Kapitel 28

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Bei dem Baumhaus angekommen warten wir nicht lange, bis etwas passiert. Wir klettern die Leiter hinauf und sofort kommen die gesamten Erinnerungen, an die Nacht, die wir hier verbringen mussten, wieder. Als wir Arm in Arm hier einschliefen, mit der Angst, dass wir morgen sterben würden. Wie viel sich in Zwischenzeit geändert hat, nichts ist mehr so, wie es einmal war. Jetzt sind nicht wir es, die in Gefahr sind, sondern Ward und Finn. Ward sitzt schon im Gefängnis und erwartet morgen sein Urteil. Was ist, wenn sie sich für die Todesstrafe entscheiden? Ich möchte mir nicht ausmalen, wie sich Rafe fühlen wird, auch wenn er gerade auf einen auf gefühlskalt macht. Ich weiß doch, dass er tief in sich drin, etwas anderes als Hass für sein Vater empfindet. Sogar ich vermisse Dad, auch wenn er mich all die Jahre schlecht behandelt hat. Zu sehen, dass er stirbt, auch wenn er scheinbar noch nicht Tod ist, hat alles verändert. Seine Worte werde ich aber auch niemals vergessen. Das er mehr Zeit mit mir verbringen möchte und alles wieder gut machen will, hat mich weich werden lassen. Zoe, reiß dich zusammen und such weiter! In letzter Zeit lasse ich mich immer mehr ablenken und bleibe nicht bei der Sache, was aber verdammt nochmal gerade echt ungünstig ist. 

Ich_ Rafe, hast du schon etwas gefunden?

Rafe_ Nein, sonst hätte ich etwas gesagt.

Ich_ Was ist, wenn hier nichts ist? Wenn der andere Teil nicht mehr existiert?

Rafe_ Dann werden wir auch so den Diamanten finden. Wir haben bis jetzt alles geschafft, also lassen wir uns auch davon nicht aufhalten.

Er kommt zu mir, sieht mir tief in die Augen, streichelt meine Wange und spricht mir Vertrauen uns Zuversicht zu. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, welches er mir vermittelt. Mein Bauch wird ganz warm, die Stellen, an denen er mich berührt kribbeln, meine Beine verlieren ihre Kraft, sodass mich Rafe etwas stütze muss. Ich liebe ihn, dass spüre ich jeden Tag deutlicher und intensiver. Ich liebe das Gefühl von seinen Lippen auf meinen, seine Hände, die mein Gesicht zu ihm drehen, einfach alles. Mit ihm hat man jeden neuen Tag ein Abenteuer, auch wenn ich langsam genug von der Todesangst habe, habe ich noch lange nicht genug von ihm. Die neuen Fassetten, die man kennen und schätzen lernt. Einfach sein komplettes Wesen beeindruckt mich und zieht mich wie magisch an. Seit dem ersten Tag ist diese Anziehungskraft zu spüren, auch wenn ich immer versucht habe sie zu leugnen, sie war da und noch immer vorhanden.
Ich kann nicht anders als meine Arme um seinen Nacken zu schlingen und ihn zu küssen. Es ist nicht diese Art von Kuss, bei dem man sich ausziehen möchte und die Körper zu einem werden lassen will, sondern diese Art Kuss, die einem Kraft gibt. Der viel Energie mit sich bringt und schon von sich aus sehr intim ist. Ich habe das Gefühl, dass ich jede seiner Emotionen spüren kann, jedes Gefühl herauslesen und in mir aufnehmen kann. Wir teilen unser beides Leid und verteilen unsere Last. Es ist wahrlich ein Feuerwerk an Gefühlen, dass mich überkommt, sodass auch eine Träne meine Wange hinunterkullert. Seine Zunge verwöhnt meine, damit die Traurigkeit platz für etwas anders macht. 
Ausversehen stoßen wir beide gegen eine Wand des Baumhauses, hören jedoch noch immer nicht auf uns zu küssen. Dieser Moment soll eine Ewigkeit dauern, es gibt noch so vieles, was ich verarbeiten muss, wobei nur er mir helfen kann. Dieser Kuss sagt mehr als alle Worte je gesprochen werden können. Doch dann löst sich Rafe leicht von mir. Nein, dass möchte ich nicht, ich will mehr, mehr von ihm.

Rafe_ Ich denke, dass wir weitersuchen sollten.

Ich schmolle ein wenig vor mich hin, was er natürlich bemerkt und zu lachen anfängt. Einen leichten Kuss auf die Stirn gibt er mir, macht sich dann aber auch schon auf die Suche nach irgendetwas, was uns helfen könnte. Dort ist aber nirgendwo ein Zettel oder eine Karte. Das einzige was man weit und breit sieht, ist Holz und das soweit das Auge reicht. Voller Verzweiflung schlage ich mit dem Kopf gegen die Wände, sodass gefühlt alles um uns herum wackelt. Meine Hoffnungen reichen weit, sind aber auch nicht grenzenlos. Rafe wiederum sucht und sucht, tastet die Wände ab, um keine Ahnung was zu finden. Das ist auch das Problem. Wir suchen etwas, wobei wir nicht wissen wo oder auch was es ist. Es kann ein Name, eine Karte, ein USB-Stick oder alles andere sein. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, wie wir beide diesen Diamanten finden, verkaufen, reich sind und eine tolle Familie gründen. Das sind alles nur Fantasien, aber es könnte wahr werden, wenn wir hier irgendetwas finden würden. Ich beobachte Rafe, der an irgendetwas entlangfährt und stelle erstaunlicherweise fest, dass dort etwas eingeritzt wurde. Schnell stehe ich wieder auf und sehe es mir genauer an, um zu entziffern, was dort steht.

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt