Kapitel 17 ~ Dilemma

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„Kann ich dir noch etwas anbieten oder bist du nun satt?" fragte er und holte mich somit aus meinen Überlegungen.
Mit hochgezogener Augenbraue blickte er mich an. Seine Augen glänzten schelmisch.

Wenn er schon fragte..
„Das nächste Mal hätte ich gern Orangensaft zum Frühstück und einen Joghurt und am liebsten wäre ich auch allein. Danke der Nachfrage."

Er wollte mich ja in seiner Wohnung haben, da konnte es ruhig noch mehr Komfort sein.

Frech grinste ich zurück und erhob mich, um den Größenunterschied zumindest ein klein wenig auszubessern. Mutig genug, trat ich einen Schritt auf ihn zu und funkelte ihn herausfordernd an.

„Du möchtest allein frühstücken? Ist das tatsächlich so?" fragte er, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich habe nämlich das Gefühl, dass es der kleinen Lyana gar nicht gefallen hat, einsam und allein zu essen."

Es nervte mich, dass er mich so sehr auf die Palme brachte mit seinem Auftreten und seinem Gesichtsausdruck.
Von seiner überheblichen Tonart, die er an den Tag legte, redete ich gar nicht erst.

„Dein Gefühl täuscht dich. Ich bin es gewohnt allein zu essen. Genau deswegen brauche ich dich gleich gar nicht." Den Satz hatte ich mir nicht einmal überlegt, sondern er kam einfach so aus meinem Mund, weil ich mich leicht ertappt fühlte.

Und jetzt hatte ich ihm genau das gesagt, was er hören wollte.
Aus einer Laune heraus, weil ich mich nicht im Griff hatte.
Nicht wie sonst.

Nathaniel's Gesicht sprach Bände.
Er fühlte sich bestätigt.
„Ich glaube dir nicht."
Seine verschränkten Arme öffneten sich und er legte sie um mich, zog mich zu sich und mit einem Ruck klebte ich wieder an ihm, so dass kein Finger mehr hätte zwischen uns passen können.

Die Geste hatte etwas Tröstendes, ein Zeichen unter guten Freunden, wenn es denn ernst gemeint gewesen wäre.

„Du kannst mich doch darum bitten, mit dir zusammen den Tag zu starten, Kleine. Ich würde das sehr gern für dich tun."

Natürlich würde er das nicht.

Nathaniel würde nicht seinen Tagesrhythmus durch mich unterbrechen oder gar etwas für mich tun, ohne dass er etwas davon hätte. Und meine Anwesenheit beinhaltete definitiv keinen Vorteil für ihn.

So leichtgläubig war ich auch wieder nicht.

Er wollte mich einfach nur ins Bett bekommen und mich dann abschießen.
Warum sollte er denn dann bitte mit mir zusammen frühstücken?
Es reichte für ihn vollkommen aus, dass er mir ein Date schenkte beziehungsweise, dass er sich die Mühe machte, mich, eine Person, die nicht besonders wichtig ist, auszuführen, damit er mich verführen konnte.

„Auch nur, wenn Sex für dich rausspringt." konterte ich und funkelte ihn böse an.

„So oft wie du es erwähnst, willst du es wohl am meisten, Püppchen."

„Nein. Danke." sagte ich und befreite mich wieder aus seiner Umarmung.
„Ich verzichte."
Einen Schritt zurück tretend, versuchte ich einen Punkt hinter ihm zu fokussieren.

In mir machte sich der Wunsch breit, dass Nathaniel doch endlich verschwinden möge.
„Musst du nicht Geld verdienen?" stellte ich ihm deshalb die Frage und blickte genervt an die Wanduhr aus Holz. „Andere Menschen striezen oder so?"

Im Augenwinkel sah ich, wie er seinen Kopf schief legte.
„Du möchtest mich los haben? Wieso? Möchtest du es dir allein in meinem Schlafzimmer besorgen?"

Ob es sehr schmerzt, wenn man Männern an den Barthaaren zieht?
Denn das würde ich gerade unglaublich gern tun.

„Ich frage nur aus reiner Neugier."

Nathaniel - deep waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt