Kapitel 14 ~ Auftauchen

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„Was fällt dir eigentlich ein? Was genau sollte das denn? Hast du den Verstand verloren?" Das alles brüllte ich ihm entgegen, während ich auf ihn zu lief, die uns trennenden Meter überbrückte und direkt vor ihm stehen blieb.

Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen um ihn anzuschauen, aber das störte mich gerade wenig.
Eigentlich war ich schüchtern, aber dieser Kerl hier brachte meine schlechte Seite zum Vorschein.
Der Tag ging genauso bescheiden weiter, wie er begonnen hatte.

Mein Zeigefinger pikste in seine Brust.
„Du kannst hier nicht auftauchen und alles bestimmen wollen. Verdammt, du hast gerade meinen Gast rausgeschmissen. Du solltest dich schämen. In deinem Alter hätte ich mehr Anstand erwartet" Ja, ich hörte mich wie eine Mutti an, aber in dem Moment kam alles einfach ungefiltert aus meinem Mund. „Was denkst du eigentlich, wer du bist?"

Ehe ich weiter meine Predigt runter rattern konnte, packte er mich derb am Handgelenk und zog mich mit einem Ruck in seine Richtung. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren und stolperte prompt. Dann prallte ich mit meiner Wange gegen seine harte Brust.

Doch ich konnte mich nicht erholen, geschweige denn ihn weiter runterputzen, da er bereits mein Kinn packte und mein Gesicht gefährlich nah an seinem herabzog.
Seine Augen leuchteten arrogant und stimmten mich damit überhaupt nicht milde.

„Du weißt, wer ich bin, meine Kleine."
Seine schnurrende Stimme beruhigte mich keinesfalls, aber sie ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen, was ich, verdammt nochmal nicht gut hieß. Mein Körper musste doch nicht immer SO auf ihn reagieren..
Ich wollte jetzt stinkwütend auf ihn sein und nicht vor ihm erschaudern.

„Eigentlich bin ich gekommen, damit du es leichter hast, dich für dein gestriges Verhalten zu entschuldigen."

Oh, dieser verdammte..
Ich versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien, aber ich scheiterte daran.
„Lass mich los!" bluffte ich, doch es schien ihn nich im Geringsten zu stören, denn sein dämliches Grinsen wurde nur breiter und er hielt mich noch stärker fest.
„Du bist aber heute sehr gereizt, meine Kleine." Er musterte genaustens mein Gesicht, als sei ich ein Insekt unter einem Mikroskop, welches er liebend gern quälen möchte. „Liegt das etwas an Gestern? Weil dich Daddy nicht hat kommen lassen?"

Das gab es doch nicht!
Ich war kurz vorm Explodieren und gern hätte ich ihn verbal sonst etwas an den Kopf geschmissen, aber alles was meine Kehle zustande brachte, war ein hilfloses Wimmern. Wie immer, wenn mir die Worte fehlten.
Eigentlich sollte ich sagen, dass mir nichts mehr zu seinem überheblichen, selbstgefälligen Verhalten einfiel.

Aber Nathaniel sah das wahrscheinlich anders, was mir sein Gesicht verriet.
„Oh Püppchen. Du hättest nur mehr betteln müssen, mich um Vergebung bitten müssen und lieb sein müssen. Dann hätte ich es dir vielleicht besorgt." Er stupste mir mit seinem Zeigefinger auf meine Nase, als wäre ich ein Kleinkind. „Aber nur wenn du überzeugend genug gewesen wärst."

Gott, ich schwöre bei allen Heiligtümern, dass wenn dieser Mensch vor mir weiter so unerträglich ist, ich ihn leider erdolchen muss, dachte ich mir in diesem Augenblick. Er benötigte dringend eine Ohrfeige oder mehr als das. Vielleicht einen Tritt in seine Kronjuwelen.

Er konnte mit einzelnen Worten eine Wut entfachen, die ich noch nie zuvor so gespürt habe.

„Du.. Du verfluchter.." begann ich, doch weiter kam ich nicht, weil er einfach seine Lippen auf meine presste. Seine blöden, weichen Lippen.

Seine Zunge drängte sich zwischen meine Lippen und öffnete meinen Mund, um meine Zunge zu finden.
Er schmeckte nach Minze, Limette und nach Alkohol.
Mein Innerstes zog sich angenehm zusammen.

Nathaniel - deep waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt