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Jisung PoV

Erschöpft ließ ich mich im Pausenraum auf einen der Stühle fallen. Es war kein besonders großer Raum sondern nur ein kleines Zimmer mit Kleiderhaken, einem Tisch, Stühlen und einer kleinen Kücheneinrichtung neben dem Fenster, aber er reichte vollkommen aus.

"Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?", hörte ich auf einmal und sofort schnellte mein Blick zur Tür, um zu sehen, wer gesprochen hatte.

"Nein, gar nicht.", antwortete ich und sah in Minho's Augen. Doch natürlich konnte ich den Augenkontakt nicht halten, weshalb ich meinen Blick auf seine Schlüsselbeine richtete. Leider stellte sich dies auch nicht als die beste Idee raus, da sich nun wieder Bilder von ihm in meinem Kopf abspielten. Davon wie er meinen Hals und meine Schlüsselbeine küsste und Knutschflecken hinterließ, während er immer wieder in mich stieß.
Wieso musste er mir diese Gedanken in den Kopf werfen?

"Ich will nicht mit dir schlafen.", rutschte es mir einfach raus, da ich in diesem Moment an nichts anderes denken konnte.

"Schade, ich hätte jetzt voll Bock auf so einen Quickie im Pausenraum. Aber wenn mein Babyboy keine Lust auf Daddy hat...", erwiderte er scherzhaft und setzte sich mit einer Tasse Kaffee zu mir an den Tisch, während ich knallrot wurde.

"Du fandest das nicht seltsam?", fragte ich ihn peinlich berührt.

"Ach, wenn du länger Zeit mit den Idioten hier verbringst, gewöhnst du dich an sowas. Was da manchmal bei rumkommt, kann sich auch kein Mensch ausdenken."

"So schlimm?", schmunzelte ich.

"Das musst du selbst erleben, glaub mir. Sonst bekommst du da nicht das richtige Bild von. Hey, du könntest am Wochenende mit uns abhängen, wenn du magst. Dann siehst du es selbst. Also wenn deine Eltern dich lassen. Hab ja keine Ahnung, wie sowas bei dir Zuhause läuft."

"Ich weiß nicht, wie Donghyun da drauf ist, aber ich kann ihn ja fragen, wenn ich wieder Zuhause bin."

"Okay, dann machen wir es so. Willst du meine Nummer haben, um mir zu schreiben, ob du kannst?"

"Oh. Uhm... Ja, klar."

Ich entsperrte mein Handy, öffnete die App mit meinen eher überschaubaren Kontakten und schob es ihm so rüber, dass sich unsere Hände nicht berührten. Schließlich hatte er ja gesagt, dass er davor Angst hat.

"Irgendeinen Wunsch, wie ich mich einspeichern soll?", fragte er, nachdem er die Nummern in mein Handy eingetippt hatte.

"Mach es einfach so, dass ich dich wieder finde. Der Rest ist egal.", antwortete ich und wurde nervös, als ich sah, wie er Emojis suchte.

"Bitte.", meinte er und gab mir mein Handy zurück. Meine Augen weiteten sich, als ich auf dem Handy ein 'Daddy 🖤⛓️' erblickte, während Minho nur über meine Reaktion grinste.

"Als Anspielung an vorhin.", erklärte er. "Ich hab meistens Insider, mit denen ich andere einspeichere, aber wir haben noch keinen, deshalb muss das jetzt hinhalten. Außer jemand bei dir Zuhause schaut dein Handy durch. Dann würde ich es an deiner Stelle ändern."

"Das sieht niemand. Keine Sorge. Es geht keiner mehr mein Handy durch."

"Okay, dann schreib mir nachher einfach, wenn du was weißt. Ich würde mich freuen, wenn du dabei wärst. Wir haben auch noch nicht genau festgelegt, also wenn es was gibt, was du gerne mal machen möchtest..."

"Fällt mir gerade nichts ein, aber danke."

"Dafür doch nicht.", antwortete er mit einem kleinen Lächeln und trank seinen Kaffee aus. "Wir sollten wieder zurück an die Arbeit. Es ist bald Hauptbesuchszeit und da ist es immer gut, wenn wir alle von Anfang an voll dabei sind."

"O-Okay...", stotterte ich nervös und merkte schon, wie meine Hände anfingen zu zittern.

"Hey, mach dir keinen Stress. Es wird nicht zu voll oder zu hektisch. Es geht nur darum, dass alle helfen, um es möglichst gut zu schaffen. Und wenn es zu viel für dich wird, dann ist das okay. Das ist dein erster Tag und du bist hier als unser Schützling, also mach wozu du dich bereit fühlst."

"Ich will euch helfen... Sonst fühle ich mich schlecht.", meinte ich.

"Willst dich nicht nutzlos fühlen, hm?", fragte er mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nicht richtig einordnen konnte. Wie eine Mischung aus Verständnis, Trauer oder Mitleid und dieser unbeschreibbaren Weichheit. Als würde er mich mit Hilfe seines Blickes Wärme und Sicherheit geben.

"Woher...?", fragte ich, denn er hatte mich genau Recht gehabt mit dem, was er gesagt hatte.

"Ich kenne solche Sätze besser als du denkst.", schmunzelte er. "Man durchschaut sowas ziemlich gut, wenn man es selbst durchgemacht hat. Also wenn du Mal wen zum Reden brauchst... Ich bin da. Meine Nummer hast du. Du kannst mir immer schreiben oder mich anrufen, wenn es dir schlecht geht. Ich habe immer ein offenes Ohr für dich egal wie verrückt du dich selbst vielleicht in solchen Momenten findest."

"Danke, Minho. Du kannst mir auch schreiben oder mich anrufen..."

"Mache ich. Du willst mir sowieso nicht als erstes in so einer Situation schreiben. Sein wir ehrlich. Aber zumindest steht das Angebot."

"Wer weiß?", erwiderte ich auch wenn er recht hatte. Aber vielleicht war es ja nicht schlecht, mal jemanden zum Reden zu haben.

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His truest colours || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt