Kapitel 25

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Wir sind zuhause angekommen und machen uns sofort auf die Suche. Zwar wissen wir beide noch nicht nach was genau, aber hier irgendwo muss etwas sein. Rafe überlegt verzweifelt, wann Ward ihm eine Karte gezeigt haben könnte, die besonders wichtig ist. Wir haben beide schon einige Karten gesehen, aber wirklich erinnern kann ich mich an keine. Ich stehe in dem Arbeitszimmer meines Vaters und durchwühle seinen Schreibtisch. Nichts. In keiner Schublade kann ich etwas finden. Dort sind nur ein paar Rechnungen, die noch bezahlt werden müssen, Stifte und ein paar lose Zettel, auf den Telefonnummern draufstehen. Diese anzurufen kommt mir aber nicht in den Sinn. Warum sollte er diese Karte bei jemand anderem verstecken, wenn ich die einzige sein soll, die wissen soll, wo sie sich befindet. Nein, dass macht keinen Sinn. Ich schaue mir die ganzen Regale an, die dort stehen und blättere in den einzelnen Büchern. Einige Kinderbücher von mir stehen auch dort, die mein Dad mir damals vorgelesen hat. Ich kann mich noch an die meisten erinnern. Diese Zeit war wirklich schön, es gab keine Probleme, ich kam gut mit meine Vater klar und eigentlich hat es uns auch an Geld nicht gefehlt. Dann kam seine Alkoholsucht, die alles verschlimmert hat, damit hat er wirklich alles zerstört. Nicht nur sein Leben ging den Bach runter, sondern auch meins. Diese Erinnerungen schüttel ich schnell wieder aus meinem Gedächtnis, sie machen mich viel zu traurig.

Rafe_ Woran hast du gedacht?

Ich_ Daran, wie mein Vater mir jeden Abend etwas vorgelesen hat. Die Zeiten waren einfach schön und unkompliziert.

Rafe_ Was war dein Lieblingsbuch?

Ich_ Wieso fragst du?

Rafe_ In den Filmen ist doch auch teilweise etwas in Büchern versteckt, vielleicht ist der eine Teil der Karte in deinem alten Lieblingsbuch. 

Ich_ Okay, aber du weißt, dass mein Vater nicht unbedingt der intelligenteste war.

Trotzdem hole ich das Buch "Der Zauberer von Oz" heraus und blättere darin herum. Nichts ist zu finden. Es hätte mich auch gewundert, wenn mein Vater wüsste, dass das mein Lieblingsbuch ist. Dann trifft es mich wie ein Blitz. Dad dachte immer, dass ich den Regenbogenfisch über alles lieben würde. Tatsächlich hatte ich deswegen auch eine Tapete in meinem Zimmer, die den Farben des Fisches sehr ähnlich war. Also suche ich nach diesem Buch, jedoch kann ich es nicht finden. Irgendjemand muss es aus dem Regal genommen haben. Dad hat sie immer wieder in dasselbe Fach gelegt, also muss das Buch dort auch irgendwo sein. ich werde immer hastiger und ziehe Rafes Aufmerksamkeit voll auf mich. Irgendwo ist dieses verdammte Buch und auch die Karte.

Rafe_ Was ist los?

Ich_ Ich weiß, wo die Karte sich befindet.

Rafe_ Und wo ist das?

Ich_ Kennst du den Regenbogenfisch?

Rafe_ Ja, Sarah hat dieses Buch geliebt.

Ich_ Mein Dad dachte, dass ich es auch lieben würde. Ich denke, dass dort die Karte ist, aber ich kann es nicht finden.

Rafe_ Ist es auch sicher in diesem Regal drin?

Ich_ Dad hat immer alle Bücher hier hinein gestellt. Er war ein absoluter Chaot, aber mit den Bücher musste ordentlich umgegangen werden.

Wir suchen im Arbeitszimmer immer weiter, verschieben die Regale, nehmen es fast komplett auseinander, aber dort ist nichts zu finden. Also begeben wir uns auf die Suche in den anderen Zimmern. Zwar ist mir hier nie das Buch aufgefallen, aber es kann durchaus sein, dass es hier irgendwo liegt. Vielleicht habe ich es auch vor ihm versteckt, damit er mir nicht erneut daraus vorliest und kann mich nur nicht daran erinnern. Wir suchen im Schlafzimmer, im Wohnzimmer, in der Küche und im Badezimmer, aber nirgends ist eine Spur von diesem Buch. Das ist unsere einzige Hoffnung, dass wir die Karte irgendwie finden können. Zwar fehlt noch Rafe's Teil, aber darum kümmern wir uns später. Erschöpft lege ich mich auf die Couch und seufze tief. Die Verzweiflung ist zum greifen nahe. 

Rafe_ Wo könnte dieses Buch denn sonst sein?

Ich_ Ich weiß es nicht, aber wir müssen es finden und das schnellstmöglich.

Rafe_ Was für Anhaltspunkte haben wir denn? Also der eine Teil der Karte wird wahrscheinlich in dem Buch sein, aber was ist mit dem anderem Teil? Ich wüsste nicht, was ich damals so gerne gemacht habe und mein Vater irgendwie gemerkt hat.

Ich_ Irgendetwas muss es doch geben? Ihr habt doch bestimmt etwas Zeit miteinander verbracht.

Rafe_ Ein bisschen, in der Zeit hat er mir aber nur gesagt, wie toll Sarah ist und ich mehr so sein soll wie sie. Jedes Mal, wenn ich irgendetwas beeindruckendes geschafft habe, hat es ihn nicht interessiert.

Ich_ Was hast du denn damals so gemacht?

Rafe_ Keine Ahnung, ich habe irgendetwas gebaut oder etwas gemalt. Das konnte ich damals wirklich gut.

Ich_ Achso, du bist also ein Künstler und erzählst mir nichts davon? 

Rafe_ Naja, für die damaligen Verhältnisse war es vielleicht gut, aber heute würde man es als Kritzelei bezeichnen. Trotzdem war ich stolz wie Oscar, wenn der Leuchtturm erkennbar war.

Ich_ Du magst Leuchttürme?

Rafe_ Nein, eigentlich nicht. Es war nur einfach zu malen.

Ich muss leicht schmunzeln. Dann aber realisiere ich, dass dort der andere Teil der Karte versteckt sein könnte. Vielleicht hat Ward seinen Sohn doch etwas Beachtung geschenkt. Ich sehe Rafe auf eine Weise an, dass auch er versteht, dass wir wissen, wo der andere Teil der Karte ist. Wir beide springen fast gleichzeitig auf und und sprechen die Worte auch zeitgleich aus.

Rafe und ich_ Die Karte ist auf dem Leuchtturm!

Wir lachen kurz und rennen nach draußen. Wir wollen keine Zeit weiter verlieren, also nehmen wir sein Motorrad. Schnell fahren wir zu diesem Leuchtturm, den Rafe als Kind gezeichnet hat. Zum Glück gibt es hier in der Nähe nur einen, wodurch die Suche wesentlich leichter ist. Er ist schon sehr alt und nicht wirklich sicher. In dem Boden sind Löcher und das Geländer kaum noch vorhanden. Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind früher auch öfter hier war. Damals sah es nur viel schöner aus. Wir beide gehen schnellen Schrittes auf den Turm zu und gehen ins innere. Die Treppe sieht genauso sicher aus, wie der gesamte Rest des Turmes. Einige Stufen fehlen, sodass man häufig riesige Schritte machen muss, um nicht ins nichts zu fallen. Wieso renoviert aber auch niemand diesen Ort hier? Früher war es schön und viele Touristen kamen vorbei und jetzt ist hier tote Hose. Seit bestimmt fünf Jahren hat sich niemand mehr hier her getraut. Vorsichtig steigen wir immer weiter die Treppe hinauf und gelangen irgendwann an das obere Geländer. Die Aussichtsplattform hat tatsächlich einige Löcher, was unsere Suche etwas erschwert, aber noch lange nicht unmöglich macht. Ich werde erst wieder hier hinunter gehen, wenn wir die Karte haben. Das alles soll nicht umsonst gewesen sein. 
Draußen ist leider nichts zu finden. Nirgendwo ist etwas zu finden, weswegen wir erneut im inneren suchen müssen. Kurz bevor wir wieder drinnen sind, löst sich ein Teil des Bodens unter meinen Füßen. Mit dem einen Fuß rutsche ich ab und stürze fast in die Tiefe. Das Loch, welches entstanden ist, ist groß genug, dass ich komplett hindurch passen würde. Rafe greift noch schnell nach meinen Händen und hält mich feste. Mein eines Bein ist noch auf dem Deck drauf, rutscht jedoch immer weiter ab. Ich habe das Gefühl, dass ich gleich fallen werde, weiß aber ganz genau, dass mich Rafe niemals loslassen würde. Mit viel Kraft zieht er mich etwas weiter nach oben und ich versuche mein Bein auf dem Gitter abzustützen, damit ich Rafe irgendwie helfen kann, jedoch bewege ich mich zu schnell. Ich rutsche ihm etwas aus den Händen und halte mich nun mit einer Hand an der Kante fest. Ich drücke mich etwas nach oben und auch Rafe zieht mich wieder hinauf. Er geht runter auf die Knie, packt mich unter den Schultern und schafft es mich wieder raufzuziehen. Mein Herz pocht noch immer sehr schnell und das Blut rauscht durch meine Ohren. Rafe nimmt mich in die Arme und drückt mich fest an sich. Dabei spüre ich, dass auch sein Herz wie verrückt am schlagen ist. Plötzlich spüre ich eine Träne, die auf mir drauf landet. Ich löse mich ein wenig von ihm und sehe ihm tief in die Augen. Sie sind völlig rot und eine weitere Träne kullert seine Wange hinunter. Schnell wischt er sich diese aus dem Gesicht, aber ich finde es süß zu sehen, wie besorgt er gerade ist. Ich kuschle meinen Kopf an seine Brust und versuche ihn zu beruhigen. 

Rafe_ Wieso musst du mich jetzt beruhigen, wenn du beinahe hier runtergefallen wärst?

Ich_ Ich habe gerade das Gefühl, dass ich nichts spüre.

Rafe_ Naja, wir sollten uns beeilen, damit wir schnell wieder hier runter kommen. Pass bitte auf dich auf.

Ich_ Ich versuche es. Du aber auch bitte auf dich.

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt