Kapitel 10

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Wir suchen uns eine Unterkunft, damit wir beide nicht auf der Straße in Gefahr leben müssen. Zwar haben wir aktuell kein Geld, aber das müssen die anderen vorerst nicht wissen. Irgendwie werden wir es schon schaffen. Mein Plan ist es, dass wir bald wieder nach Hause zurück kehren, da Ward nun auch auf den Bahamas ist. Die Gefahr, dass er uns hier findet, ist recht hoch, da er einige Leute kennt. Scheinbar arbeiten sehr viele Leute für ihn und würden uns sofort an ihn verraten. Auch in den Nachrichten läuft nun, dass Rafe und ich von der Polizei gesucht werden, wegen eines Mordes an einem Mann. Das macht die Flucht nun noch schwieriger, aber ich gebe die Hoffnung einfach nicht auf. Ich vertraue darauf, dass wir es irgendwie wieder nach Hause schaffen werden, auch wenn unser Boot beschlagnahmt wurde. Entweder wir klauen ein Boot oder wir schleichen uns auf eines und fahren als blinde Passagiere mit. 
Die Beziehung zwischen Rafe und mir ist recht angespannt. Ich liebe ihn zwar über alles, aber manchmal denke ich mir, dass er am liebsten abhauen würde und seinen Vater eine Kugel in den Kopf jagen würde. Alleine dieser Gedanke macht mir angst. Das er zu solch einer Gewalttat fähig wäre. Er liebt mich, da bin ich mir sicher, dass hat er mir mehr als oft bewiesen, aber er ist nicht damit einverstanden, dass wir von hier wieder wegfahren. Er möchte mehr über die Geschäft erfahren, die unsere Väter verbinden. Mich schreckt das alles zu sehr ab. Mein Dad ist dafür gestorben und dieses Bild zieht mich immer wieder herunter. Seine Worte, dass er mir ein besserer Vater sein möchte, jedoch nie die Chance dazu bekommen hat, macht mich traurig. Ich hätte gerne den Mann kennengelernt, in den meine Mum sich verliebt hat. Ich hätte gerne mehr von ihm, über meine Mum erfahren, wer sie ist und warum sie genau abgehauen ist. So langsam glaube ich nicht mehr, dass es wegen dem Alkoholkonsum war. Etwas anderes steckt dahinter. Jedoch habe ich zu große Angst, was mich hinter all diesen Fragen erwartet. Ward Cameron kennt meine Mutter und meint, dass sie eine andere Familie hat. Noch bin ich unsicher, ob ich das glauben soll oder nicht. Es kann auch sein, dass er Dad nur verletzen wollte. Ich würde sie gerne kennenlernen, habe aber auch ein wenig Angst. Vielleicht hat sie mich vergessen oder möchte mich nicht kennenlernen. Sie hat ein neues Leben und sich vielleicht schon vollkommen von ihrem alten verabschiedet. 

Rafe_ Ist alles in Ordnung?

Ich_ Ja, ich denke gerade an Mum. Wie sie wohl aussehen könnte, ob ich ihr ähnlich bin?

Rafe_ Du wirst sie irgendwann kennenlernen. Wenn wir meinen Vater zur Rede stellen könnten, dann wären wir zum einen Frei und zum anderen wüsstest du mehr.

Ich_ Rafe, dass ist zu riskant. Das einer dabei sterben könnte ist höher, als die Chance, dass wir etwas erfahren und vor allem frei kommen.

Rafe_ Aber dann machen wir wenigstens etwas. So sitzen wir momentan nur hier rum und tuen nichts für unsere Freiheit. Dann werden wir immer auf der Flucht sein und unser normales Leben an den Outer Banks vergessen!

Ich_ Wir können doch auch dort nach Hilfe suchen. John B, Sarah und die anderen würden uns helfen und-

Rafe_ Und das würde nichts ändern! Ich bin bei dir geblieben, weil ich dich liebe, aber so werden wir nur im Knast landen! Und du weißt, was es für eine Strafe bei Mord gibt. Du bist vielleicht noch minderjährig, ich aber nicht mehr. Generell würde ich nicht zulassen, dass du bestraft werden würdest, aber ich habe keine Lust für etwas hingerichtet zu werden, dass ich nicht getan habe.

Ich_ Wenn du Ward umbringst, dann hättest du diese Strafe aber verdient und das möchte ich nicht zulasse. Du sollst nicht die Chance bekommen, ihn zu verletzen und dafür bestraft zu werden. Ich möchte dich einfach nicht verlieren. Ein Leben, ohne dich, ist nicht das, was ich mir wünsche. Ich will mit dir alt werden, eine Familie mit dir haben.

Rafe_ Das will ich auch, aber das werden wir nicht haben, wenn wir wieder zurück gehen. Die Sache müssen wir hier angehen, hier wo wir schon eine Spur haben. Wenn du willst, dann gehen wir wieder zurück. Ich habe versprochen, dass wir zusammen bleiben werden, also werden wir das auch, aber ich bin noch immer dafür, dass wir jetzt etwas unternehmen.

Ich_ Wie stellst du dir das denn vor? Wir verfolgen Ward bis in eine dunkle Höhle und finden dort die ganzen Leichen, die er verschleppt hat. Dann rufen wir die Polizei, damit sie ihn fassen und kommen dann frei.

Rafe_ Nein, aber zurück in die Villa gehen und irgendein Gespräch vielleicht belauschen. Morgan hat doch über viele Opfer geredet, also müssen diese doch auch irgendwo sein. Vielleicht redet Ward über irgendein Versteck.

Ich_ Weißt du was. Na schön. Wir werden noch einmal in die Villa gehen. Wenn wir etwas finden, verfolgen wir die Spur. Wenn aber nichts sein sollte, dann fahren wir noch heute nach Hause.

Darauf einigen wir uns dann auch. Alleine bei dem Gedanken, dass ich wieder in die Villa gehe, macht mir Angst, aber Rafe hat schon recht. Auch wenn ich es vor ihm niemals zugeben werde. Hier werden wir mit Sicherheit mehr erfahren, als in den Outer Banks. Trotzdem habe ich Angst. Angst davor, diesen einen Raum wiederzusehen. Der Raum, in dem mein Vater ermordet wurde. Angst davor, Ward zu sehen und noch größere, dass er uns sehen könnte. Mittlerweile habe ich keinerlei Zweifel, dass er ohne mit der Wimper zu zucken auf uns schießen würde. Nun gut, er würde ohne Zweifel auf mich schießen. Bei Rafe wäre ich mir noch nicht so sicher. Ward scheint ihn noch immer als sein Sohn zu sehen und nicht als minderwertiger Mensch, wir er mich sieht. 

Wir machen uns also wieder auf den Weg zur Villa, um mehr herauszufinden. Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich tatsächlich wieder dorthin zurückgehe. Die Angst steigt wieder auf und meine Hände beginnen zu zittern. Diese Situation ist einfach merkwürdig. Die Beziehung mit Rafe ist zwar nicht mehr am Boden, wir verstehen uns besser, aber es ist noch immer seltsam. E wird bestimmt nichts mehr so sein, wie es  Mal war. Vielleicht wird es besser, vielleicht wird es aber auch schlimmer. Natürlich hoffe ich, dass wir nach dieser Mission wieder zusammen sein können, zumindest so, wie wir es waren. Ich liebe ihn noch immer, wie am ersten Tage, aber es ist mittlerweile so viel passiert. So viel, dass auf unseren beiden Schultern lastet. 
Als wir an der Villa ankommen, stellen wir fest, dass ein Jeep vor der Einfahrt steht. Der Jeep, dem Ward gehört. Also ist er gerade immer noch in der Villa. Die perfekte Zeit, dort einzubrechen und ihn zu belauschen. Es macht mir Angst, aber wir klettern über den Zaun und rennen ins innere des Gebäudes. Dieses Mal müssen wir durch eine der Türen gehen. Mein Herz pocht immer stärker und beruhigt sich einfach nicht. Mein Atem stockt und Schweiß bildet sich auf meiner Nase. Rafe bemerkt meine innere Unruhe und greift meine Hand. Trotz der ganzen Streitigkeiten die wir Momentan haben, beruhigt es mich. Ein positives Gefühl macht sich in mir breit und wärme spüre ich in meinem Bauch. Wir verstecken uns in dem Raum, in dem ich auch schon das letzte Mal saß. Dann kommt auch schon Ward. Er diskutiert wild mit einem seiner Arbeitern und schreit herum. Irgendetwas mit einer Lagerhalle, aber was für eine gemeint ist, wird nicht erwähnt. Jedenfalls haben wir eine Spur, also müssen wir unbedingt hier bleiben. Rafe hat recht gehabt, wenn wir weg gefahren wären, dann hätten wir nicht mehr erfahren, als wir jetzt wissen. Wir werden dieses Geheimnis lösen und herausfinden, was das Geheimnis von Ward ist. Dieser Mann versteckt irgendetwas vor der Welt und lässt niemanden daran teilhaben. Irgendetwas, wofür er morden würde. Irgendetwas, was scheinbar viel Geld bringt. 
Rafe und ich sitzen hier und hören als weiter zu, teilweise versteht man die beiden echt undeutlich, da sie auch am flüstern sind. Näher herangehen wäre jedoch zu riskant. Wenn er uns jetzt erwischen würde, dann hätten wir ein riesiges Problem. 

Ward_ Du bist ein Nichtsnutz. Es war deine Aufgabe, sie hierher zu bringen und hast es nicht geschafft!

Mann_ Boss, sie sind weggelaufen. Das Geld wurde auch noch nicht überwiesen.

Ward_ Ist ja auch logisch, wenn man den Auftrag nicht ausführt. Wir haben kein Material gegen ihn! 

Mann_ Die Drohung wurde aber schon übersendet.

Ward_ WAS? Sie sind nun gewarnt. Wir müssen schnell handeln. Hole den Wagen, ich fahre selbst los!

Sie verlassen das Gebäude und fahren davon. Ich bin absolut verwirrt. Um was für Drohungen handelt es sich. Jedenfalls sind auch noch andere Menschen wegen Ward in Gefahr.

Ich_ Rafe, wir müssen deinen Vater stoppen, bevor er zu denen kommt.

Rafe_ Stimmt, aber über wen hat er geredet?

Ich_ Ich weiß es nicht, aber wir haben nicht viel Zeit. Sie sind in Gefahr.

Rafe_ Vielleicht finden wir hier noch ein paar Hinweise. Blind irgendwohin zu laufen macht keinen Sinn und es scheint so, als wäre gerade niemand hier.

Ich_ Dann lass und beeilen. Ich denke nicht, dass sie ewig weg bleiben.

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt