Kapitel 18 ~ Sieg

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Nachdem Sina und ich zu ihr gefahren waren, packte ich mein Zeug in mein reserviertes Gästezimmer und setzte mich kurz auf das frisch bezogene Bett und ließ mich nach hinten fallen.
Wenn das ihr Gästebett war, dass sich so super bequem und weich anfühlte, wollte ich gar nicht wissen, wie das Ehebett der Beiden war. Darin liegen wollte ich jetzt nicht unbedingt, aber mich würde schon interessieren..

„Lyana Liebes? Dein Bruder ist am Telefon." hörte ich plötzlich Sinas lautes Organ von der Treppe unten.
Nein! Auf keinen Fall!

Ich wollte heute nicht noch mit meinem Bruder reden. Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe und sei es ein Fernsehabend mit den liebsten Menschen in meinem Leben.
Und Mark hätte ich in der derzeitigen Situation zum Mond schießen können.
Er hat mir das mit der vermaledeiten Wohnung erst eingebrockt.
Hätte ich diese Wohnung nicht, wäre mir Nathaniel vielleicht nie so auf den Wecker gegangen.

Ohne aufzustehen, schrie ich: „Ich bin nicht da!" wie ein zickiger Teenager.
Heute hätte ich am liebsten meinen Kopf liebevoll gegen die Wand geknallt oder den Kopf eines anderen gewissen Menschen.

Nathaniel.
Was er wohl gerade machte?

Also - Nein! - Das interessierte mich überhaupt nicht.
Ich hoffte nur, er taucht hier nicht auf.
Es war kurz nach sieben und er stand wahrscheinlich jetzt bei sich daheim und schäumte vor Wut. Seine Adern an den Armen und am Hals traten wahrscheinlich schon hervor, weil er so zornig war. Wie gestern, als er Lucas hinausbeförderte.
Was er wohl gerade dachte? Ob er sich Sorgen machte oder mich am liebsten umbringen würde so wie ich ihn?

- Hallo Lyana! Du wolltest nicht mehr an ihn denken?

Allein sein war wohl eine schlechte Idee, also wackelte ich langsam die Treppe runter. Sina stand am Herd und telefonierte mit Lautsprecher. In der einen Hand hielt sie ein Messer und in der rechten rührte sie im Topf, in dem etwas vor sich hin köchelte, um. Noch bevor ich hören konnte was sie am Telefon sagte, trat Matts Gestalt in mein Sichtfeld.

„Sie kann einfach alles gleichzeitig. Letztens hat sie telefoniert, die Einkaufsliste geschrieben und gleichzeitig ein Video von dieser Bloggerin angeschaut. Der Wahnsinn."

„Absolut. Ich könnte das nie, nicht einmal wenn ich mich sehr konzentrieren würde." Kopfschüttelnd grinste ich Matthew an und folgte ihm in die Wohnstube.
Der TV war angeschaltet und der Film stoppte bei einer Anfangsszene, die mir sehr bekannt vorkam.
„Oh." kam es aus meinem Mund, „wir schauen also meinen Lieblingsfilm?"

„Nur das Beste für dich." rief es aus der Küche und ich musste noch mehr grinsen. Sie hatte Augen und Ohren wirklich überall.
Ich hörte, wie sie sich verabschiedete und dann Marks Stimme am anderen Ende, der ihr sagte, sie solle mir liebe Grüße ausrichten. Als sie aufgelegt hatte plärrte sie genau das in meine Richtung.

Ein Handy begann zu klingeln und diesmal meldete sich Matthew.

Gut, dass ich mein Handy gleich in Nathaniel's Wohnung gelassen habe. Wahrscheinlich würde das auch noch klingeln.

Apropos..

„Hey Nath. Was gibt's?"

Oh nein.

„Du, ich kann leider nicht, auch wenn ich dich gern fertig machen würde. Aber wir haben Besuch und Sina kocht und du kennst sie, wenn sie kocht und ich abhaue, ist ein blaues Auge vom Boxen das geringere Übel. Aber komm doch vorbei. Du bist herzlich eingeladen."

Scheiße nein! Das ist doch.
Aaaah und ich kann nicht einmal etwas dagegen tun.
Was soll ich schon zu Matt sagen?
Ich möchte alleine hier sein? Ich möchte Nathaniel nicht sehen? Warum? Keine Ahnung, ich mag ihn nur nicht?

Nathaniel - deep waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt