Kapitel 2

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"Nothing comes of nothing"

~Parmenides

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In der Eingangshalle stand ein verdammt gut aussehender Junge. Jedoch sah er ein wenig verloren aus, in diesem grossen Raum. Ich beschleunigte meine Schritte, liess ihn aber nicht aus den Augen. Als ich näher kam, hob er den Blick und verhakte ihn mit meinem.

Oh mein Gott. Er war wirklich verdammt gut aussehend. Seine nussbraunen Augen schauten mich durch dringlich an. Er hatte ein schmales Gesicht, was sein Adamsapfel und seine Wangenknochen gut zur Geltung brachte. Sein dunkles, weich aussehendes Haar war vorne ein wenig länger. So fiel es ihm leicht ins Gesicht. Meinen Blick schweifte über seine schwarzen Shorts und das ebenso schwarze T-Shirt. Da sich das Shirt an den Ärmel spannte, konnte man erahnen, dass er viel Muskeln besass. Als meine Augen sein Blick wieder auffing, schmunzelte er mich an. Auf der rechten Seite hatte er ein Grübchen. Er sah wirklich süss aus.

"Hey Julia." Seine Stimme klang angenehm tief. "Woher weisst du wie ich heisse?", fragte ich ihn leicht verunsichert. Er lachte auf und gestand mir, dass Jack es ihm verraten hätte. Als er meinen fragenden Blick bemerkte, musste er noch lauter lachen. "Wir sind deine neuen Nachbarn. Wir wohnen jetzt in diesem Haus dort." Er zeigte auf das grosse weisse Nachbarhaus, welches man durch eines der grossen Fenster gut sehen konnte. "Ach so." Etwas Blöderes hätte ich wahrscheinlich nicht sagen können, jedoch fiel mir in diesem Moment nichts Besseres ein. Ein peinliches Schweigen entstand, das aber endete, als er mich wieder mit einem intensiven Blick anschaute und mich fragte, ob ich wüsste, wo der Rest der Familie sei. Er gestand mir, dass er zu spät gekommen war und dann anscheinend schon alle weg waren. Diesmal war ich jene, die sich das Lachen nicht verkneife konnte. "Ich weiss auch nicht, wo die anderen sind. Aber weisst du was? Wir gehen sie einfach gemeinsam suchen. Komm mit." Ich legte ihm selbstsicher und gut gelaunt eine Hand auf die Schulter (was gar nicht so einfach war, denn er war wirklich gross) und lotste ihn durch die Eingangshalle Richtung Küche. Als auch dort weit und breit niemand zu sehen war, ging ich weiter, in den Garten. Und tatsächlich. Da stand eine schlanke, jung aussehende Frau mit braunen Locken. Neben ihr stand der Junge, welcher ich heute Morgen gegenüber meinem Balkon gesehen hatte. Wie auf Knopfdruck begann mein Herz bei seinem Anblick zu rasen. "Ah, da ist sie ja. Endlich. Warum hat das so lange gedauert?", meine Mutter begutachtete mich mit einem strengen Blick. "Das war meine Schuld. Ich habe mich in ihrem grossen Haus verirrt und dann kam Julia und hatte mich gerettet." In dieser Sekunde fiel mir auf, dass er mir noch gar nicht verraten hatte, wie er hiess. Also drehte ich mich zu ihm und fragte danach. Jack versuchte ich vorübergehend gut es ging zu ignorieren. "Ich heisse Simon.", er sah mich mit einem solchen Lächeln an, bei dem ein Herz einfach zu schmelzen beginnen musste.

Meine Mutter unterbrach unseren Blickkontakt und stellte mich der Familie vor. "Das ist unsere bezaubernde Tochter Julia", bei diesen Worten musste ich leicht die Augen verdrehen. Vor anderen Leuten war ich immer wunderschön, fleissig oder eben bezaubernd. Doch wenn wir alleine waren, war ich zu faul, unordentlich und ungepflegt. Die junge Frau stellte sich mir als Rose vor. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Ihr Lächeln erreichte ihre Augen, als sie mir freundlich entgegen lächelte. Da ich Simon bereits kannte, drehte ich mich nun Jack zu und sah ihn fragend an. Er wusste ja nicht, dass ich bereits erfahren hatte, wie er hiess. Er schaute mich durch dringlich an. "Hey, ich bin Jack", freundschaftlich streckte er mir seine Hand entgegen. Dabei verzog er seinen rechten Mundwinkel leicht und ich musste schauen, dass ich zu Atem kam. Ganz ehrlich? Er war unglaublich gutaussehend und sexy. Aber bevor ihm auffallen konnte, worüber ich nachdachte, fanden sich unsere Hände und verschlossen sich. Unbewusst zuckte ich ein wenig zurück. Es fühlte sich an, als hätte ich einen kleinen Stromschlag bekommen. Mein Herz klopfte wie verrückt und kurz glaubte ich, mein Brustkorb droht zu zerspringen. Als er seine Hand wegzog, hinterliess er ein Kribbeln auf meiner Hand. Doch anscheinend fühlte er nicht dasselbe wie ich, denn er drehte sich abrupt und ohne ein weiteres Wort um und lief zu seiner Mutter, um sich an dem Gespräch zu beteiligen. Verwirrt blieb ich stehen und sah ihm hinterher. Ich schaute auf meine Hand herunter, die wenige Sekunden zuvor noch in Jacks lag. Merkwürdig, dachte ich mir. Ich hatte noch nie so etwas gefühlt, wie gerade eben. Ich schob meine Gedanken beiseite und ging auch zu den Anderen.

Niemals DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt