Wärme durchflutete mich und ich bewegte langsam meine Fingerspitzen, ohne dabei die Augen zu öffnen. Ich fühlte weichen Stoff, vermutlich eine Decke, die meinen Körper schützend umhüllte. Ich wollte meine Augen nicht öffnen. Viel zu skurril waren die letzten Erinnerungen gewesen. Lieber wollte ich in den schönen Erinnerungen verharren, die wie ein Film, sich vor meinem geistigen Auge abspielten.
War das alles ein Traum?
Ich weiß nicht, ob ich wirklich eine Antwort darauf haben wollte. Ich hoffte es. Die Angst, die Augen zu öffnen und nicht in meinem schönen neuen Bett, welches ich mir für den Umzug neu gekauft hatte, aufzuwachen war zu groß. Die Angst nicht zu wissen, wo ich war und wie ich hierhergekommen bin, warf sich wie eine verschlingende Hand, drohend über mich.
Viel zu sehr, bauschte sich das unwohle Gefühl auf, welches die letzten Geschehnisse, Realität werden ließ.
Nein. Ich wollte meine Augen nicht öffnen. Ich wollte in der Welt der Fantasie bleiben. Selbst bestimmen, wo ich war und wer bei mir ist. Ich wollte mir die Illusionen nicht nehmen lassen. Aber vielleicht musste ich es doch.
Ich blinzelte ein paar Mal, um dem grellen Licht, welches mich zu erblinden drohte, auszuweichen. Langsam schärften meine Augen den Blick und ernüchternd stellte ich fest, dass die Realität, alles andere als zufriedenstellend war. Ich befand mich immer noch auf der geschwungen geformten Couch, mit dem grünen Muster darauf. Die dunkle Eiche an den Wänden und das helle Parkett am Boden, wärmten den riesigen Raum. Ließen ihn offenherziger wirken. Nicht viel befand sich hier. Das Sofa, welches den Raum dominierte. Die großen, dunkelgetränkten Regale, voll mit Büchern dessen dicke Einbände, darin jeden Platz einnahmen. Einer Kommode, die mühselige Schnitzungen in sich trug. Vermutlich Handarbeit. Derjenige der hier wohnte, mochte es schlicht, mit einem Hauch von Extravaganz. Scheinbar besaßen die Hausbesitzer einen guten Wohlstand. Ich erblickte einen Spiegel, der nicht weit von mir entfernt stand. Silber verzierte ihn und ließ das Sonnenlicht darauf brechen. Ich stand auf. Die Zeit, schien schnell zerronnen zu sein. Die Sonne nährte sich dem Horizont, wollte sich mit ihm verbünden und eins mit ihm sein.
Welcher Tag war heute?
Jegliches Zeitgefühl, war von mir gewichen.
Unsicher ob meine Füße die Last, die auf ihnen ruhte, tragen konnten, bewegte ich einen Fuß vor den anderen. Kleine, behutsame Schritte, die wachsam mit Adleraugen beobachtet wurden. Das kalte Holz, wärmte die eisigen Fußsohlen, dessen Blut erst jetzt wieder zu zirkulieren begann.
Ich hob meinen Blick und erschrak vor dem Umriss, der sich in dem langen Spiegel offenbarte.
Wer war das?
Ich wusste nicht, ob ich vor Schreck, zwei Schritte ausweichen oder vor Überraschung, einen Schritt näherkommen sollte.
Ich sah mich nicht. Unsichtbar, wie die Luft, suchte ich mein gegenüber nach einer Gestalt ab, welches mir ähnelte. Doch da war nichts. Nichts außer ebenmäßiges dunkles Holz und einer Frau, dessen verzerrtes Gesicht, mir die Luft zum Atmen abschnitt.
Ich wusste nicht, ob dies Echtheit besaß und ich dem Glauben schenken konnte.Die Frage, nach dem Sein, erfüllte meine Gedanken. Ich hatte mir noch nie Gedanken, um das Unsichtbar und dem Verloren sein gemacht. Gab es denn so etwas und wenn ja, war ich eine Art verlorene Seele geworden, die zwischen Tod und Leben noch herumirrte?
Die junge Frau, dessen Augen sich tief in meine bohrten, hielt ganz still, so als sei die Angst zu groß, durch jede noch so kleine Bewegung, Schmerz und Leid zu erfahren.
Ihr weißes Hemd, ähnelte dem, welches ich beim erwachen trug. Dieselben Flecken von Schlamm, waren darauf. An genau diesen Stellen, war auch meines, eingerissen und legte offene Haut frei.
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Geister der Seele
RomanceErwachsenwerden verlangt einiges ab. Der Aufbruch in das Neue und Unbekannte beginnt. Doch wie ist es, wenn das Schicksal ohne Vorwarnung zuschlägt und dich in eine Zeit zurückversetzt in der Tod, Liebe und Rache, dein engster Begleiter sind!? Wirs...