Kapitel 7

32 15 7
                                    

"My heart tells me this is the best and greatest feeling I have ever had. But my mind knows the difference between wanting what you can't have and wanting what you shouldn't want. And I shouldn't want you."

                         ~Cassandra Clare

********************************************

Mit einem Lächeln auf den Lippen drückte ich auf mein Lieblingslied: Paradise von Meduza (feat.  Dermot Kennedy) Ich liebte es, mit diesem Lied joggen zu gehen. Es hatte einen guten Rhythmus und klang dazu einfach wunderschön. Ich nahm die Kopfhörer aus der kleinen Gesässtasche meiner schwarzen Jogginghose und steckte sie mir ein. Nachdem ich mich kurz aufgewärmt hatte, begann ich langsam loszurennen. Jedoch kam ich nicht weit. Jemand rief mein Name. Erst dachte ich, es sei meine Mutter, also joggte ich einfach weiter. Doch kurz darauf spürte ich eine warme Hand, welche sich um mein Oberarm schloss. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich um und blickte direkt in Simons wunderschöne braune Augen. "Hey, Juwel."

"Wow. Habe ich jetzt etwa gerade einen Spitznamen bekommen?" Ich schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen amüsiert an. "Wenn er dir gefällt?" Fragend hob er eine Augenbraue und sah mich erwartungsvoll an. "Ist ganz okay. Ein wenig kitschig, aber okay." Innerlich dachte ich mir nur: Oh Gott, ist das süss. Er schmunzelte. "Gehst du joggen?", seine Stimme wurde tiefer, als er mich von oben bis unten musterte. Nickend befahl ich ihm: "Und du begleitest mich. Aber ich warne dich. Ich bin verdammt gut." Geschockt versuchte er mich möglichst schnell umzustimmen. "Was? Nein, ich habe keine Sportklamotten an." Ich musste laut loslachen. "Jetzt komm schon!" Simon legte seinen Kopf schief und musterte mich. "Weisst du was? Ich gehe mich kurz umziehen. Warte hier. Bin gleich zurück." Mit diesen Worten liess er mich stehen. Verdutzt schaute ich ihm nach. Das ging ja schneller als gedacht.

Kurze Zeit später kam er in einem weissen Shirt und kurzen schwarzen Shorts wieder heraus.

"Wow, heute mal was Weisses. Ich habe dich, glaube ich, bis jetzt immer nur in Schwarz gesehen." Er zuckte abwesend mit den Schultern und joggte dann ohne ein weiteres Wort los. Schnell holte ich auf und gab die Richtung an. Er war wirklich gut. Auch wenn ich versuchte, mindestens fünfmal die Woche joggen zu gehen (und langsam auch wirklich gut war) musste Simon am Schluss kurz auf mich warten. Jedoch war auch er ausser puste. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem schnellen Rhythmus. Meiner Puls war jedoch noch höher. Erschöpft stützte ich mich auf meinen Beinen ab und wartete, bis sich mein Atem wieder einigermassen beruhigt hatte. Simon stand mit, in die Seite gestützten Ellenbogen, da. Zwischen zwei Atemzüge lobt er mich: "Du bist wirklich gut, Juwel. Nicht mehr lange und dann hätte ich anhalten müssen." Stolz lächelte ich vor mich hin."Ich habe dich ja gewarnt. Du, ich muss duschen gehen." Simon strich sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. "Klar. Ich auch. Möchtest du nachher noch zu mir kommen? Ein bisschen chillen?" Überrascht sah ich ihn an."Ähm klar, gerne, warum auch nicht? Bis gleich." Schnell joggte ich zurück zu meinem Haus. Ab in die Dusche!

Als ich fertig war, zog ich mir bequeme Klamotten an und machte mich auf den Weg. "Julia. Bleib stehen.", mit einem tiefen Seufzer drehte ich mich zu meinem Vater um. "Was?", genervt sah ich ihn fragend an. "Ich habe das Gefühl, du bist in letzter Zeit oft weg. Wie kommst du denn mit Lernen voran?" Seine Stirn war in Falten gelegt. Er sah leicht besorgt an. Ich musste laut aufstöhnen. "Nicht du auch noch! Wirklich! Ich komme schon voran." Wütend und ohne ein weiteres Wort trat ich nach draussen in die Sonne. Als ich beim Nachbarhaus klingelte, machte nicht wie erwartet Simon auf, sondern Jack.

Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen, bevor es zu rasen begann. "Ähm, Hi Jacky. Ich wollte zu Simon." Stotterte ich los. Scheisse war das peinlich. Jetzt wusste er, dass er mich aus der Fassung bringen konnte. "Jacky? Wirklich?", mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er auf mich herab. War er schon immer so gross? Seine Haare hingen im in die Stirn, doch die grünen Augen darunter waren kaum zu übersehen. War er schon immer so sexy gewesen? "Ähm ja. Sorry." Ich versuchte meine leicht geröteten Wangen hinter meinen Haaren zu verstecken. Amüsiert musterte er mich. "Komm rein." Er trat einen Schritt zur Seite und liess mich rein. "Simon ist noch unter der Dusche. Möchtest du etwas trinken?", fragend blickte er mich an.

Hatte ich schon erwähnt, dass er unglaublich gut aussah? Und seine Augen erst. Ich glaube, ich hatte noch nie solch grüne Augen wie bei ihm gesehen. Da mein Hals wie ausgetrocknet war, nickte ich. Er lief voran und führte mich Richtung Küche. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von seinen muskulösen Schultern abwenden. Als er stehen blieb und sich umdrehte, wandte ich meinen inzwischen hochroten Kopf schnell ab. Wieder begutachtete er mich. Diesmal mit einem merkwürdigen Blick. "Wasser? "Seine Stimme klang nun dunkel und rau. Wieder nickte ich, weil ich mich nicht traute, mein Mund zu öffnen. Er begann, ein Glas mit Wasser zu füllen. In der Zwischenzeit drehte ich mich um und begutachtete die Küche.

Man sah immer noch ein paar vereinzelte Kartons herumstehen. Aber grösstenteils war schon alles an seinem Platz. Die Wände waren in Weiss gestrichen und die Böden bestanden aus einem dunklen Stein. Sie war genauso riesig wie die Küche bei mir zu Hause.

"Hier. Dein Wasser." Jacks Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und stand Jack plötzlich viel zu nahe. "D-Danke." Schnell griff ich nach dem Glas. Als sich dabei unsere Finger leicht berührten, hätte ich das Glas beinahe fallen gelassen. Es war, als ob ich einen kleinen Stromschlag bekommen hätte. Alles in mir begann zu kribbeln. Das musste so schnell wie möglich aufhören. Befahl ich mir innerlich. Ich hatte einen "beinahe Freund." Doch wie sollte ich das hinkriegen, wenn mir Jack aus dunklen Augen zuschaute, wie ich das Glas an meine Lippen setzte und trank? Als ich mir danach leicht über die Lippen leckte, folgte sein Blick gierig. Ich spürte, dass sich mein Atem auf das Doppelte beschleunigte. Er kam einen Schritt auf mich zu. Jetzt stand er direkt vor mir. Langsam hob ich meinen Kopf und blickte ihm in die Augen. Sie waren so tief grün, dass ich glaubte, ich könne darin versinken. Sein Kiefer war fest aufeinander gepresst. "Mach das bitte nicht wieder.", flüsterte er mir rau zu, während er mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger festhielt. Sein Gesicht, oder war es meins? Kam meinem immer näher. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war, als ob mein Hirn einfach abgestellt hätte. Benebelt von seinem süssen Duft schloss ich die Lücke zwischen uns ganz.

OMG. Ich glaubte, das war das schönste Gefühl, was ich bis jetzt jemals gespürt hatte. Seine Lippen lagen sanft auf meinen. Sie waren warm und voll und liessen mein Inneres kribbeln. Ein Telefon klingelte und liess uns auseinanderfahren. Erst da begriff ich, was ich gerade getan hatte. Jack drückte den Anruf weg und entfernte sich mehrere Schritte von mir. Er sah verzweifelt aus. "Das darf nie wieder vorkommen, verstanden?" Er schaute mich aus seinen wunderschön grünen Augen an. Schnell nickte ich. "Ja. Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht." Beschämt blickte ich auf den Boden.

Jack kam wieder einen Schritt näher. "Das geht nicht. Das darf nie wieder passieren. Wir haben beide schon jemand. Du Simon und ich Gini.", er klang diesmal um einiges überzeugter. "Wer ist Gini?", fragen blickte ich zu ihm hoch. Ich hatte da so eine gewisse Vorahnung. "Meine Freundin." Es gab mir einen kleinen Stich das zu hören. War ich etwa eifersüchtig? War ich jetzt komplett verrückt geworden? Jack war absolut tabu. Ich sollte mich auf Simon konzentrieren. "Was gerade war, erfährt niemand, verstanden? Es war nichts weiter als ein Ausrutscher. Es bedeutete nichts." Mit seiner Hand zeigte er zwischen mir und ihm, hin und her. Ich hätte den Kuss zwar nicht gerade so beschrieben, aber trotzdem nickte ich. Mir war klar, dass es alles andere als richtig war.

"Juwel?" Simon kam mit einem Lächeln auf den Lippen in die Küche. "Ich wusste nicht, dass du schon hier bist. Warum bist du nicht raufgekommen?", fragend blickte er mich an. "Ähm, Jacky meinte, du seist noch unter der Dusche. Dann dachte ich mir, ich trinke noch kurz ein Wasser."Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Hatte ich allen Ernstes vor Simon, Jacky gesagt?  Am liebsten wäre ich durch ein Loch im Boden versunken. Natürlich spielte Simon sofort darauf an. "Jacky?", fragte er mich grinsend. Er schaute seinen Bruder hinterhältig an. "Das wirst du jetzt immer hören müssen, Brüderchen."

Er nahm mich bestimmt bei der Hand und führte mich raus aus der Küche. Als ich einen Blick über mein Schultern warf, hatte sich Jack auf die dunkle Abdeckung gesetzt. Er schaute uns gedankenverloren nach. Als er meinen Blick spürte, lächelte er mich traurig an. Schnell drehte ich mich wieder um und blickte nach vorne.

Niemals DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt