KAPITULL NJEZET NJO

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Leonita Gashi

Seufzend fahre ich vorsichtig mit den Fingerspitzen über den weißen Verband. Er umschlingt meine beiden Füßen und selbst nach dem Wochenende scheint er kein bisschen mitgenommen zu sein. Wenn man bedenkt wie gut ich ihn gepflegt und darauf geachtet habe, dass diesem Verband auch ja nichts geschieht. Immer hin hat ihn Adrin Jetoni um meine Füße gewickelt, während ich mich schlafend an ihn geklammert habe wie eine Ertrinkende. Er sieht zwar echt scheiße aus und reicht fast bis an meine Knöchel, aber immer hin hat Adrin meine Füße zärtlich behandelt, sie verarztet und sich um mich gekümmert. Obwohl es genug andere Menschen gab, die es hätten übernehmen können. Meine Freundinnen zum Beispiel, Ledjon oder einer der anderen Gorilla, von den ich jedoch nicht behaupten kann, dass sie mich überhaupt auch nur ansatzweise leiden könnten. Nach dem ich mit diesen Verbänden mitten in der Nacht aufgewacht bin, war Shpresa gerade dabei in unserer Einfahrt zu parken. Anscheinend hatte Adrin darauf bestanden sofort nach Hause zu fahren und somit war der restliche Ausflug gestrichen. Laut Rineah sei das alleine meine Schuld, was ich nur mit einem Schulterzucken abtat. Denn viel wichtige war doch, dass der Adrin Jetoni mir gegenüber erweicht ist und wir langsam aber sicher eine bröckelige, noch unsichere Freundschaft aufbauen. Er gibt sich irgendwie Mühe, auch wenn er ziemlich verletzende Dinge sagt oder tut. Aber trotzdem. Nach allem was in den letzten Monaten und Wochen passiert ist, kann es da.. kann es da sein, dass eine winzige Chance gibt, dass Adrin in mir mehr sehen könnte? Mehr, als er mir weiß gemacht hat? Aber wo läge schon der Sinn, wenn das Schicksal uns beiden so oder so das Herz brechen würde? Wie frustrierend das Leben nur sein kann, wenn es doch nur länger wäre als ein einfacher Wimpernschlag.

Leider habe ich nichts davon mitbekommen, wie Adrin sich um mich gekümmer hat oder was er gesagt hat, weil ich tief und fest gepennt hat. Und das obwohl ich vorher sogar darauf bestanden hätte unbedingt mit Ledjon zu sprechen, um die Sache zu beenden, bevor sie noch anheizt und explosiv wird. Ich meine, wenn das was Adrin behauptet, tatsächlich auch nur einen Funken Wahrheit beinhaltet, dann.. dann könnte es schneller ganz schön kompliziert werden, als es mir lieb wäre. Noch mehr Probleme können mir fern bleiben, besonders jetzt wo.. wo es einen Lichtstreifen in meinem Leben gibt, auch wenn er bald komplett erlischen wird. Vielleicht ist es fies und egoistisch, aber Ledjon könnte ich niemals das geben, was ich bereit war Adrin zu geben, was ich jetzt vielleicht anzweifeln würde. Rineah und die anderen meinten, dass ich erst einmal Abstand von den beiden nehmen sollte, nach dem was ich ihnen alles erzählt habe. Was genau in der Nacht passiert ist, wollte mir keine erzählen, aber halbwegs habe ich schon mitbekommen, dass Ledjon und Erjon sich gestritten haben. In der Gruppe scheint angespannte Stimmung zu herrschen, Geschehnisse trüben die Launen der Jungen und die Mädchen halten sich komplett mit den Infos zurück, als seien sie ganz plötzlich zu Engeln geworden, wo sie sich doch liebend gern das Maul über jeden Klatsch zerreißen.

„Ist alles in Ordnung? Tut dein Herz weh?".

Die Stimme meines Dads lässt mich den Blick von meinen Füßen abwenden und ich nehme schnell die Finger von dem Verband ab, während ich die Beine von der Couch nehme und sie auf den weichen Fellteppich ablege, in dem meine Füße versinken.

„Nein, alles in Ordnung, Baba. Keine Sorge," sage ich und ziehe die Mundwinkel leicht nach oben, um ihn beruhigend zu zulächeln. Dad zieht skeptisch eine Braue nach oben, dann stößt er sich am Türrahmen ab und setzt sich zu mir auf die Couch. Ich ziehe die Beine an und lege meine Arme um meine Knie, dann lehne ich den Kopf schweigend gegen seine Schulter und schließe seufzend die Augen.

„Ich kann dir und Ma wohl gar nichts vormachen, was?".

Ich spüre wie die Hand meines Vaters sanft über meinen Kopf gleitet und mir liebevoll über die Haare streicht, dann vibriert seine Schulter als er leise rau in sich lacht. „Natürlich nicht, Kleine. Weißt du Leonita, deine gruselige Hexenmutter und ich sehen vielleicht, wenn es dir schlecht geht, aber leider hat deine Ma noch keinen Zauber gefunden um in dein hübsches Köpfchen zu sehen. Was ich aber sehe ist, dass er ziemlich zu rauchen scheint."

The bad guy and his rich JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt