KAPITULL TREMDHJETE

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Leonita Gashi

„Was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus wie ein Gespenst".

Ledjon Bashkimi, Mitglied der heißesten Typen am Campus, hält mir mit einem strahlendem Grinsen auf den Lippen, einen Papbecher entgegen. In seinen grünen Augen funkelt Belustigung und die Art wie er sich durch das hellbraune Haar fährt, welches im Licht der Sonne total gold scheint, erinnert er mich für einen winzigen Moment an einen seiner besten Freunde. Adrin Jetoni.

Das schüchterne Lächeln auf meinen Lippen verschwindet schlagartig, ich spüre wie mir stattdessen ganz schwummerig wird, bei dem Gedanken an gestern Abend. Und daran, dass ich seinen Vater angelogen habe, um an seine Nummer zu kommen. Oh mein Gott, wenn er das heraus findet.. wenn er heraus findet, dass ich seinen Dad schamlos angelogen habe, nur um mir seine Nummer zu klären. Wow, selbst ich halte mich deswegen für überaus abscheulich und allein der Gedanke an das kurze Gespräch mit Adrins Vater verursacht ein mulmiges Gefühl in mir.

„Prinzessin, alles in Ordnung? Du siehst aus als würdest du dich gleich übergeben müssen." Besorgt legt Ledjon seinen Arm um meine Schulter und ich muss meinen Blick zur Seite wenden und den Kopf ein klein wenig in den Nacken legen, um ihn beruhigt anlächeln zu können. Bei Ledjon ist es ganz okay ein bisschen hochsehen zu müssen, bei Adrin hingegen ist es eine richtige Qual, weil ich beinah schon in den Himmel starren muss, um ihn ansehen zu können.

Ich schüttel den Kopf, um die Gedanken an meinen heimlichen Schwarm auszublenden und konzentriere mich stattdessen auf Ledjon, einen seit kurzem erst neu gewonnenem Freund und nehme ihm den dampfenden Becher aus der Hand.

„Extra süße Schokolade, wie bestellt."

Während wir über den Campus laufen, behält Ledjon seinen Arm um meine Schulter geschlungen und zieht mich ein Stück näher an sich heran, so dass ich seine Schulter leicht am Rücken spüre. Ich sage nichts dagegen, denn eigentlich ist es ziemlich angenehm von ihm behütet zu werden. Außerdem ist Ledjon ein Kumpel, ein guter Freund, Jemand der mich in den letzten Wochen häufig zum Lachen gebracht hat, als ich es eigentlich nicht konnte. Bisher haben wir so viel Zeit miteinander verbracht, dass ich mich in seiner Nähe am wohlsten fühle und uns tatsächlich als richtige Freunde bezeichnen würde, anders als Erjon oder Edon.

„Es ist fast fünf Wochen her", murmelt er plötzlich in die angenehme Stille hinein, die zwischen und geherrscht hatte. Verwirrt sehe ich kurz zu ihm, aber sein Blick schwimmt umher ins Leere, als sei er mit dem Kopf ganz woanders.

„Was meinst du?", frage ich dennoch neugierig und bleibe bei seiner Antwort aprubt stehen.

„Dein letzter Selbstmordversuch."

Verdattert kann ich nicht anders als ihn mit großen Augen anzustarren, denn Ledjon ist der erste und bisher einzige, der das jemals in meiner Gegenwart erwähnt hat. Und es erinnert mich daran, dass ich vor fast zwei Monaten versucht habe mich andauernd umzubringen. Und dann erinnert es mich daran, dass ich es kein Mal mehr versucht habe, seit dem ich das erste Mal ein Wort mit Adrin Jetoni gewechselt habe.

Ich winde mich unwohl. Es ist mir auf eine verdrehte Art übelst peinlich auf so etwas verletzliches angesprochen zu werden und Ledjon war ehrlich gesagt die letzte Person von der ich es hätte erwartet. Nicht einmal meine beste Freundin hat das Thema angeschnitten. Ich hatte ebenfalls mit Niemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit meinem Großvater, der zufällig Psychologe war und bei dem selbst meine Mutter mal in Behandlung war. Hat bei ihr allerdings nicht so viel gebracht.

„Ich- Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe." In Ledjons Augen flackert Schuld auf, gefolgt von Reue und ich muss mich zusammen reißen, weil ich doch weiß, dass er keine schlechter Mensch ist und mir niemals versuchen würde zu nah zu kommen, mich anzugreifen in einer Zone, die vollkommen ummauert ist.

The bad guy and his rich JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt