Kapitel 5

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"Good friends are like stars. You don't always see them, but you know they're always there."

~Christy Evans

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Drei Tage später lud ich Simon zu mir nach Hause ein. Wir wollten zusammen einen Filmabend machen. Es war bereits alles vorbereitet. Mein Zimmer war sauber und aufgeräumt. Auf dem kleinen Tischchen vor der Couch standen bereits Chips, Gummibärchen und noch andere Naschereien. Geduscht war ich auch bereits. Das einzige Problem, dass ich jetzt noch hatte, war die Kleiderfrage. Was sollte ich nur anziehen? Bei diesem Problem konnte mir nur jemand helfen: Sina. Ich nahm mein Handy und rief sie an. "Hallöchen Süsse. Wie geht's? Heute habt ihr euer Date, nicht wahr?", sie klang aufgeregter als ich es war. "Es ist KEIN Date. Wie oft soll ich dir das noch sagen." Ein Stöhnen entwich mir. "Ist egal, wie oft du es noch sagst. Es ist trotzdem ein Date." Ich gab meine Hoffnung endgültig auf und fragte sie nach ihrer Meinung. Mit der Kamera zeigte ich ihr die Klamotten, welche infrage kamen. "Da passt nur eins. Definitiv das Tanktop und das Stoffhöschen. Wenn er dich so sieht, kommt ihr gleich zum Vernaschen." Ich schnaubte laut. "Ich will immer noch nichts von ihm. Kapier das doch endlich." Ehrlich gesagt wusste ich nicht genau, was ich wollte. Aber ich hatte es langsam satt, dauernd darüber nachzudenken. Also hatte ich mich dafür entschieden, einfach abzuwarten, was die Zukunft so bringen würde.

"Ich kann das unmöglich anziehen. Ich weiss selbst nicht, warum ich das überhaupt herausgelegt habe. Damit hätte ich viel zu wenig an." Bei meinen Worten schüttelte ich als Nachdruck heftig den Kopf. "Aber Schätzchen. Es wird doch heiss heute Abend", Sina musste laut über ihren eigenen Witz lachen. Ich funkelte sie böse an. "Nein, jetzt mal im Ernst. Es ist kein Date und ich habe auch nicht vor heute mit ihm herumzuknutschen."

"Okay verstanden. Zieh das aber trotzdem an. Jungs stehen darauf, wenn sich ein Mädchen nicht extra herausputzt, sondern einfach bequeme Sachen anzieht." Ich nahm mir ihren Rat zu Herzen und zog mir mein Lieblings-T-Shirt über. Es war in einem sanften Rosé. Dazu zog ich mir grau Stoffshorts an, welche aber etwas länger waren, als die, welche ich zuerst herausgelegt hatte. "Und, wie sehe ich aus?", fragend blickte ich in die Kamera. "Sexy. Das lässt du an. Süsse, ich muss Schluss machen." Wir verabschiedeten uns mit dem Vorhaben, uns Morgen zu treffen. Mittwochs sollte sie mehr Zeit haben als sonst.

Barfuss lief ich in mein Badezimmer und begutachtete mich im Spiegel. Ich war eines der wenigen Mädchen meiner Klasse, die zufrieden mit ihrer Figur war. Alle waren immer neidisch auf mich, weil ich so gut aussah. Was ich übertrieben fand. Klar, mit meinen grossen blauen Augen und den blonden Haaren, welche mir knapp über die Schultern reichten, konnte ich mich keineswegs beklagen. Meine Haut hatte bereits ein sanftes Braun angenommen. "Jede Kurve ist bei ihr am richtigen Platz", hörte ich die anderen einmal sagen. Dabei war jede genauso hübsch wie ich. Ich ging in eine Privatschule in der Stadt. Dort waren nur diejenigen, welche reiche Eltern hatten. Für uns war praktisch schon ein Platz an der Uni gesichert, was ich alles anderes als fair fand. Niemand aus meiner Klasse wurde jedoch jemals gefragt, ob wir überhaupt studieren wollten. Vielleicht war das, das Los der reichen. Wir bekamen alles, was wir wollten, dafür bekamen wir aber auch unsere Zukunft vorgeplant. Ich wüsste nicht, ob ich wirklich studieren ginge, wenn ich die Wahl hätte.

Simon klingelte und ich hörte ihn kurz darauf mit meiner Mutter unterhalten. Ich warf ein letzter Blick in den Spiegel und lief dann zur Treppe. Simon stand unten in der Eingangshalle und winkte zu mir rauf. "Hi Simon. Komm doch rauf." Ich war froh über meine Kleiderwahl, denn auch er hatte Trainer-Shorts und ein weites, schwarzes Shirt an. Als er bei mir ankam, umarmte er mich kurz.

"Hey Julia. Danke für die Einladung. Ich hoffe, es stört dich nicht, was ich anhabe?" Lachend antwortete ich ihm: "Nein, überhaupt nicht. Ich bin auch nicht chicer gekleidet. Komm, wir gehen in mein Zimmer."Ich hielt ihm die Türe auf und wartete, bis er hineintrat. "Wow, du hast's ja schön." Bewundernd schaute er sich um und liess sich dann neben mich auf die Couch fallen. Wir einigten uns auf eine Komödie, da ich lieber Liebesfilme und er Actionfilme schaut. Nebenbei assen und redeten wir gelegentlich.

Ehrlich gesagt merkte ich schnell, dass sich Simon nicht wirklich auf den Film konzentrieren konnte. Er schaute mich die ganze Zeit von der Seite aus an. Als ich ihn darauf ansprach, stritt er es jedoch lachen ab. Als der Film fertig war, blieben wir noch sitzen und redeten. Irgendwann stellte ich dann leise Musik ein, um es ein bisschen romantischer wirken zu lassen. Als ich mich wieder hinsetzte, strich er mir eine Strähne hinters Ohr und flüsterte mir: "Du bist so verdammt schön. Weisst du das?", zu.

Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also sagte ich nichts. Ich schaute ihm einfach nur tief in die Augen und hoffte, dass mein Gesicht nicht allzu rot anlief.
Es war schön, mit ihm Zeit zu verbringen.

Seine Finger strichen langsam über meine Schläfe Richtung Kinn. Sie stoppten an meinem Mundwinkel und fuhren langsam über meine Lippen. Sie waren ein wenig rau und hinterliessen eine Gänsehaut, die sich schon bald auf meinem ganzen Körper ausgebreitet hatte. Ich musste schlucken. Ich wusste, was als Nächstes passieren würde. Und ich freute mich darauf. Innerlich platzte ich fast vor Aufregung, aber ich liess mir nichts anmerken. Seine Lippen kamen meinen immer näher, bis sie sich schliesslich berührten. Sie lagen weich und angenehm auf meinen. In meinem Inneren kribbelte es leicht. Mein erster Kuss!

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und setzte mich auf Simons Schoss. Ein Bein links und eines rechts von ihm. Er beendete den Kuss und legte seine Stirn gegen meine. "Das war wirklich schön, nicht?" Als Bestätigung legte ich meine nochmals auf seine. Mir wurde ganz warm. Er vergrub seine Hand in meinen Haaren. Mit der Zunge öffnete er meinen Mund und drang sanft herein. Seine Zunge war warm und angenehm. Langsam begannen sie sich zu erkunden und zu necken. Ein Handy klingelte und liess uns auseinanderfahren. Simon griff unter meinen Schenkel und zog es aus seiner Hosentasche. "Scheisse, ich muss nach Hause. Ich habe mich bereits eine Stunde verspätet. Meine Mutter wird ausflippen. Aber das war es allemal Wert."
Ein letztes Mal strich er mit seinen Lippen über meine, bevor wir gemeinsam aufstanden.

"Das ist okay. Wir können uns ja wieder treffen, oder?", fragte ich hoffnungsvoll. "Klar Julia. Wann immer du willst." Es stimmte. Ich wollte ihn wieder treffen. Wieder küssen.
Und das hatte nichts mit den Gedanken zu tun, die ich ganz am Anfang hatte, als ich ihn kennenlernte. Den Gedanken, dass ich einfach Erfahrung brauchte. Wenn ich jetzt daran zurückdachte, könnte ich mich ohrfeigen. Simon war viel zu gut für so etwas. Ich könnte ihm das niemals antun.

Und da war auch definitiv mehr. Er bedeutete mir etwas. Ich wollte mehr Zeit mit ihm verbringen und mehr über ihn erfahren. Ich begleitete ihn noch bis zur Haustür. "Danke das ich kommen durfte. War wirklich schön." Daraufhin zog ich ihn zu mir heran und umarmte ihn ganz fest. Kurz darauf umrahmte er mein Gesicht mit seinen Händen und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Bis bald, Julia." Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit.

Niemals DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt