Kapitel 1.2

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Die ersten Sonnenstrahlen tanzten auf meiner Nasenspitze und weckten mich. Cassie hatte sich irgendwann nachts auf meine Füße gelegt und sie für mich warmgehalten. Verschlafen sah ich zu ihr. Das schlafende Etwas, schnaubte sichtlich schwer und vergrub sowohl Augen, als auch den langen Rüssel unter der Bettdecke. Daran würde sich wohl auch hier nichts ändern. Früh aufstehen ist eben nicht. Ich kuschelte mich tiefer, in die warme Federbettdecke, die mit Kleinen Stickereien verziert war.
An einem Sonntag, hatte ich nichts vor. Heute konnte ich tun und lassen was ich wollte.
Das Einzige was mit ganz oben auf meiner Liste, zum abarbeiten stand, war sich die nächsten Tage unbedingt noch einmal auf den Hintern zu setzen und mich für meine berufliche Karriere vorzubereiten. Ja, auch ich musste irgendwie meine warmen Brötchen verdienen. Meine Eltern unterstützten mich zwar, aber sich ein Jahr mal eine Pause zu gönnen, duldeten sie dann doch nicht. Das wollte ich auch nicht. Zu Beginn des nächsten Monats, fing ich im örtlichen Hospital, meine Ausbildung zur Krankenschwester an. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wieso es letzten Endes die Krankenschwester geworden ist. Vielleicht faszinierte es mich, die menschliche Physiologie zu lernen oder die Pathologie zu erkunden. Ich wusste nur eines. Ich wollte etwas Sinnvolles mit meiner Lebenszeit anstellen, den Menschen unter die Arme greifen, wenn sie Hilfe benötigten. Was gibt es Schöneres, als mit Dank und Hoffnung bezahlt zu werden!?

Die Vorfreude darauf, ließ mich dann doch Euphorisch aus dem Bett springen. Es fing jetzt erst richtig an, so langsam Begriff ich, dass die ganzen Pläne und Organisationssachen, die mich den letzten Nerv gekostet hatten sich nun auszahlten. Jetzt würde alles Realität werden.

Sowohl die Sonnenuntergänge, als auch die Sonnenaufgänge waren prachtvoll. Ich werde mich an diesen Anblick wohl nie sattsehen können, schoss es mir durch den Kopf. Der Jasmintee wärmte meine Hände, die sich gierig um die Tasse schlangen. Dick eingekuschelt, saß ich auf der Terrasse, den Blick frei über die riesige Landschaft.

Heute muss ich die Stadt erkunden. So wirklich viel hatte ich nämlich bisher noch nicht gesehen, außer die paar Male, die ich durch gehastet bin, um ein Lebensmittelgeschäft oder den Baumarkt ausfindig zu machen. Das war wirklich ein Armutszeugnis, gestand ich mir ein. Aber ich war guten Willens, daran zu arbeiten und gab mir selbst das Versprechen, in ein paar Wochen, die Straßen inn- und auswendig zu kennen.

Geister der SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt