Die Blicke der übrigen Ratsmitglieder verwandelten sich bei der Verkündung in Ehrfurcht, gemischt mit Bewunderung. In ihrer Mimik war der vorherige Abscheu beinahe vollständig verschwunden. Ich zog die Augenbrauen zusammen.
»Ich wäre eben beinahe gestorben und alles, was Euch dazu einfällt ist euch darüber zu freuen, dass ich angeblich eine Figur aus einer Legende bin?«, fragte ich Murdoch ungläubig, nicht sicher, ob er den Ernst der Lage richtig eingeschätzt hatte.
»Ohne Euch beleidigen zu wollen, aber ihr seid doch alle nicht mehr ganz dicht.«
Damit hatte ich meine Meinung deutlich gemacht. Vielleicht etwas zu deutlich. Murdochs Ausdruck verfinsterte sich und das verärgerte Raunen der übrigen Ratsmitglieder sprach dafür, dass ich ihrer Meinung nach offenbar gerade einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte. Im Nachhinein war ich überzeugt, dass es nicht mal unbedingt an meinem unfreundlichen Umgangston lag, dass sie so reagierten, sondern vielmehr daran, dass ich ihren Glauben missachtete. War mir recht so. Ich scheute keine Konfrontationen.
»Du bist die Seelenträgerin, Tara.«, erwiderte Murdoch unbeirrt und sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. Der Ausdruck in seinen Augen war hart und kompromisslos. Erstmals konnte man deutlich die Macht erkennen, die sich hinter seinem alten Gesicht verbarg.
»Die Prophezeiung ist eindeutig und die Zeichen sprechen für sich.«
»In der Legende gibt es keine Prophezeiung.«, warf ich unhöflich dazwischen und schlug mich innerlich, dass ich mich an ihrer Unterhaltung beteiligte. Belana lächelte mich jetzt sanftmütig an.
»In euren Legenden vielleicht nicht. Aber ihr kennt auch nicht die ganze Geschichte. Wir dagegen« Sie hob den Arm und deutete auf den ganzen Saal, »hüten die Prophezeiung seit Jahrhunderten und warten darauf, dass sie sich erfüllt.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Was wird sich erfüllen?«
Man gab mir keine Antwort. Stattdessen glitt der Blick des Ratsoberhauptes zu Kirian hinüber.
»Kirian, wärst du so nett und führst unseren Gast in die Bibliothek?«, bat Murdoch den Drachen und ignorierte mich eisern. »Dort wird sie alle Antworten erhalten, die sie haben muss.«
Vor lauter Empörung wäre ich beinahe dazwischengegangen.
»Natürlich, hoher Rat.«, erwiderte Kirian gepresst und neigte steif den Kopf, ehe er mich losließ und mich stattdessen am Arm packte. Seine Miene war zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt und seine dunklen Augen waren kalt und gefühllos. Befehle von jemanden, wie Murdoch anzunehmen schien ihm ziemlich gegen den Strich zu gehen, dachte ich nachdenklich und hätte ihn dadurch fast sympathisch gefunden.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, als ich daran dachte, dass ich umgeben war von Feinden. Und, als wäre das nicht schon genug, ließ mich eine unbekannte Macht auch noch zu Eis erstarren, vor der ausgerechnet der schwarze Drache mich gerettet hatte. Er, dessen verfluchte Sippe an dem Tod so vieler unschuldiger Menschen schuld war. Wut durchströmte mich und ließ sich kaum bändigen.
»Kommst du?«, fragte Kirian mich mürrisch, riss mich aus meinen Grübeleien und schritt zur Tür, ohne sich nach mir umzudrehen, geschweige denn auf mich zu warten. Er schien meine gedankliche Abwesenheit nicht bemerkt zu haben.
»Ja, Sir.«, flüsterte ich verächtlich vor mich hin und folgte ihm durch die großen Holztüren. Was hatte ich auch schon für eine Wahl? Sie hatten die Antworten und ich die Fragen. An Flucht war vorerst nicht zu denken. Ich musste einen anderen Weg finden um zu entkommen.
Der Weg zur Bibliothek führte uns in den anderen Flügel des Hauses nach Osten, wo erneut eine große Holztür uns den Weg versperrte. Diese war jedoch um einiges massiver gebaut und aus edlem Mahagoni gefertigt. Zwei Lampen an den Seiten der Türangeln erleuchteten den Eingang zur Bibliothek. Den ganzen Weg hatte keiner von uns gesprochen, obwohl ich beinahe platzte vor lauter Fragen. Aber ich war stur und weigerte mich mit Kirian zu reden. Dieser hatte bereits die Hand auf die Klinke gelegt, als er innehielt und sich zu mir umwandte.
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Heart of Ice
FantasíaTextauszug: ,,Sein Blick fixierte meine Lippen und er hatte beide Arme neben meinen Kopf gestützt. Der Geruch von Feuer und salziger Meeresluft umfing mich. »Dann bieten wir ihnen doch ein Spektakel, welches sie davon überzeugt, dass sie uns in Ruh...