Kapitel 35

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Die Tage vergehen und die Stimmung ist noch immer betrübt. Rafe und ich waren oft bei der Polizei, um gegen Finn auszusagen. Viele Opfer können ihm zugewiesen werden, welche nun ihren Frieden finden können. Ich habe gedacht, dass ich glücklicher sein würde, jetzt, da alles vorbei zu sein scheint. Nun ist auch meine Akte komplett unbefleckt und unschuldig. Warum fühle ich mich denn dann nicht auch so? Ich fühle mich einfach nur leer. Wir alle haben beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn wir eine Beerdigung für Finn planen und auch dort hingehen. Heute soll sie stattfinden, weswegen ich mir schon das passende Kleid bereit gelegt habe. Noch aber stehe ich in Unterwäsche in dem Zimmer und betrachte mich in dem Spiegel. Meine Narben, von den Nähten und die blauen Flecken, die jetzt mehr bräunlich sind. Ja, ich bin sauer auf Finn, dass er so etwas mir und Rafe angetan hat, dass er so viele Menschen umgebracht hat, aber ich kann ihn aus irgendeinem Grund nicht mehr hassen. Ich muss an seine Tochter denken, die nun ohne Vater aufwachsen muss, seine Frau, die ihn über alles vermisst. Ich möchte mir nicht ausmalen, was für Qualen sie durchleben muss. Sylvie hat ihn geliebt, auch wenn sie wusste, was er alles gemacht hat. Das ist eben die Liebe, sie lässt uns Dinge machen, die wir eigentlich nicht für gut befinden würden, aber unser Partner macht. Woher ich das weiß? Mir geht es ganz genauso. Ich würde für Rafe alles machen und er auch für mich. Das ist eben die Liebe.
Er kommt zu mir in das Schlafzimmer und stellt sich vor mich. Er legt seine Hände auf meine Schultern und massiert diese Kurz, damit sich meine gesamten Anspannungen lösen. Seine Hände gleiten weiter an meinen Seiten hinab. Seine Finger umklammern sanft meine Taille und ich spüre, wie mir ein Schauer durch den Unterleib jagt. Plötzlich hebt er mich hoch. Rafe drückt mich in seine Arme. Ich lege meine Hände um seinen Nacken, um mich an ihm festzuhalten. Sein Blick verliert sich in meinen Augen. Ich genieße diesen Moment, diese Intimität zwischen uns, die uns beiden gerade wieder auf die Beine hilft. Als er mich langsam wieder auf dem Boden absetzt, streift meine Brust seinen Oberkörper. Durch sein Hemd hindurch kann ich seinen Sixpack und seine Brustmuskeln spüren. Seine Hände arbeiten sich an meiner Wirbelsäule hoch und elektrisiert meine Haut, wo immer sie mich berühren. In mir brennt ein Strohfeuer ab. Er ist mir so nahe, so heiß, so lebendig, was mir ein gutes Gefühl bereitet. Ich wünsche mir, dass dieser Augenblick niemals zu Ende geht. Er fängt an zu grinsen, was in meinem Magen für eine wohlige Wärme sorgt. Dieses Grinsen habe ich in letzter Zeit etwas vermisst, es ist das Einzige, was mich nun noch aufheitern kann. Jedoch lässt es so langsam nach. Seine Stirn nähert sich meiner meiner auf eine mir schon bekannte, heiße Art. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um auf seiner Höhe zu sein. Seinen Nacken halte ich noch immer fest. Seine Hände verharren auf der Mitte meines Rückens, seine Arme umgreifen meinen Körper. Dann lässt er auf einmal los. Er bringt etwas Abstand zwischen uns beide, sieht mich aber trotzdem auf diese Weise an, dass ich mich ihm ganz Nahe fühle. Ich möchte ihn küssen, meine Liebe zeigen, solange es noch geht. Ich möchte jeden einzelnen Moment mit ihm verbringen und ihn nie wieder loslassen. Plötzlich kniet er sich hin, holt ein kleines Schächtelchen hervor und öffnet es vor meinen Augen. Zum Vorschein kommt ein wunderschöner Ring, in den ich mich sofort verliebe.

Rafe_ Eigentlich wollte ich noch warten, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich weiß, dass wir beide noch sehr jung sind und alle anderen und für verrückt halten werden, aber das spielt für mich keine Rolle. In den letzten Wochen wurde uns immer wieder vor die Augen gehalten, dass das Leben viel zu kurz ist. Deswegen will ich nicht mehr warten. Ich liebe dich, Zoe und möchte mit dir alt werden. Dafür brauche ich keine Jahre der Überlegung, ich wusste es schon in dem Augenblick, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Als du mich auf deine Art angesehen hast und wirklich versucht hast mich nicht zu mögen, aber an deinen Augen konnte ich erkennen, dass du mich genauso mochtest wie ich dich. Die Leute, die sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick nicht gibt, haben uns nicht kennengelernt. Wir haben so vieles gemeinsam durchgestanden, so oft wären wir schon gestorben. Ich möchte keine einzige Sekunde länger von dir getrennt sein. Deswegen frage ich dich hier und jetzt, ganz offiziell, ob du mich heiraten willst?

Ich bekomme das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Eine Träne der Freude kullert aus meinem Auge. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Natürlich will ich ihn heiraten!

Ich_ Rafe, natürlich will ich dich heiraten! Es wäre egal, wann du mich gefragt hättest. Heute ist meine Antwort Ja, sie wird morgen Ja sein und auch in zehn Jahren.

Ich stürze mich in seine Arme und küsse ihn. Die pure Leidenschaft sprudelt aus uns beiden heraus. Er steckt mir den Ring an den Finger und küsst mich weiter. Das einzige was ich mir gewünscht hätte, was anders gelaufen wäre ist, dass ich etwas anders an hätte. Zumindest mehr als einen BH und eine Unterhose. Trotzdem war alles perfekt. Rafe hat recht, wir haben schon viel durchgestanden und es wird noch viel auf uns zukommen.

Rafe_ Jetzt aber zügig, gleich fängt die Beerdigung an.

Er hat recht, ich habe nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis wir anfangen werden. Ich schlüpfe also in das Kleid hinein, ziehe passende Schuhe an und schminke mich leicht. Geradeso schaffe ich es noch pünktlich. Rafe und ich gehen raus, wo es stattfinden wird. Die Leiche haben wir nicht bekommen, da sie noch von der Polizei für eine Autopsie benötigt wird. Sie wollen herausfinden, ob Finn eine psychische Krankheit hatte und deswegen durchgedreht ist. Ich denke, dass es der Größenwahn war. Seine Familie sucht schon seit Jahrzehnten nach diesem Diamanten, da ist es normal, dass man irgendwann durchdreht. Um ehrlich zu sein, ist es mir egal. Das einzige was jetzt noch für mich zählt, ist die Hochzeit mit Rafe, die irgendwann stattfinden soll. So viel Planung kann es nicht sein, da wir auch nicht viele Gäste haben können. Unsere Familien sind so gut wie Tod und viele Freunde haben wir über die letzten Wochen über verloren.

Nach der Trauerfeier erzählen wir noch den anderen von den guten Neuigkeiten. Endlich gibt es positive Nachrichten, die alle freuen lässt. Wir entscheiden uns dafür, dass wir schon in ein paar Wochen heiraten werden. Keine Sekunde länger möchte ich warten. Meine gesamte trübe Stimmung hat platz für die gute Laune gemacht. Ich weiß, dass es nun bergauf gehen wird. 

Sarah_ Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir bald eine Familie sein werden.

Ich_ Eigentlich hatte ich vor deiner Reaktion am meisten Angst. Du warst so bedrückt, als du von unserer Beziehung gehört hast.

Sarah_ Es tut mir leid, falls das so gewirkt hat. Ich habe mich seit Tag eins für euch beide gefreut. Rafe und auch du habt nur das Beste verdient. Und das Beste seid ihr beide vereint. Ihr habt so vieles geschafft, dass ist echt inspirierend.

JJ_ Ich freue mich auch wirklich sehr für euch, auch wenn ich der erste war, der davon erfahren hat.

Rafe_ Ich habe JJ als erstes von meinem Plan erzählt, weil ich weiß, dass ihr euch sehr nahesteht. Ihr seid fast so wie Geschwister, weswegen ich ihn um Erlaubnis gefragt habe.

Das ist so unfassbar süß, dass ich sofort wieder in Rafe's Arme springe. Ich liebe ihn und das wird mir von Sekunde zu Sekunde immer deutlicher. Er hat an alles gedacht, sodass unser Hochzeitstag einfach nur perfekt werden wird. Ich freue mich schon wie verrückt darauf! Das ich sagen kann, dass ich Zoe Cameron bin, die Frau von Rafe Cameron. Das klingt wie ein Traum, der endlich Wahr wird. 

The Secret // Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt