Kapitel 2.5

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„Du kannst nicht fort und schon gar nicht heute Abend. Du brauchst Ruhe. Heute Morgen, lagst du bewusstlos vor mir. Keine Kraft mehr, die Augen offen zu halten. Dein Kopf, trägt Verletzungen mit sich, die dich daran hindern, zu wissen wer du bist." Er versuchte es mit Vernunft und hoffte darauf, ich würde klein beigeben. Doch das konnte ich nicht.

„Du verstehst nicht." Ich löste mich aus seinen warmen Händen. „Ich muss dort hin!" betonte ich die Dringlichkeit meines Anliegens. Die Hitze im Raum, schien mich zu erdrücken. Und Schweißtropfen ließen sich auf meiner kalten Haut nieder.
„Das einzige, an was ich mich erinnern kann, ist das ich nicht alleine war. Meine Freundin, wenn nicht gar die Einzige, die übrig geblieben ist, liegt vielleicht verwundet noch dort. Ich brauche deine Hilfe. Bitte." Mein Blick bohrte sich in seinen. Versuchte deutlich zu machen, dass nichts mich davon abbringen könnte. Ich hoffte darauf, dass auch hier, er mir wieder helfen würde.
„Ich kenne den Weg dorthin zurück nicht und habe auch kein Pferd. Mein Knöchel ist verwundet, sodass ich es nicht alleine schaffen würde. Doch du kennst ihn. Hast mich dort gefunden und Gnade über mich walten lassen. Ich bitte dich noch einmal mir zu helfen." Beendete ich meinen Monolog. Er schwieg. Beobachtete mich stumm. Dachte über die ausgesprochenen Worte nach, wog die Dringlichkeit und Notwenigkeit ab, die in meiner Aussage lag. Nach einer gefühlten Ewigkeit räusperte er sich nun.

„Der Marsch, würde über Stunden dauern, es wäre mitten in der Nacht, wenn wir dort ankommen würden. Zudem, dass wir wieder zurückreiten müssten." Das klang schlecht für mich. Ich machte mich bereit, eine Abfuhr zu bekommen. Eine Abfuhr, die mich dazu zwang, einen anderen Weg finden zu müssen.
„Auch wenn alles dagegenspricht und ich dort auch niemanden antraf außer euch, merke ich wie wichtig dies hier ist. Ihr würdet euch sowieso nicht davon abbringen lassen, egal wie hoch das Risiko ist. Lieber reitet ihr mit mir, als das ich euch in den nächsten Tagen, tot im Wald wiederfinde. Vielleicht hilft es eurem Gedächtnis wieder auf die Sprünge."

Sprachlos starrte ich ihn an. Mir wollte nicht einfallen, wie ich ihm je meine Dankbarkeit ausdrücken konnte. Er war es, der mir gerade den letzten Halm hinreichte, um mich an ihn zu klammern. Obwohl er doch noch so jung war, strahlte er Autorität, Reife und Sicherheit aus. Alles was ich mit offenen Armen empfangen wollte. Ob wir uns auch in meiner Realität gemocht hätten?
Vielleicht wären wir Freunde geworden. Freunde von den man hätte etwas lernen können. Die einen ergänzten und die Welt nicht nur schwarz, weiß sehen ließ.

Er rief nach Aelyn, die mir einen Mantel bringen sollte. Wenige Augenblicke später, kam sie hastig und außer Atem herangeeilt. Nach Luft ringend, half sie mir in den schweren, dunklen Stoff hineinzuschlüpfen. Ohne mein neues Spiegelbild eines Blickes zu würdigen, nahm Cian meine Hand und umschloss sie fest. Vermutlich aus Angst, weitere Schwächeanfälle von mir nicht rechtzeitig zu erkennen. Mit schnellen Schritten, irrten wir durch die Gänge, die nun ganz in Dunkelheit eingetunkt waren. Keine Menschenseele war zu sehen. Nur wir zwei, streiften als flüchtige Gestalten hier hindurch. Das Einzige was meine Ohren wahrnahmen und die Stille durchbrach, waren unsere Schuhe, dessen Berührung mit dem Boden, schallende Laute von sich gaben. Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust, doch die weiche und an manchen Stellen raue Haut seiner Hand, die mich hielt, brachte es immer wieder zur Vernunft, nicht gleich hinauszuspringen. Nur noch ein paar Schritte und dann kämen wir der Freiheit und vielleicht auch der Gewissheit näher. Ich trat über die Schwelle, dessen Grenze klar gezogen waren. Die Auswahl, zwischen dem Ort der Zuflucht und Sicherheit oder den Platz der Gefahren und Wildheit. Ich konnte wählen. Doch es war keine freie Entscheidung. Mein Wille wurde von Gefühlen aufgezwängt. Gefühlen, denen ich keinen Platz geben wollte. Die tief in meinem inneren verschlossen werden sollten.

Kälte, überfuhr mich wie ein Donnerschlag. Mein Atem, trat nun sichtbar wie ein Schleier aus Nebel hervor. Der klare Sternenhimmel über uns, spendete gedämmtes Licht. Jeder Schritt, durch die Faustgroßen Steine knirschte. Drohten uns zu verraten.  Ich erkannte das sperrige Holz, welches von großen Steinen, zu einem riesigen Stahl zusammengebaut wurde. Hörte wiehern, von den Tieren, die dort hausten.

Geister der SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt