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Jisung PoV

Meine Aufgaben mit Minho zusammen zu machen, machte tatsächlich mehr Spaß, als sie alleine zu machen, wie ich feststellen musste. Ich saß nun schon seit einer halben Stunde auf seinem Schoß und bekam immer wieder Küsse auf den Nacken, wurde gekuschelt und wollte deshalb am liebsten gar nicht mehr aufstehen.

Er nahm seine linke Hand von meinem Körper und legte sie auf meine, um sanft darüber zu streicheln, doch anstatt es als liebevolle Berührung wahrzunehmen, schossen mir sofort wieder ekelhafte Bilder in den Kopf.

Vor meinem inneren Auge sah ich, wie ich seine Hand mit meinem Stift an die Tischplatte nagelte. Immer wieder rammte ich ich danach meinen Zirkel, der noch von meinen Matheaufgaben hier lag, in seine Hand, deren Blut langsam meinen weißen Tisch rot färbte. Dabei war es doch in letzter Zeit besser geworden. Nach meinem kleinen Zusammenbruch im Restaurant waren nicht einmal wieder diese Bilder in meinem Kopf aufgetaucht. Außer bei der gebrochenen Nase von vorhin. Aber das war anders als sonst.

Anstatt wie sonst in Panik zu verfallen, versuchte ich meinen Gedanken auszusprechen. Ihn einfach aus meinem Kopf zu lassen, damit er keine Macht mehr über mich hatte.

"Ich möchte dir in die Hand stechen, Minho. Mit diesem Stift hier.", sagte ich und wartete auf seine Reaktion.

"Und ich möchte, dass du mit deinem Stift schreibst, damit wir richtig kuscheln können. Außerdem hätte ich gerne ein paar Küsse. Oh und ich möchte Chicken Nuggets. Die habe ich ewig nicht gegessen. Was sagst du zu einem Date bei McDonald's Montag? Ich hole dich nach der Schule ab und dann kaufe ich uns was zu Essen. Wie klingt das?"

"Hast du mir nicht zugehört?", fragte ich, da mich seine Reaktion irritierte. "Ich will dir wehtun."

"Nein, willst du nicht und das wissen wir beide. Mein süßer Jisungie würde nie jemanden weh tun wollen. Dafür ist er viel zu gutherzig und liebenswert. Also Themenwechsel: McDate am Montag?"

Erst jetzt realisierte ich, was er vorhatte. Er versuchte mich abzulenken, so wie er es mir versprochen hatte. Darum wechselte er so unelegant das Thema.

"McDate am Montag klingt super.", lächelte ich und verdrehte mich kurz, um ihm einen Kuss zu geben.

"Danke.", hauchte ich und gab ihm den nächsten Kuss, wobei ich mich ein wenig ungeschickt auf seinem Schoß umdrehte. "Ich hab keine Lust mehr zu lernen."

"Dann mach es später.", antwortete er und küsste mich wieder. Ich erwiderte daraufhin nichts, denn dann hätte ich mich aus dem Kuss lösen müssen und das wollte ich gerade am allerwenigsten.

Er leckte über meiner Unterlippe, weshalb ich meinen Mund ein Stück öffnete, sodass er mich mit Zunge küssen konnte. Ich drückte mich näher an ihn, wobei ich fest in seine Haare griff. Dann hob er mich einfach hoch und trug mich aufs Bett, wo er mich in die Matratze drückte. Es war noch ungewohnt, aber es gefiel mir und ließ mich mehr von ihm wollen, aber ich hatte auch ein wenig Angst davor. Mir war klar, dass wir jetzt nicht Sex haben würden, doch ich war trotzdem noch nicht gedanklich darauf vorbereitet, mit ihm intimer zu werden. Minho schien dieser Gedanke jedoch nicht zu beschäftigen. Er ließ seine Hände unter mein Shirt wandern und begann meinen Oberkörper mit diesen zu erkunden.

"Tut mir leid.", entschuldigte ich mich und drückte Minho ein Stück von mir weg.

"Hey, das ist doch okay, dass du nicht weiter machen willst."

"A-aber du willst doch weiter machen und dann kannst du wegen mir nicht und jetzt bist du bestimmt sauer auf mich und willst nach Hause und vielleicht willst du auch einen anderen Freund. Einen der keine Hemmungen hat, was sowas angeht."

"Hör zu, Baby." begann er und legte sich neben mich, um mich an sich zu drücken. "Ja, ich bin schneller zu sowas bereit als du, aber du hast keine Erfahrungen mit sowas. Ich gebe dir Chancen diese Erfahrungen zu machen, aber du musst sie nicht nutzen, wenn du das gerade nicht willst. Du verspielst dir damit nichts. Außerdem ist das nicht das, was Intimität ausmacht. Wir könnten in einem Jahr unser erstes gemeinsames Mal haben und trotzdem eine gesunde Beziehung führen, weil es bei Intimität nunmal um Ehrlichkeit, Vertrauen und unsere Gefühle zueinander geht. Nicht um Sex. Intimität kann ohne Sex existieren und Sex ohne Intimität, verstehst du?"

"Aber du magst Sex. Siwoo meinte, du hattest schon viele Partner dafür und ich will dich nicht zurück halten..."

"Baby... Es ist egal, wie oft ich davor mit anderen geschlafen habe. Ich bin nicht mehr so, wie ich damals war. Ich muss mich da auch erstmal wieder ran tasten. Seit ich dieses Problem mit Berührungen habe, ist mir niemand mehr so nah gekommen wie du. Wir machen das also zusammen, okay? Wir nähern uns dem wieder zusammen an. Du sagst mir, was du möchtest oder nicht, und ich mache es genauso."

"Es macht mir Angst...", gab ich zu.

"Das ist okay, Liebling. Wir haben alle Ängste."

"Was wenn meine Gedanken wieder kommen?"

"Dann lenke ich dich ab oder wir hören auf. So wie vorhin. Ich hab dich da auch ablenken können, weil du mir gesagt hast, was los ist. Und das hat funktioniert, oder nicht?"

"Ja, hat es."

"Also wird es wieder funktionieren. Aber wie gesagt: Wir müssen uns nicht beeilen."

Es klopfte an der Tür und Donghyun kam rein. Wir blieben einfach aneinander gekuschelt liegen, was er belächelte.

"Wir wollten jetzt mit Grillen anfangen. Zieht euch Schuhe an und dann geht's raus.", lächelte er.

"Kommen."

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His truest colours || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt