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Jisung PoV

"Heyyy, Jisung!", begrüßte mich Siwoo am Mittwoch begeistert. Wir hatten uns heute bereits in der Schule gesehen, doch sie empfing mich trotzdem sehr freudig, als wir uns an unserem verabredeten Platz in der Stadt trafen. Seit Montag war nichts mehr passiert, darum hatte ich mich dagegen entschieden, ihr abzusagen. Immerhin wollte ich sie nicht enttäuschen, indem ich nicht kam.

"Hey, Siwoo.", lächelte ich. "Ich hoffe, ich hab dich nicht zu lange warten lassen."

"Ach was. Ich bin selbst eben erst angekommen. Ich könnte einen Kaffee vertragen, du auch?"

"Für Kaffee bin ich immer zu haben.", antwortete ich. "Wo holst du deinen normalerweise?"

"Starbucks, du?"

"Ich mache mir den immer einfach zu Hause, wenn ich welchen will."

"Achso. Na dann bekommst du heute deinen ersten auswärts-Kaffee von mir."

Wir gingen gemeinsam los und holten uns einen Coffee to go, da wir beide uns lieber draußen auf eine Bank setzen wollten als in den überfüllten Laden.

"Wie zur Hölle ist bei ihr aus 'Jisung' 'Jisan' geworden?", fragte ich belustigt, als ich den Namen auf meinem Becher sah. "Ich dachte immer, das wäre nur so ein Klischee, dass sie die falschen Namen drauf schreiben."

"Kein Klischee. Ich heiße heute auch 'Jiwoo'.", lachte sie. "Aber freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Jisan."

"Wenigstens ist der Kaffee gut."

"Dann musst du wohl öfter mit mir welchen trinken gehen."

"Gerne. Was hast du eigentlich noch so vor heute? Also mit mir zusammen."

"Ich dachte, wir stöbern einfach ein bisschen rum und holen uns dann irgendwann was zum Abendessen. So war jetzt mein Gedanke."

"Klingt gut. Ich könnte auch neue Kopfhörer gebrauchen. Meine sind nicht mehr die besten. Um nicht zu sagen, die linke Seite funktioniert nicht mehr."

"Dann kümmern wir uns da gleich als erstes drum. Haben wir wenigstens ein Ziel. Und vielleicht fällt uns ja unterwegs sonst noch was ein, wo wir hin wollen."

"Okay, perfekt."

Wir gingen wieder los, um mir meine Kopfhörer zu besorgen, und schlenderten danach den Rest des Tages durch die verschiedenen Länden, wobei ich noch ein paar Shirts und Hoodies ergatterte und sie sich ebenfalls neue Klamotten holte.

"Maaaannn.... Ich will auch einen festen Freund, der mit mir shoppen geht...", hörte ich im letzten Laden, den wir vor dem Essen besuchen wollten, jemanden hinter uns leise jammern, woraufhin Siwoo leise kicherte.

Ich ignorierte es einfach. Schließlich waren wir kein Paar und benahmen uns auch nicht wie eines. Zumindest meiner Meinung nach nicht. Minho und ich benahmen uns wie ein Paar. Manchmal. Aber das waren einfach wir. Und ich liebte das. So mit Siwoo sein? Nein, danke. Sie war nett, aber es war eben anders als mit Minho. Ich würde nicht mit ihr kuscheln wollen und schlechte Flirtversuche wären bei ihr auch nur seltsam und hatten nicht den gleichen Witz wie die von ihm. Es war mir nicht so wichtig, ob ihr gefiel, wenn ich etwas tat. Ich wollte nicht, dass sie mich 'Sungie' nannte, so wie er es tat, während es mir bei ihm jedes Mal ein freudiges Kribbeln im Bauch auslöste. Das gleiche freudige Kribbeln, das ich schon bekam, wenn ich nur an ihn dachte.

"Jisung? Wir sind dran mit bezahlen.", machte sie mich auf meine Umgebung aufmerksam und ich hörte auf zu lächeln. Seit wann lächelte ich überhaupt?

"Oh. Ja."

Ich bezahlte schnell und ging dann mit ihr gemeinsam raus. Wir hatten uns schon darauf geeinigt, dass wir einfach etwas zu essen unterwegs holen würden anstatt uns in ein Restaurant zu setzen. Street food war sowieso immer das Beste.

"Bevor wir jetzt essen gehen, will ich noch etwas machen...", begann sie vorsichtig.

"Okay, dann machen wir das zuerst. Ich hab eh noch nicht so großen Hunger."

Sie nahm einen kurzen, tiefen Atemzug, so als würde sie sich mental auf etwas vorbereiten wollen, legte eine Hand an meine Wange und küsste mich. Ich wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte und erwiderte einfach.

Es fühlte sich so falsch an, sie zu küssen. Als hätte es nicht sein sollen. Nicht hier und nicht mit ihr. Fast sofort realisierte ich, was nicht stimmte.

Es hätte Minho sein sollen. Minho hätte an ihrer Stelle stehen sollen. Es hätten Minho's Lippen sein sollen, die sich gerade an meine schmiegten. Alles woran ich denken konnte, war er.

"Minho...", hauchte ich leise, als wir uns aus dem Kuss lösten.

"Vergiss ihn. Ich liebe dich so viel mehr, als er es tut."

Sie versuchte erneut mich zu küssen, doch ich drückte sie weg.

"Tut mir leid, aber ich... Ich habe diese Gefühle nunmal für ihn. Und zwar nur für ihn."

"Aber-"

"Nichts mit 'aber'. Ich stehe nur auf Typen. Um genau zu sein auf diesen einen. Du bist cool, aber eben... nicht so... Aber du findest garantiert einen anderen, der-…"

"Versteh schon...", meinte sie leise und ich sah, wie sich in ihren Augen Tränen sammelten. Automatisch setzte mein schlechtes Gewissen ein, doch was sollte ich machen? "Viel Glück mit Minho."

Sie drehte sich einfach um und ging, während ich zurück blieb und ihr noch kurz hinterher sah, ehe ich selbst nach Hause ging.

Ich fühlte mich grausam dafür, dass sie jetzt wegen mir weinte, weshalb ich gleich zügig am Wohnzimmer vorbei ging, indem Donghyun saß, und mich in meinem Zimmer in mein Bett legte und an die Decke starrte.

"Jisung?", fragte Donghyun vorsichtig und klopfte an meine Zimmertür, bevor er rein kam und sich zu mir auf den Bettrand setzte. "Hey... Was ist denn los...?"

"Ich bin so ein Arsch...", antwortete ich und schlug mir einmal mein Kissen ins Gesicht, ehe ich ich es umarmte. "Ich hab ihr das Herz gebrochen. Einfach so."

"Du wirst noch einigen Menschen das Herz brechen."

"Du bist echt scheiße im Trösten.", schniefte ich.

Er lachte kurz und redete dann weiter.

"Jeder bricht irgendwann jemandem das Herz. Und das ist okay. Liebe kann nicht immer erwidert werden. Du stehst eben auf Männer und das kann und sollte auch niemand ändern."

"Ich bin egoistisch."

"Du bist nicht egoistisch, nur weil du ihre Gefühle nicht erwidern kannst. Du kannst deine Gefühle nicht steuern. Sie hängen sich einfach an wen auch immer sie wollen. Und natürlich verletzt das andere, die auf dich stehen, wenn du jemand anderen willst, aber das kannst du nicht ändern. Du kannst nicht dein Leben leben ohne jemanden zu verletzen, auch wenn das schwierig zu akzeptieren ist."

"Ich weiß...", seufzte ich. "Aber es fühlt sich trotzdem so... so... so gemein an."

"Das vergeht."

"Kann ich... ein bisschen für mich alleine sein?"

"Natürlich. Ruh dich aus und mach dir keinen Kopf deswegen."

"Ich versuche es. Danke."

Und damit war ich wieder allein mit meinen Gedanken, die sich nur mit dem beschäftigten, was vorhin passiert war und was ich eigentlich für Minho fühlte. Warum musste verliebt sein auch so kompliziert sein?

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His truest colours || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt