Kurz blickte ich zu Sina, ob sie noch arbeitete. Als ich mich vergewisserte, dass sie konzentriert war, sagte ich leise: „Dir auch einen schönen Tag Mutter."
Sie hatte mich „Schatz" genannt. Das war nicht gut. Überhaupt nicht.
„Wir sollten vergessen, was vorgefallen war. Es ist doch überhaupt nicht wichtig, ob dein Vater und ich uns trennen oder? Es kommt doch darauf an, dass wir uns als Mutter und Tochter verstehen."
Mir graute es. Vorsichtig schaute ich zu Sina, ob sie denn irgendwas von dem Gespräch mitbekam. Aber sie war selbst vertieft in ein Telefonat. Gut so.„Hör zu..", fing ich an, doch ich wurde von der Stimme am anderen Ende der Leitung unterbrochen. „Mein Schatz, wir sollten das Kriegsbeil begraben und uns treffen. Ich lade dich ein. Wie wäre es? Ein schönes Abendessen in einem Lokal, in dem die Gerichte himmlisch schmecken? Gib dir einen Ruck und sei nicht so nachtragend."
Möchte sie sich etwa entschuldigen?
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Zeit finde.."
„Du wirst ja wohl Zeit für deine eigene Mutter haben." Ihr Tonfall änderte sich schlagartig.
„Ich muss lange arbeiten, meiner Chefin helfen. Und ich muss noch meine Wohnung einräumen. Und ich gehe jetzt jeden Tag zum Training. Da kann ich leider nicht viel Zeit freischaufeln in den nächsten Wochen."
Da hatte das Training mit Nath doch seine gute Seite. Als Ausrede galt es allemal.
Meine Mutter schnaubte verächtlich. „Ich bitte dich lediglich um eine Stunde deiner kostbaren Zeit. Wie habe ich dich denn erzogen, dass du deine liebe Mama einfach so im Stich lässt.."Ohwei, es war ihr Ernst.
Sie redete sich gerade weiter in Rage, aber ich schaltete ab und konzentrierte mich auf Sina, denn sie beendete ihr Gespräch und warf mir einen Seitenblick zu.
Verdammt.. Sie sollte das nicht mitbekommen.Als sie dann auflegte und mich fragend ansah, nickte ich und lächelte ihr kurz zu. Meine Mutter war sicher hörbar, so wie sie sich echauffierte.
„Natürlich..", fing ich an und nahm mir einen Stift zur Hand. „aber leider kann ich nichts für Sie tun, da Sie mit dem falschen Reisebüro verbunden worden sind. Wir bitten Sie sich bei dem genannten Veranstalter zu melden und sich dort zu beschweren."
Am anderen Ende des Telefons wurde es schlagartig still. „Bitte was?" kreischte ihre Stimme in mein Ohr.
„Bist du denn von allen guten Geistern ver.."„Wir bedanken uns..", ließ ich sie gar nicht erst ausreden. „und wünschen Ihnen eine angenehme Woche. Tschüss." Ich knallte den Hörer auf den Apparat und atmete kurz durch.
Gefahr gebannt?Mit Herzklopfen blickte ich zu Sina, die mich interessiert musterte.
„Wieder so ein Bekloppter, der sich beschweren wollte?"
Langsam nickte ich.
„Ich verstehe es nicht. Die müssen doch wissen, bei wem die ihre Reise gebucht haben", sagte ich verärgert.
„Und das zum Wochenbeginn. Idioten.."
„Wem sagst du das..", nuschelte ich zustimmend.
Die Tür klingelte, was bedeutete, dass Kundschaft kam. Sina stand auf und kümmerte sich um die beiden Damen, die gerade hereinkamen. Ich war erst einmal vergessen.
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Nathaniel - deep water
Romance~Lyana Ich wollte eigentlich nur bei meiner Arbeitskollegin zu Abend essen. Ich wollte eigentlich nicht den besten Freund ihres Mannes kennenlernen, da er aussah wie ein typisches Arschloch. Ich wollte eigentlich keine Nachricht von irgendeinem Ke...