Ich putzte mir gerade die Zähne und dachte über das gestrige Geschehene nach.
Mark kam ins Bad und wuselte im Schrank rum her. Er war heute Nacht noch gekommen, wie er es versprochen hatte und wollte mich heute früh gleich auf Arbeit fahren.Nachdem ich gestern eingeschlafen war, hatte Daddy noch einmal geschrieben, aber ich hatte noch keine Zeit auf mein Handy zu schauen, da mein lieber Herr Bruder mich scheuchte, damit ich nicht zu spät auf Arbeit kam.
„Mark entspann dich. Sina ist mir nicht böse, wenn ich zu spät komme." nuschelte ich, weil meine Zahnbürste im Mundwinkel hing.
Er drehte sich um und sah mich mit seinen blauen Augen an.
„Du solltest aber nicht zu spät auf Arbeit kommen, egal ob deine Chefin deine Freundin ist oder nicht."Er bemutterte mich schon immer mehr als unsere eigene Mutter. Mark kümmerte sich um mich und ich liebte ihn dafür.
Ich musste schlucken. Mich hatte Daddy so abgelenkt, dass ich daran nicht mehr gedacht habe.„Ich habe dir eine kleine Wohnung gekauft, die sich in einem meiner Objekte befindet. Diese ist bereits ausgestattet und du kannst dein persönliches Zeug mitnehmen. Heute Mittag wird eine Umzugsfirma kommen, die deine Kartons mitnimmt." Seine strenge Stimme behagte mir gar nicht. Meine schüchterne Art hatte ich unter anderem ihm zu verdanken. Er konnte sehr herrisch, befehlerisch und egoistisch sein. Oft hatte er einfach über mich hinweg entschieden.
Unser Vater war nie ein richtig strenger Vater und um meine Erziehung hatte sich Mark bemüht, der schon zeitig erwachsen werden musste. Widersprechen zählte nicht und wieder gab ich viel zu schnell auf, da ich keinen Streit mochte.
Ich wollte nicht ausziehen, immer hatte ich mich gewehrt, als Mark mir anbot, zu ihm zu ziehen. Selbst jetzt, wenn alles den Bach runterging, wollte ich hier bleiben.
„Es ist mein zuhause, Mark. Und deins war es auch. Warum gibst du Mama nicht einfach das Geld für das Haus? Dann bleibt alles so wie es ist." Meinen Mund wusch ich aus und räumte das Waschbecken auf.
„Sie haben es dir noch nicht gesagt oder?" Er verzog den Mund zu einer Grimasse. „Vater will das Haus nicht. Er zieht nächste Woche in eine Wohnung und das Haus wird verkauft mit fast allen Gegenständen. Ich persönlich werde mich als Makler darum kümmern."Platsch. Mein Gehirn war gerade explodiert und setzte sich neu zusammen. Ich blinzelte und schaute Mark fragend an. Wahrscheinlich sah ich aus wie gestört.
Das hier sagte alles über meine Eltern aus. Sie ließen sich scheiden, verkauften das Haus, sagten ihrer Tochter nicht einmal, dass sie ausziehen musste und verpissten sich, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
Mark kam zu mir und nah mich in den Arm. Warum wurde ich nicht geliebt? Lag es an mir? War etwas falsch an mir, so dass mich niemand bei sich haben wollte? Tränen brachen durch eine Mauer aus Zorn und Trauer.
„Es wird alles gut. Die beiden Streithähne sind jetzt weit auseinander und das hier ist nur ein Haus. Alle guten Erinnerungen bleiben in deinem Köpfchen." flüsterte mir Mark zu.
Mein Herz bekam Risse und die gehässige Stimme wollte in meinem Kopf rumherspuken. Ich unterdrückte dieses Aufbegehren und dachte an schöne Kindheitserinnerungen.„Komm schon. Mach dich fertig und geh auf Arbeit. Ich kümmere mich um deine Sachen." sagte er und streichelte mir über den Rücken.
Die Tasse Kaffee neben mir war bereits leer und ich schaute auf die Uhr, um festzustellen, dass bald Mittagspause war.
Meine Arbeit lenkte mich von den Problemen zuhause ab. Sina hatte es aber bemerkt und löcherte mich bereits den ganzen Vormittag. Da mir die Sache aber sehr unangenehm war, wollte ich sie damit nicht belasten.
Ich machte mir ohnehin bereits genug Vorwürfe, ob das alles meine Schuld war. Mark konnte ich ebenfalls nicht verstehen. Er hatte genug Geld, um das Haus zu kaufen und die laufenden Kosten hätte ich übernehmen können, da ich noch ein wenig Erspartes besaß. Aber es fragte mich niemand. Immer wurde alles ohne meine Wenigkeit entschieden.
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Nathaniel - deep water
Romance~Lyana Ich wollte eigentlich nur bei meiner Arbeitskollegin zu Abend essen. Ich wollte eigentlich nicht den besten Freund ihres Mannes kennenlernen, da er aussah wie ein typisches Arschloch. Ich wollte eigentlich keine Nachricht von irgendeinem Ke...