Kapitel 2.4

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„Da bist du ja. Ich habe überall im Schloss nach dir suchen lassen." Seine Hand wanderte an meine Stirn, die eindringlich meine Körpertemperatur zu messen versuchte. Prüfend wie ein Arzt musterte er mich. Beobachtete skeptisch, das Bild vor ihm und versuchte zu diagnostizieren, was nicht zu diagnostizieren war. Die Falten, schlugen tief auf seine Stirn. Die Rauchschwaden stiegen nur so empor. Blondschopf, versuchte wirklich mich zu verstehen, mit allem, was ihm möglich war.

„Mir geht es gut." Beschwerte ich mich und fuchtelte wild mit meinen Händen herum. Verwirrt drangen seine blauen Augen tief in meine. Entschuldigend und nach einer vernünftigen Begründung suchend, wieso mich die Situation vorhin so überfordert hatte, bot er mir seinen Unterarm an. Zögernd griff ich um ihn und hackte mich ein. Es war besser gewesen, ihm zu folgen, als noch länger, wie ein blindes Huhn, hier herumzuirren. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, würde ich mich auf den Weg machen. Egoistisch denken und Cassie suchen. Auch wenn es mir schwerfiel Blondschopf, so zu hintergehen. Aber ich musste meine Gefährtin und dann einen Weg finden, der mich wieder zurück in meine Zeit und vor allem in meine Heimat bringen würde. Das bedeutete sowieso Abschied. Ich würde ihn nie wieder sehen. So sehr ich begann ihn zu mögen, waren wir doch zwei unterschiedliche Kometen, dessen Wege sich hätten niemals treffen dürfen.

Das hier. Das wäre nur für kurze Dauer. Vielleicht würde ich mich nach meiner Heimreise, wieder zurück nach Dublin begeben. Dort Anfangen zu studieren. Oder dann doch mich für die Weltreise entscheiden, die bisher immer auf die Zukunft verschoben wurde. Mein Entschluss nach Malin Head zu ziehen, betrachtete ich mittlerweile als Fehler. Dem verdankte ich diese Misere. Ich hätte in meinen heimischen vier Wänden bleiben sollen. Isoliert und in Sicherheit gewogen.
All das, was mir hier fehlte.

Blondschopf, führte mich in einen großen, Lichtdurchfluteten Raum. Das dunkle Holz und die hell einladenden Wände, mischten sich zu einer wohltuenden Oase. Ein Himmelbett, welches aus geschwungenem dunklem Holze bestand, lud zum Entspannen ein. An ihm dran, hangen, durchscheinende, seidene hell rosafarbene Tücher, die schwerfällig zu Boden hangen, starr, ohne jegliche Bewegung. Dutzende, ja gar tausende Kissen, die geordnet aufeinander lagen, trugen dazu bei, in die wildesten Träume hineintauchen. Große dunkle Eichenschränke, erstreckten sich die Wand entlang. Teppiche mit rot-grünem Muster, windeten sich durch den hölzernen Boden. Gemälde, von Wäldern und Flüssen, hangen demonstrierend an der Wand. Pelze verschiedenster Tiere, die ich nicht alle definieren konnte, hingen als Trophäe aus. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Viel zu schön, war es hier. Mit einem leichten lächeln, beobachtete mich Cian von der Seite. Er wollte keine einzige Reaktion verpassen, die sich auf meinem Gesicht abzeichnete. Ich fuhr mit den Fingern über die breite Kommode. Das Holz glänzte, als wäre es frisch poliert. Unter meinen Fingerkuppen, fühlte es sich glatt an. Mit jedem Zentimeter indem ich dem Holz folgte, kühlte es die Haut und damit auch meine Reize, die seit je her, auf Hochtouren liefen. Ich erwiderte Cian's Blick, der immer noch fest auf mir lag. Meine Mundwinkel, zogen leicht nach oben. Auch wenn die Situation alles andere als leicht war, schaffte er es mir dennoch ein wohliges Gefühl zu vermitteln.

„Gefällt es dir? Ich dachte, dies hier, wäre das richtige Gemach um sich zu erholen." Neugier, zog sich durch seine Stimme, während er sich ein paar Schritte im Kreis drehte, um die einnehmende Größe, dieses Raumes zu demonstrieren.

Unfähig, auch nur eine Silbe ihm entgegenzubringen, nickte ich stumm. Es fiel mir zunehmend schwer, ihn zu hintergehen und ihm nicht in mein Vorhaben einzuweihen. Zu sehr, fing ich an, ihn zu mögen, dabei kannte ich nur wenig bis gar nichts über ihn. Dennoch bauten wir Schritt für Schritt vertrauen auf, welches nun mein wertvollster Besitz war. Gerne hätte ich ihm gesagt, wie sehr es in meinem inneren tobte. Nichts lieber, wollte ich ihm erzählen, dass meine Seele mehr Last trägt, als sie im Stande dazu war. Doch ich blieb stumm. Machte es mit mir selbst aus. Auch wenn ich kurz vorm Fallen stand.

Geister der SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt