Kapitel 4 ~ Küsse

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Hinter mir stand Mark, der mich erschrecken wollte. Anstatt, dass ich erleichtert sein sollte, weil dieser Psycho nicht hier war, machte sich Enttäuschung in mir breit..
Ich schob es auf den Alkohol, der mir zu Kopf stieg.

„Warum ward ihr einfach weg?", fragte er mich. Ich musste kurz durchatmen, bevor ich antworten konnte ohne zu lallen.
„Ihr beiden seid doch verschwunden und habt uns allein gelassen.", antwortet ich vorwurfsvoll, „Lucas ist nur mal auf Toilette." fügte ich noch hinzu. Mark lachte. Anscheinend war er auch gut dabei.
Er drehte sich wieder zu seiner Barbie um und fing an mir ihr zu knutschen. Gott, war das peinlich.
„Wie ich Pärchen hasse.", nuschelte Lucas hinter mir und verdrehte die Augen. Ich lachte und fühlte mit ihm.
Er gab mir ein Glas in die Hand und prostete mir zu.
„Das Zeug ist mega lecker."
„Und haut voll rein oder?", fragte er zwinkernd.

Ich schaute auf mein Handy, auf dem keine Nachricht von Daddy war. Na klasse. Er war entweder feige oder ich wurde tatsächlich nur verarscht..

Was ist wenn ich ihn einfach fragen würde?
„Ich muss mal kurz telefonieren." nuschelte ich. Man hörte mir definitiv an, dass ich getrunken hatte.
Ich stellte mich ein wenig abseits, wo es ruhiger war und rief Daddy mit unterdrückter Nummer an.
Beim zweiten Klingeln ging er ran.
„Ja.", meldete er sich mit strenger, tiefer Stimme. Telefonsex mit ihm wäre wahrscheinlich sehr angenehm..
Bei diesem Gedanken, musste ich ins Telefon kichern und legte auf.
Oh verdammt, ich schrieb mit einem Mann, den ich Daddy nennen soll.
Wie erotisch war das denn bitte?!
Das Handy steckte ich weg und kicherte weiter. Jetzt hatte ich Bilder in meinem Kopf, wie Daddy wohl aussah und was er mit mir machen würde.

„Wollen wir wieder reingehen?" fragte Lucas, als ich wieder zurücklief. „Ja klar. Besser als denen zuschauen zu müssen.", antwortete ich so laut, dass die beiden es hören mussten.
Wir gingen wieder zurück zur Bar und dabei er bestellte noch einen Cocktail für mich und ein Bier für sich selbst.
Währenddessen schaute ich auf mein Handy, aber es gab keine neue Nachricht von Daddy. Oh man. Wie gemein.
„Ist alles in Ordnung? Du schaust so traurig." fragte Lucas und schaute mich besorgt an.
„Nein. Alles bestens." grinste ich ihn an und er rückte näher.

„Du hast mir nie gesagt, wie dir mein Kuss gefallen hat."
Ich erinnerte mich an meinen ersten Kuss und an seine Lippen, die auf meinen lagen. Als ich in ihn vernarrt gwesen war, musste ich ihn, beim Flaschendrehen mit Marks Freunden, küssen. Dabei hatte ich nichts gefühlt. Es war eben ein Kuss. Nicht mehr. In Bücher und Filmen war dieser Moment immer total überragend und romantisch dargestellt, aber die Realität sah leider anders aus, was mich als Romantikerin echt enttäuschte.
Aber da merkte ich, dass ich nicht in Lucas verliebt war und nach zwei Jahren Schwärmerei, sah ich ihn endlich nur noch als Kumpel.
„Ganz ok." antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Ganz ok?" lachend griff er an sein Haar und strich darüber. „Ich glaube du kannst dich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht sollten wir es nachholen und deine Erinnerung auffrischen."
Ich musste grinsen und als er sich zu mir beugte, überwand ich die letzten Zentimeter und küsste ihn.
Böser Alkohol..

Wow, es haute mich sowas von nicht vom Hocker und wieder fand ich, es war einfach nur ein Kuss.
Nichts Besonderes eben. Als ob man dem Bruder ein Gute-Nacht-Kuss gibt.. Schnell zog ich mich zurück. „Und?" fragte er mich erwartungsvoll mit hochgezogener Augenbraue.
Ich schüttelte den Kopf und meinte grinsend „Ganz normal eben." Bevor er mich noch einmal küssen konnte, stand ich schwankend auf. „Ich muss mal kurz aufs Klo."

Erstmal musste ich in meinem Zustand den Weg finden.
Es waren vier Türen in dem Gang und dass es hier schummrig war, machte die Sache nicht besser.
Eine Tür rechts neben mir öffnete sich und plötzlich wurde ich am Arm gepackt, reingezerrt und mit dem Bauch an die geschlossene Tür gedrückt. Schock machte sich in mir breit. Ich schrie kurz auf.
Ein Körper stand nah hinter mir.
So nah, dass ich spürte, dass es ein Mann war.
Sein Körper presste sich gegen meinen und meine Wange drückte sich gegen die Tür. Schreien konnte ich nicht, da er mir seine Hand auf den Mund hielt.

Nathaniel - deep waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt