Kapitel 31

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Heute ist der Tag der Abreise. Wir kommen wieder nach Hause und wissen noch nicht einmal wie. Heute früh mussten wir schnell aus checken, damit eine andere Familie in unser Zimmer kann. Ich hoffe einfach, dass sie nicht schon wieder Kondome auf dem Bett verteilen. Mit dem Diamanten in meinem Rucksack laufen wir zu dem Flughafen, um irgendwie kostenlos nach Hause zu fliegen. Vielleicht treffen wir auch einen Sugar Daddy, der uns denn Flug finanzieren möchte. Unsere Handys haben wir natürlich nicht ersetzen lassen, sodass wir auch niemanden anrufen können. Sonst hätten wir jetzt die anderen anrufen können und um Geld gebettelt. Aber gut, jetzt müssen wir uns alleine durchschlagen. Etwas anderes hätte mich auch gewundert. Zwei Wochen ist es mittlerweile her, dass alles normal war. Eine Woche, dass ich meine Freunde gesehen habe. Ich vermisse sie, aber würde am liebsten direkt weiterfahren und endlich richtigen Urlaub machen. Noch geht das aber nicht. Zuerst müssen wir Finn ins Gefängnis bringen. Zwar weiß ich noch nicht genau was er gemacht haben soll, aber laut Ward nichts Gutes. Aber kann man überhaupt Ward vertrauen? Ich denke das einfachste wäre, wenn wir ihn suchen und zur Rede stellen. Somit kommt es nicht zu Missverständnissen.
Am Flughafen angekommen merken wir, dass in zwei Stunden ein Flug nach Hause ist. Das einzige, was uns nun noch fehlt, ist das Geld. Ich frage, ob wir ausnahmsweise kostenlos fliegen könnten oder auch später noch das Geld bezahlen könnten. Rafe fragt in der Zwischenzeit andere Passagiere, ob sie etwas spenden könnten. Nach einer Stunde treffen wir uns wieder, um zu schauen, wie viel wir ergattern konnten. Rafe hat hundert Dollar einsacken können, was schon eine beträchtliche Summe ist. Ich jedoch konnte für einen von uns beiden einen Gratisflug bekommen. Nun, der Arbeiter war männlich und absolut geil. Scheinbar hat er keine Freundin und sucht dringend jemanden, der mit ihm die Nacht verbringt. Natürlich habe ich mich nicht darauf eingelassen, aber zum Glück wollte der Mann dennoch mir diesen Flug ausgeben. Als ich das Rafe erzähle, ist er beinahe ausgeflippt. Nun gut, die Wut ist noch immer vorhanden, aber er reißt sich zusammen. Wenn er nun auch noch den Arbeiter zusammenschlägt, so wie er es bei Pope machen wollte, werden wir nie von hier wegkommen. 

Ich_ Rafe, beruhige dich einfach. Warum regst du dich überhaupt darüber auf, es ist doch nichts passiert?

Rafe_ Es ist einfach nur, wie er mit dir umgeht, dass gefällt mir nicht!

Ich_ Alles in Ordnung!

???_ Entschuldigung das ich störe, aber ich habe mitbekommen, dass ihr etwas Geld braucht. Ich würde euch beiden gerne helfen.

Ein Alter Mann stößt zu uns. Er wirkt irgendwie so vertraut, als ob ich ihn schonmal gesehen hätte. Seine Augen strahlen die pure Freundlichkeit aus. Dieser Mann hat definitiv keine Hintergedanken, dass sieht man ihm einfach an. 

Ich_ Sie wollen uns wirklich helfen?

???_ Sprich mich doch bitte mit meinem Namen an. Ich heiße Robert. Und ja, sonst hätte ich es wohl kaum angesprochen. Wohin geht denn eure reise eigentlich?

Rafe_ Wir wollen nach Hause, in die Outer Banks.

Robert_ Oh, da ist es wirklich sehr schön. Als ich jung war, habe ich es geliebt mit meiner Frau dort Urlaub zu machen. Jetzt habe ich diese Menge Geld und kann sie gar nicht mehr alles ausgeben. Also würde es mich wirklich glücklich machen, wenn ich euch beiden dabei helfen kann, wieder nach Hause zu kommen.

Ich_ Wow, also ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, Robert. 

Robert_ Ich bitte dich, wir können uns Duzen. 

Rafe_ Wenn ich fragen darf, wie bist du auf uns aufmerksam geworden?

Robert_ Wenn ich ehrlich bin, ich habe euch beide hier herumirren sehen und vor allem du kamst mir bekannt vor.

Dabei sieht er mich an. Ich kann nicht glauben, dass er auch bei mir dieses Gefühl hat, dass er mich kennt. 

Ich_ Ich habe mir tatsächlich vorhin genau dasselbe gedacht. Wie heißt du denn mit vollem Namen?

Robert_ Robert Johnson. Ich habe früher oft meine Bruder besucht, Christopher. Er war ein echter Chaot und leider kein so guter Mensch. Sein Plan war es, Waffen zu produzieren. Nun ist er verstorben und ich muss sagen, dass ich nicht einmal böse drum bin. Ich denke, dass es für die Welt besser so ist. Ai, jetzt habe ich aber viel erzählt. Hier, da habt ihr beide genügend Geld, um nach Hause zu kommen. Den Rest behaltet ihr bitte, euer Flug geht gleich, ihr solltet euch beeilen. 

Ich_ Robert, dass ist viel zu viel.

Robert reagiert nicht darauf, sondern geht zu seinem Gate. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er uns einfach so, ohne darüber nachzudenken, zwei fremden Leuten fünf Riesen zuzustecken. Ja, der Flug ist teuer, aber noch lange nicht so teuer. Viel weiter darüber nachdenken können wir nicht. Schnell besorgen wir uns die Tickets und steigen in den Flieger ein. Wir haben Plätze direkt am Fenster, sodass wir alles genau beobachten können. Entspannen kann ich mich aber nicht. Mich lässt der Gedanke nicht los, dass Robert der Bruder von dem Christopher ist. Wie können diese beiden Menschen nur Brüder sein? Sie sind komplett verschieden. Nun gut, ich kannte Christopher nicht, aber das was man so über ihn gelesen hat oder auch nur gehört hat, lässt es mir kalt den Rücken hinunterlaufen. Zwar weiß ich nicht woher ich Robert kenne, aber ich denke, dass es auch keine Rolle mehr spielen wird. Vielleicht habe ich ihn zufälligerweise gesehen. Es kann sein, dass ich gekellnert habe, als er dort war und ich ihn somit bedient habe. Ich sollte einfach aufhören mir darüber den Kopf zu zerbrechen und lieber darüber nachdenken, was wir machen könnten, wenn alles erledigt ist. 

Rafe_ Ich freue mich auf zuhause.

Ich_ Ich mich auch. Vor allem auf meine Freunde, die Ruhe, mein eigenes Bett.

Rafe_ Ich denke, dass schon wieder alles anders sein wird. Wir wissen nicht, was mit Dad passiert ist. Es kann sein, dass er Tod ist, aber er kann auch im Knast vergammeln. 

Ich_ Was werden wir den anderen erzählen?

Rafe_ Sollten wir ihnen schon die Wahrheit erzählen oder lieber noch warten. Sollten wir ihnen überhaupt etwas über den Diamanten sagen?

Ich_ Ich weiß es nicht. Ich denke schon, dass wir es ihnen sagen sollten, aber noch nicht direkt. Ich würde noch warten, vielleicht machen wir es, vielleicht aber auch nicht. Das können wir spontan entscheiden oder nicht?

Rafe_ Ich denke, dass du recht hast. Sie wären nur unnötig sauer.

Dabei bleiben wir auch. Ich denke die gesamte Zeit darüber nach, was die beste Variante wäre, aber es stimmt schon, dass sie nicht gerade erfreut darüber wären, wenn wir diese Woche unterwegs waren, weil wir einen Diamanten gesucht haben. Dass wir ihnen nichts darüber erzählt haben, weil wir ihnen nicht zugetraut haben, damit klar zu kommen. Ich weiß zwar eigentlich, dass sie einiges verkraften können, aber ich weiß auch nicht. Warum habe ich ihnen nichts gesagt? Das wir keine Zeit hatten, ist einfach nur eine faule Ausrede. Wir hätten auch einfach später fliegen können. Ich wollte einfach nur Zeit mit Rafe alleine verbringen, ohne dauerhaft auf der Hut zu sein. Das was auf den Bahamas passiert ist, kann man nicht unbedingt eine toll verbrachte Zweisamkeit nennen. Wir hatten unsere Momente, aber diese Woche hier war anders. Dieser Druck war weg, wir waren einfach nur zwei Menschen, die auf der Suche nach einem Diamanten waren. Niemand hat uns bedroht oder der andere alltägliche Quatsch. Mir wird erst jetzt bewusst, dass wir noch keinen einzigen Tag, wie ein normales Pärchen verbracht haben. Immer mussten wir wachsam sein, etwas verstecken oder in ein anderes Land reisen, damit wir nicht sterben. Was machen wir bloß, wenn alles vorüber ist? Kann es überhaupt langweilig mit ihm werden oder ist es schlichtweg unmöglich? 

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt