Kapitel 1.3

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Die schmalen, engen Gassen, wären überhaupt nichts für meine Mutter gewesen. Sie war in solchen Dingen, wirklich das komplette Gegenteil von mir. Sie brauchte es groß, laut und mit viel Tumult. Sie begriff auch nicht, wieso ich ausgerechnet hier herwollte. Mom versuchte mir immer wieder zu sagen, dass in Dublin ich viel bessere Chancen für mich wären, als Krankenschwester zu arbeiten. Solche Einöden, zahlen schlecht und wenn es mir dort nicht gefällt, müsste ich wieder umziehen, um bei einer neuen Arbeitsstelle anzufangen. Wenn ich in Dublin bliebe, hätte ich die Auswahl und könnte selbst entscheiden, wo ich hinwollte. Das meine Wahl dann trotzdem auf das Krankenhaus, ganz oben im Norden fiel, erschloss sich ihr nicht. Durch die schlechtere Infrastruktur in der Provinz, fuhr ich mit dem Auto circa vierzig Kilometer. Das war in Ordnung für mich, wenn man dafür diesen Einklang mit der Natur im Austausch bekam. Ich war schon immer Naturverbundener als meine Eltern. Mein Großvater, der mich die halbe Kindheit mit aufgezogen hatte, war immer der Meinung, soviel Zeit wie möglich, im Wald zu verbringen. Er wollte mich in meinem Wissensdrang fördern. Tiere, Pflanzen, egal was, mit mir erforschen und gemeinsam beobachten. Seine Intention war es, die Welt auf natürliche Art und Weise zu entdecken. Und mir davon so viel wie möglich mitzugeben.

Die Leute lebten hier noch wie im 20.Jahrhundert und Nostalgie machte sich breit. Da ich ziemlich früh dran war, duftete es in den Straßen nach frisch gebackenem Brot. Hier grüßte sich jeder. Keiner war der Fremde, sondern ein Freund. Es war wie eine riesige Familie, die die ganze Ortschaft betraf. Gut, wahrscheinlich waren hier wirklich die meisten miteinander verwandt, aber nichts desto trotz, wurden Besucher und Neuankömmlinge willkommen geheißen.

Es gab genau ein Café in dieser Stadt, mehr brauchte es auch nicht, um meinen knurrenden Magen wieder freudig zu stimmen.

Der frischgepresste Grapefruitsaft, vermischt mit Spiegelei, Bohnen und Würstchen, waren ganz traditionell nach englischer Art. Ich schmunzelte, ein wenig kam ich mir ja schon vor, wie ein Tourist, der hier war um Neues zu entdecken. Da der Koch es doch sehr gut gemeint hatte mit der Portion, lies ich ab und zu mal ein Würstchen unter den Tisch fallen, wo kurz darauf ein genüssliches schmatzen hervorkam. Ja, ich weiß, das sollte man nicht machen und in der Regel, war ich da auch jemand, der dies strikt einhielt. Wirklich!
Doch ab und zu konnte ich dem kleinen Vierbeiner nicht widerstehen.

Und zumindest war der Teller leer, als ich ihn bei Conor abgab. So stellte sich der Inhaber direkt vor. In einem kurzen Gespräch, erzählte ich ihm von meinem Umzug hierher und wie ich in den letzten Tagen angekommen war. Seine Tochter Oisin, sei in demselben Alter wie ich, wollte aber von hier weg und sei in den Westen gezogen. Man sah ihm an, dass er traurig über diese Entscheidung war und ich konnte parallelen zu meinen Eltern ziehen. Aber nichts desto trotz hieß er mich willkommen und meinte, dass dieses Frühstück aufs Haus ginge. Sprachlos über die Freundlichkeit, die mir hier entgegengebracht wurde, bedankte ich mich. Das wäre mir in Dublin nie passiert. Ich meine die Leute sind dort auch freundlich, keine Frage, aber dass sie mir so viel Gastfreundschaft und Interesse entgegenbrachten, war doch Neu für mich.

Ich zog meinen Laptop aus der braunen Ledertasche, die mir Dad zu Weihnachten geschenkt hatte und machte mich daran den Blutkreislauf, als auch die Muskeln, der unteren Extremität zu pauken. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie unendlich viele Muskeln das Bein doch hatte und wie komplex, das ganze System von Bewegungen war.
Doch nach ungefähr zwei Stunden und den dritten Saft, gab ich es erstmal auf. Mein Gehirn glühte von den vielen neuen Informationen, die ich versuchte ihm zu vermitteln. Mir war es wichtig, einen guten Eindruck zu machen und nicht vollkommen ahnungslos, in etwas hineinzurennen. Generell war ich viel zu sehr, der Typ Sicherheit. Ich mochte es, wenn alles Hand und Fuß hatte. Eine ordentliche Planung, konnte mich beruhigen und vieles Erleichtern. Wieso Stress machen, wenn man ihn vermeiden kann?

Geister der SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt