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Jisung PoV

Nach Minho's Worten hatte ich nur noch mehr heulen müssen, weshalb der Ältere mir angeboten hatte, dass ich mich in seinem Bett ausruhen konnte. Zwar hatte ich mich vehement dagegen gewehrt, da ich Angst hatte, dass diese Gedanken wieder kamen, aber er hatte darauf bestanden und jetzt lag ich in seinem Bett und kuschelte mich in seine Decke ein.

Es fühlte sich seltsam an, in jemand anderes Bett zu liegen, aber irgendwie gefiel es mir auch. Minho's Geruch stieg in meine Nase, hüllte mich ein und ich konnte gar nicht anders, als in mich hinein zu lächeln. Ich konnte Minho im Katzenzimmer, das er von seinem Schlafzimmer getrennt hatte, leise reden hören, doch ich verstand leider nicht, was er sagte. Erst als er seinen Katzen etwas lauter gute Nacht sagte, konnte ich seine Worte deutlich hören. Dann kam er zu mir ins Zimmer, weshalb ich mich schnell schlafend stellte.

Er schien nur das Licht seiner Handytaschenlampe zu benutzen, um den Raum zu erleuchten, damit ich nicht aufwachen würde, denn das Licht schien durch meine Augenlieder eher grell und in einem kleinen Bereich, der sich immer hin und her bewegte.

"Minho...?", murmelte ich gespielt verschlafen und drehte mich in seine Richtung. Er schien sich gerade fertig umgezogen zu haben und suchte nun irgendwas anderes im Schrank.

"Ja, ich bin's. Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid.", meinte er leise und kam zu mir an's Bett.

"Hast du nicht... Ich bin noch nicht eingeschlafen..."

"Nein, aber du warst gerade dabei. Hyunjin und Felix sind übrigens wieder bei einem der beiden zu Hause und Seungmin und Jeongin schlafen auf dem Sofa. Nur damit du dich nicht wunderst."

"Okay... Legst du dich dann gleich zu mir ins Bett?"

"Ja. Ich suche mir nur noch kurz eine zweite Decke raus."

"Du... Du kannst mit unter die hier, wenn das okay für dich ist... Ich mache auch nichts unangenehmes...", schlug ich vor und merkte bereits beim Sprechen wie sich mein Herzschlag verdreifachte.

"Das geht nicht, Jisung. Versteh mich nicht falsch. Das ist nicht, weil ich dich nicht mögen würde oder so. Du bist mir wichtig, aber ich hab da ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht..."

"Oh... Okay... Dann darf ich dich beim Schlafen auch nicht kuscheln...?"

Er schüttelte den Kopf und ich war, um ehrlich zu sein, ein wenig enttäuscht. Natürlich konnte er nichts dafür und ich war auch nicht sauer auf ihn, aber es hatte mich einiges an Mut gekostet, um das überhaupt vorzuschlagen. Ich hätte gar nicht erst gefragt, wenn ich nicht davon ausgegangen wäre, dass das kein Problem für ihn war.

"Noch nicht. Aber irgendwann darfst du es. Versprochen."

"Hast du dann noch eine Decke für mich oder so? Ich kann nicht einschlafen, wenn ich nichts im Arm halte.", fragte ich und wurde wieder einmal rot.

"Natürlich bekommst du eine, wenn du das willst.", antwortete er und ging an seinen Schrank, um Bettwäsche rauszuholen. "Du kannst auch ein Kissen haben. Die sind vielleicht angenehmer zum Kuscheln."

"Ich möchte aber lieber eine Decke.", erwiderte ich. "Die finde ich zum Kuscheln besser. Da hast du flächenmäßig mehr in der Hand."

"Dann gibt es eine Decke für dich. Wunschfarbe?"

"Hast du Grau oder Rot?", nannte ich die beiden Farben, die ich normalerweise Zuhause hatte.

"Rot habe ich sogar in flauschig.", lächelte er und gab mir eine dunkelrote Plüschdecke, die meiner eigenen ziemlich ähnlich sah.

"Die ist perfekt. Danke.", bedankte ich mich und drückte sie sofort an mich. Meine Nase vergrub ich in dem flauschigen Stoff und sog Minho's Geruch ein, wobei mein Bauch leicht kribbelte, was ich allerdings ignorierte.

"Dann schlaf schön, Jisungie.", meinte er und fuhr mir einmal durch die Haare bevor er sich neben mich legte.

"Du auch."

Ich kuschelte mich noch tiefer in die Decken ein und kaum schloss ich keine Augen, schlief ich auch schon ein.

"Hey, Schlafmütze. Aufstehen.", wurde ich den nächsten Morgen ein wenig unsanft geweckt.

"Waruuuum?", jammerte ich.

"Weil ich noch arbeiten muss und du deshalb nach Hause musst."

"Unfair...", brummte ich, doch stand trotzdem auf.

"Na komm, ich hab Frühstück gemacht."

"Schon? Ist es nicht erst morgens?", fragte ich und folgte ihm in die Küche.

"Morgens? Es ist Viertel nach zwölf, Kleiner."

"Oh... So lange schlafe ich sonst nie. Normalerweise penne ich nur bis neun Uhr."

"Vielleicht hattest du ja einfach Mal ein bisschen mehr Schlaf nötig."

"Das definitiv.", antwortete ich und streckte mich ausgiebig. "Sind Seungmin und Jeongin schon weg?"

"Die sind schon weg. Aber da hast du noch geschlafen wie ein kleines Murmeltier. Jetzt setz dich erstmal und iss Frühstück. Ich hab sogar Spiegelei gemacht."

Er zeigte stolz auf die Eier auf meinem Teller, doch sofort wurde mein Blick abgelenkt von den Dingen auf dem Tisch. Es stand alles zu dicht beieinander und das störte mich. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte es schon seit längerem nicht mehr ab und bekam sofort Panik, dass etwas runterfiel oder gegeneinander schlug und kaputt ging. Unauffällig versuchte ich alles, was sich berührte, auseinander zu schieben, doch es fiel Minho sofort auf, weshalb er mich fragend ansah.

"Es hätte alles runter fallen können...", erklärte ich. "Darum musste es auseinander. Es soll sich nicht berühren, sonst fällt es und geht kaputt und dann verletzt sich jemand beim Saubermachen und dann müssen wir ins Krankenhaus oder so."

"Wie kommst du denn da drauf?", fragte er irritiert. "Es geht doch nichts kaputt, nur weil es sich berührt. Und ins Krankenhaus muss auch niemand"

"Es soll sich aber nicht berühren, sonst ist es zu wenig Platz!", erwiderte ich gereizt, da es mich stresste, dass sich die Dinge berührten, doch ich erkannte sofort, dass ihm mein Ton gar nicht gefiel. "Sorry... Das sollte nicht so rüber kommen..."

"Schon okay... Bist du deshalb bei uns im Restaurant?"

"Weshalb?"

"Wegen einer Zwangsstörung?"

Ich nickte nur und sah betroffen auf mein Spiegelei.

"Aber es ist eine komplexere Störung als die, die du sonst vielleicht kennst. Also das ist nicht das einzige, was sie auslöst. Erkläre ich dir irgendwann mal..."

"Okay. Aber jetzt genieß erstmal dein Frühstück. Ich mache mir auch noch einen Kaffee als zweites Frühstück."

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His truest colours || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt