Kapitel 1

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Ich_ Rafe, dass ist bestimmt ein großer Fehler! Gleich fängt das Mittsommerfest an und davor muss ich noch zu den anderen.

Rafe_ Komm mit mir dahin!

Ich_ Du weißt, dass das nicht geht. Ich meine ein Pogue und ein Kook, dass würde niemand verstehen.

Und wenn ich das sage, dann meine ich auch genau das. Schon seit Jahrzehnten sind Pogues und Kooks verfeindet. Das sind zwei Gesellschaften, die irgendwie nicht zusammenpassen. Ich war auch langer Zeit dieser Meinung, dass Kooks nichts weiter sind, als reiche, aufgeblasene Arschlöcher, die nichts anderes können, als Daddys Geld auszugeben und mit den aufgedroschenen Karren durch die Gegend zu fahren. Rafe hat mich jedoch vom Gegenteil überzeugt. Er ist lieb zu mir und verwöhnt mich bis aufs feinste. Nun liegen wir auf einer Picknickdecke, an einem Strand der Outer Banks und genießen das Sonnenlicht. Ich weiß, dass ich mich langsam fertig machen sollte, da ich auf dem Mittsommerfest kellnern muss, um etwas Geld für meine Familie zu verdienen. Mein Dad ist ein elender Alkoholiker, dem ich einen Dreck interessiere. Durch ihn habe ich Rafe aber auch erst kennengelernt. Beziehungsweise durch eine seiner Taten. Ich kam vor ein paar Wochen vom Lagerfeuer nach Hause und Dad war Mal wieder völlig betrunken. Er hat sich selten unter Kontrolle, wenn er zu viel Bier oder sonstiges getrunken hat. Morgan, mein Dad, ist manchmal etwas zu aggressiv und fängt an mich zu beleidigen oder schlägt mich. Ich brauche gar nicht erst zu versuchen, mich zu wehren. Er ist viel stärker als ich und würde dadurch nur noch aggressiver werden. Rafe hat einen dieser Zwischenfälle zufällig mitbekommen und ist eingeschritten. Leider nur etwas zu spät. Dad hat eine Glasflasche nur knapp neben meinem Kopf gegen die Wand geschmissen. Als die Glassplitter wieder in meine Richtung flogen, schnitten sie meine Beine leicht auf. Rafe ist direkt auf meinen Dad zugegangen und schrie ihn an. Ich bin zwar schon einiges gewöhnt, jedoch dass er Flaschen nach mir wirft, war mir neu. Ich stand völlig unter Schock und war den Tränen nahe. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Rafe nicht gekommen wäre. Würde mein Vater mich wirklich umbringen, wenn er die Chance dazu hat?
Nun ja, seitdem lässt mich Rafe kaum noch aus den Augen und lässt mich nicht wieder zurück nach Hause gehen. Ich wohne praktisch schon bei ihm. Das zwar heimlich, da Ward das alles nicht für gut heißen würde. Spät abends darf ich also durch sein Fenster klettern und in seinem Bett schlafen. Es sollte eigentlich komisch sein. Ein Pogue und ein Kook, aber aus irgendeinem Grund, den ich damals noch nicht kannte, war es das nicht. Heute allerdings weiß ich ganz genau warum es nicht komisch war. Ich hatte tatsächlich Gefühle für ihn entwickelt. Eigentlich dachte ich, dass ich niemals die wahre Liebe finden könnte, aber bei Rafe fühle ich mich einfach nur sicher. Ich weiß, dass er mich immer schützen würde, egal wer uns bedrohen sollte, er würde mich retten. Alleine dieses Gefühl zu haben, ist schon schön, aber zu wissen, dass er genauso für mich empfindet, ist nochmal schöner.

Rafe_ Du bist wunderschön. Und dass du hier, bei mir liegst, ist nochmal schöner.

Ich_ Ich möchte eigentlich gar nicht hier weg. Es ist einfach zauberhaft, aber wir müssen los.

Rafe_ Du brauchst das Geld nicht. Du wohnst bei mir und bekommst alles, was du brauchst. Dein Vater sollte sich davon nicht noch mehr Alkohol kaufen können.

Ich_ Ich kann aber nicht ewig bei dir wohnen, vor allem, weil niemand etwas darüber weiß. Irgendwann muss ich zurück in die Realität.

Rafe_ Du wirst nicht wieder zu deinem Vater gehen!

Ich_ Ich meinte damit eigentlich, dass ich für eine eigene Wohnung spare. Damit du mich dort besuchen kannst oder vielleicht auch mit mir dort wohnen.

Rafe_ Du willst mit mir zusammenziehen?

Ich_ Ich,...Ähm. Ja, ich denke schon. Willst du denn nicht?

Rafe_ Doch, natürlich will ich!

Es fühlt sich so an, als würde mein Herz hüpfen. Ich freue mich gerade wirklich sehr darauf. Das einzige was mir für diesen Traum noch fehlt, wäre das Geld. Also stehe ich auf und reiche Rafe meine Hand. Ich möchte wirklich mit ihm so viel Zeit, wie nur irgendwie möglich mit ihm verbringen. Er erkennt genau, dass ich es ernst meine und ergreift meine Hand. Gemeinsam schlendern wir über den Strand und genießen die letzten Sonnenstrahlen. Auf dem gesamten Weg, lässt er meine Hand nicht los. Ich merke, wie er mich ab und zu von der Seite aus ansieht, was mich leicht erröten lässt. Seine Blicke auf mich sind einfach schön zu spüren. Ich spüre all die Liebe und die Zuneigung in ihnen. Das alles kann ich noch gar nicht glauben. Der Rafe Cameron und ich sind so etwas wie ein Paar. So richtig darüber geredet haben wir noch nicht und so wirklich, sexuell wurden wir auch noch nicht. Alles was wir bis jetzt gemacht haben war, uns zu küssen und oft, Arm in Arm einzuschlafen. Wir hatten oft die Gelegenheit dazu gehabt, miteinander zu schlafen, aber ich war noch nicht bereit. Ich will es lieber langsam angehen und jeden einzelnen Moment genießen. Miteinander schlafen können wir auch noch wann anders. Oder bin ich die einzige Person, die so denkt?
Nun stehen wir etwa ein Kilometer vor seinem Haus und wollen irgendwie nicht weiter gehen. Wir wissen beide ganz genau, dass wir dort so tun müssen, als würden wir uns nicht ausstehen können. Als hätte ich seine zärtlichen Küsse nicht gespürt und seine tollen Muskeln um mich herum. Als wäre ich die letzten Nächte nicht in seinen Armen eingeschlafen und aufgewacht. All das muss ich für diesen Zeitraum vergessen. Auch wenn es mir noch so schwer fallen wird, ich muss es für mich behalten. Es werden einige Kooks dort sein und auch seine Eltern. Ich würde ein Ball ins Aus schießen, wenn ich dort mit ihm aufkreuzen würde. Es würde nicht nur mir schaden, sondern auch ihm und dass will ich unter allen Umständen vermeiden.
Er geht zuerst los und ich warte ein paar Minuten. Die Feier findet in seinem Haus statt, also macht es so am meisten Sinn.
Nach zehn Minuten laufe ich auch endlich los. Das Fest beginnt zwar erst um 10 Uhr und es ist noch eine halbe Stunde bis dort hin, aber ich möchte mich wirklich bemühen, da ich dieses verdammte Geld dringend benötige. Nach acht Minuten bin ich an dem Haus angekommen und schlüpfe in die Uniform, welche extra für mich bereit liegt. Ein wenig nervös bin ich schon. Ich habe zwar schon gekellnert, aber noch nie für eine solche Masse an Kooks und vor allem nicht vor Ward und Rose, die Eltern von Rafe. Wenn wir ihnen irgendwann von uns erzählen sollten, dann sollen sie nicht an eine Feier denken, die ich ruiniert habe. Sie sollen ein gutes Bild von mir haben.
Kaum habe ich mich angezogen, so kommen auch schon die ersten Gäste. Meine erste Aufgabe ist es, sie nach hinten zu führen und Champagner anzubieten. Eigentlich ist dies keine zu wirklich schwere Aufgabe, aber die Erwachsenen, sowie die Jugendlichen sind dermaßen abgehoben, dass ich mich nur schwer unter Kontrolle halten kann.

Rafe_ Ignoriere sie einfach. Sie wissen nicht, was für ein tolles Mädchen du bist.

Ich habe nicht einmal gemerkt, wie er sich neben mich gestellt hat. Zur Tarnung hält er mir sein Glas hin, sodass ich ihm einfach etwas einschenken kann.

Ich_ Leichter gesagt als getan.

Rafe_ Konzentriere dich einfach auf etwas anderes und ignoriere diese dummen Sprüche.

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt