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Jisung PoV

"Es war echt nicht beabsichtigt...", erklärte ich Donghyun. "Er hat mich beleidigt und ist dabei auf das mit Mom eingegangen. Also vonwegen, dass sie mich ausgesetzt hat, weil sie keinen schwulen Sohn haben wollte."

"Jisung, du brauchst mir nicht zu sagen, was genau er dir gesagt hat. Ich weiß, dass du viel aushältst, ohne wütend zu werden. Ich weiß, dass du nicht gefährlich bist. Wenn du diesem Jungen weh getan hast, dann hat er etwas getan, bei dem die wenigsten ihn nicht geschlagen hätten. Da bin ich mir sicher. Ich hab übrigens auch Minho angerufen und ihm gesagt, dass er heute schon früher kommen kann, wenn er will. Du hast ja Zeit. Auch wenn du nicht Schuld an der Situation bist, bin ich übrigens froh, dass du uns dieser andere Kerl nicht zur Schule gehen. Das würde doch nur eskalieren."

"Darüber bin ich auch froh. Ich will diesen Typen nicht sehen. Und danke, dass du Minho bescheid gesagt hast. Er wollte heute ja sowieso kommen, wegen des Grillens."

"Ich weiß nicht, was Frau Kang davon hält, wenn du Minho mitbringst..."

"Sie hat ihn schon eingeladen und hat Minsung schon geshippt, bevor wir zusammen gekommen sind. Ich denke also nicht, dass sie das stört."

"Minsung geshippt?", fragte er, als würde ich eine andere Sprache reden.

"Naja, Minho und mich als Paar gewünscht? Minsung: Minho und Jisung?"

"Ohh achso. Aber ist ja gut, wenn sie schon bescheid weiß, dass er kommt. Ich meine, ich gehe eh erst noch einkaufen, um alles zu holen, was wir noch brauchen, also ist es nicht schlimm, dass du es mir jetzt erst sagst. Ich denke Mal, dass du nicht mit einkaufen willst?"

"Verzichte. Aber kannst du mir was mitbringen, für wenn Minho und ich das erste Mal... Naja... Du weißt schon... Also nicht dass wir das irgendwie schon geplant hätten! Ich will einfach nur nicht unvorbereitet dastehen, wenn es soweit ist.", meinte ich schüchtern und wurde rot.

"Klar, mache ich.", antwortete er gelassen. "Besser als wenn ihr nichts da habt. Möchtest du sonst noch was? Süßkram oder so?"

"Karamell-Salzbrezel-Popcorn...?"

"Komischer Geschmack, aber ja, hole ich dir."

"Danke."

"Kein Problem. Und jetzt schaust du lieber Mal, ob du schon Aufgaben von der Schule bekommen hast. Du willst die ja nicht machen müssen, wenn Minho da ist."

"Mach ich. Hat er denn irgendwas gesagt, wann er kommt?"

"Nein, hat er nicht."

"Dann beeile ich mich lieber.", seufzte ich und stand auf, um in mein Zimmer zu gehen und mit der einzigen Aufgabe anzufangen, die ich bis jetzt bekommen hatte. Ein Aufsatz darüber, warum es sinnvoller sei sich mit Worten zu wehren anstatt mit Schlägen.

Ich machte mir nur ein paar Stichpunkte und formulierte diese dann zu einem Text aus, bei dem ich eher darauf bedacht war, möglichst schnell fertig zu werden, als einen wirklich guten Text zu schreiben. Mir fehlte nur noch ein Stichpunkt und ein Schlusssatz, als es auf einmal an der Tür klingelte und ich deshalb regelrecht aufsprang, um die Tür zu öffnen. Doch zu meiner Enttäuschung stand dort nur der Postbote und nicht mein Freund.

Das Paket, das an Donghyun addressiert war, nahm ich trotzdem entgegen, legte es auf den Küchentisch und setzte mich dann wieder an meinen Aufsatz. Wirklich zum Schreiben kam ich allerdings nicht, da es wieder klingelte.

Dieses Mal musste es einfach Minho sein.

"Mit so einem breiten Lächeln wurde ich ja noch nie begrüßt. Hilft du mir eben Mal mit den Einkäufen, Jisung? Im Auto sind noch Wasserflaschen. Gott, jetzt schau nicht so grimmig. Ist doch nur Wasser."

"Bei uns klingelt nie irgendwer. Nie. Und dann wenn ich auf Minho warte, komme ich vor klingeln nicht Mal zum Schreiben meiner Aufgaben.", grummelte ich, woraufhin er nur lachte.

"Ich bin mir sicher, dein Traumprinz kommt jeden Moment."

"Bei meinem Anblick kommt er immer.", grinste ich frech und rannte daraufhin fluchtartig die Treppe runter, um das Wasser zu holen.

"Erzieh einen Teenager, haben sie gesagt. Das macht Spaß, haben sie gesagt.", murmelte er, als ich mit den Sachen wieder in die Küche kam. "Aber niemand warnt einen, wie dreckig deren Witze sein können."

"Du liebst meine Witze.", erwiderte ich und ging dann wieder zur Tür, um diese zu schließen, doch wurde dabei aufgehalten.

"Jisung?", hörte ich die Stimme meines Nachbarn von oben und öffnete die Tür, vor der er mit Minho neben sich stand.

"Oh, was machen Sie denn zu zweit hier?", fragte ich irritiert und wandte mich dann zu Minho. "Ist irgendwas passiert, Babe?"

"Nur ein Missverständnis...", antwortete Minho.

"Also kennst du diesen Jungen?", wurde er einfach übergangen.

"Ja, er ist mein Freund. Wieso?"

"Er ist durch die Stockwerke geirrt und das sah ein bisschen verdächtig aus. Aber wenn er dein Kumpel ist, hat er sich ja wahrscheinlich nur im Stockwerk geirrt."

"Ich finde es halt verwirrend, dass ihr 'Min' an der Tür stehen habt...", murmelte er.

"Jetzt bist du ja da. Kannst auch reinkommen."

Er kam zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, ehe er sich die Schuhe auszog.

"Wäre damit dann alles geklärt?", fragte ich, noch bevor ich merkte, wie mich Minho an der Hüfte zu sich zog.

"Ja, damit wäre alles geklärt. Schönen Tag noch euch beiden."

"Ebenso.", antworteten wir fast gleichzeitig, woraufhin er ging und ich die Tür schloss.

"Und jetzt zu dir, Princess.", begann Minho und kam näher zu mir, wobei er seine Hände auf meine Hüften legte.

"Verschieben wir den Teil lieber in mein Zimmer?", fragte ich und legte meine Arme um seinen Hals.

"Ah, ah, ah. Geduld, Sungie. Ich hab dir noch was mitgebracht."

"Oh?"

"Erst will ich einen Kuss."

Ich verdrehte eher scherzhaft die Augen und überbrückte dann den Abstand zwischen uns, um ihn für mehrere Sekunden zu küssen. Danach wurde ich zu neugierig und löste mich von ihm.

"Also? Was ist es? Was hast du mir mitgebracht?"

Er nahm seine Hände von mir und griff nach einer Tasche, die er anscheinend hinter sich abgestellt hatte, als er reingekommen war, um einen Kuchen daraus zu ziehen. Ich musste lachen, als ich darauf in krakeliger Handschrift aus Schokolade die Worte '#1st won fight' laß. Drumherum hatte er sogar kleine Herzen gemalt und ein Strichmännchen mit Partyhut.

"Du bist so ein Spinner.", lachte ich. "Aber der ist toll. Danke."

"Also gefällt er dir? Ich war mir nicht sicher, ob du ihn mögen würdest."

"Ich finde ihn fantastisch.", erwiderte ich und küsste Minho. "Lass ihn uns in den Kühlschrank tun, damit die Schokolade nicht schmilzt, bevor wir ihn essen."

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His truest colours || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt