Kapitel 32

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Der Rückflug vergeht nicht sonderlich vor. Diese Stunden verbringe ich damit, dass ich mir weiter ausmale, was die anderen denken, wenn wir ihnen den Diamanten zeigen. Werden sie Verständnis zeigen oder absolut sauer sein? Das werden wir erst erfahren, wenn wir auf sie stoßen. Mit all diesen Gedanken bin ich alleine, Rafe schläft die ganze Zeit. Sein Kopf ist an meine Schulter angelehnt und jedes Mal, wenn wir landen, um in ein anderes Flugzeug zu steigen, wecke ich ihn. Dann steigen wir um und alles beginnt wieder von vorne. Leider komme ich einfach nicht zur Ruhe. Die ganze Zeit muss ich an Robert, meinen Dad und an all die anderen ungeklärten Dinge denken. Ich habe wirklich gedacht, dass wir es geschafft hätten, aber es ist noch nicht soweit. Es gibt noch Finn, meinen Dad, Ward und all seine Angestellten dort draußen und wir beide stecken mittendrin. Egal was passiert, es geht nicht mehr zurück. Aus dieser Sache kommen wir so einfach nicht mehr heraus. Nun sitzen wir im letzten Flieger, der uns nach Hause bringen wird. Die Turbulenzen werden immer schlimmer, zum Glück sind es nur noch dreißig Minuten Flugzeit. Durch das Geschaukel wird Rafe unschön aufgeweckt. Er schreckt auf und zerdrückt beinahe meine Hand.

Ich_ Rafe, alles wird gut. 

Ich streichle seine Hand mit meinem Daumen und lasse ihn nicht los. Es wird alles gut werden, darauf vertraue ich. Der Pilot ist erfahren und weiß ganz genau, was er zu machen hat. Das alles hat er schon tausend Mal erlebt. Er wird uns sicher auf den Boden bringen. Plötzlich überkommt mich das Gefühl der Übelkeit, weswegen ich schnell auf die Bordtoilette renne. Ungewöhnlicherweise ist sie auch schon direkt frei, was mich natürlich erfreut. Ich stürze mich über das Klo und alles kommt aus mir heraus. Mich wundert es ein wenig, dass mein Magen so empfindlich auf das fliegen reagiert, da ich keine Probleme auf dem Meer habe. Vielleicht stresse ich mich auch etwas zu sehr. Wie dem auch sei, als ich fertig bin und wieder zurück auf meinen Sitzplatz gehe, bemerke ich eine Art Panik der Passagiere. Jeder sitzt angespannt auf seinen Platz, angeschnallt und die Hände der liebsten haltend. Schnell setze ich mich zu Rafe, der genau wie die anderen auch Angst hat. Ich nehme seine Hand und drücke sie leicht, damit er spürt, dass alles gut werden wird. Er braucht keine Angst haben. Dann kommt er auf uns zu, der Mann, den wir absolut nicht hier erwartet haben. Finn! Er stellt sich genau neben mich und flüstert mir die folgenden Worte ins Ohr.

Finn_ Ich weiß, dass ihr den Diamanten habt. Ihr werdet ihn mir geben!

Ich_ Niemals! Nur über meine Leiche werde ich ihn dir freiwillig geben!

Finn_ Das trifft sich gut.

Ich verstehe nicht was er meint. Auch Rafe, der zugehört hat, schaut mich fragend an. Er kann und hier nicht vor allen Leuten verletzen, dass wäre dumm und ich denke, dass er es auch weiß.

Finn_ Ihr fragt euch doch jetzt mit Sicherheit, was meint er damit, also erkläre ich es euch beiden. In fünf Minuten fliegt dieses Flugzeug in die Luft. Entweder ihr gebt mir den Diamanten und ihr kommt lebend von hier runter oder ihr gebt ihn mir nicht und werdet mit all den anderen hier sterben.

Es ist wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Ich muss mich jetzt zusammenreißen und die Ruhe bewahren. Entweder wir geben diesen Diamanten einem psychisch kranken Mann, der Waffen bauen möchte, welche einige Menschen umbringen werden oder aber, ich behalte ihn bei mir und opfere unsere Leben. 

Rafe_ Du wirst ihn nicht bekommen. Lieber sterbe ich hier und jetzt!

Finn_ Dann werde ich ihn später von dem Meeresboden holen, direkt neben euren beiden verwesten Körpern.

Er geht auf die Sicherheitstür zu, nimmt sich den einzigen Fallschirm, öffnet die Tür und springt heraus. Die Stewardess kann es nicht verhindern und wird nach dem öffnen der Tür hinausgesaugt. Mit Sicherheit haben wir keine zwei Minuten mehr, also beschließe ich mir eine Schwimmweste anzuziehen und auch aufzustehen. Rafe hält meine Hand fest und sieht mich besorgt an. 

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt