14. Azmarin

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Schatten huschten an mir vorbei, unbedeutend und gestaltlos in das Innere des runden Raumes, wo zwei große Männer standen, die sich unterhielten. Ihr Aufzug war edel, mit Brokatröcken und Samtumhängen waren sie unter den Menschen die Könige.

Als ich den Raum betrat, dunkel, ohne einen Mucks, verdüsterte sich das Zimmer schlagartig. Meine Anwesenheit verdrängte das Licht und verwehrte der Sonne den Zutritt.

Einer der beiden Männer bemerkte mich und Ehrfurcht erschien auf seinem Gesicht. Ich schnupperte genüsslich nach der Angst, die die Beiden umgab, wie eine Wolke.

»Habt ihr euch geeinigt?«

Meine Stimme klang schwer und rau, wie das Klirren von Eisenketten. Der rechte Mann nickte. Er hatte ein schmales Gesicht mit schwarzen Haaren, die er zu einem Zopf geflochten hatte. Sein dichter Bart verlieh ihm einen gefährlichen Ausdruck, und unverkennbare Mordlust leuchtete in seinen Augen. Ebenso, wie ein leichter Rotschimmer. Er neigte den Kopf vor mir und fiel auf die Knie.

»Jawohl, Eure Majestät. Ashar wird sich uns anschließen.«

Ich nickte zufrieden und durchbohrte den König von Ashar mit meinen hohlen Augen, der Mühe hatte mich anzusehen. Die Furcht des Königs kämpfte mit dem Verlangen das zu bekommen, was er sich schon so lange gewünscht hatte. Ich unterdrückte ein Grinsen. Menschen waren so leicht zu täuschen.

»Gut.«, lobte ich den Mann, der den Kopf nach wie vor gesenkt hielt. »Ich erwarte keine Verzögerung.«

Eine eisige Härte hatte sich in meine Stimme geschlichen. Kalt durchpflügte sie den Raum und kam auf dem Haupt des Königs zur Ruhe. Dieser senkte den Kopf noch weiter dem Boden entgegen, um der unsichtbaren Klinge zu entkommen.

»Wir werden alle unserer verfügbaren Truppen einsetzten, Majestät.«, versicherte ihm der König unterwürfig, während seine Schultern bebten. Ich musste kein Genie sein, um zu wissen, dass es Wut war, keine Angst. Dieser König war ebenso arrogant, wie alle seines Geschlechtes. Es machte ihn zu einem Narren. Zu einer Marionette in einem Spiel, das über seinen mickrigen Verstand hinausging. Die Dummheit und Engstirnigkeit der Menschen würde mir nur von Nutzen sein; mehr, als diese beiden es je für möglich gehalten hätten. Ein Lächeln zierte meine Mundwinkel und Angst erdrückte die Mauern des Schlosses, die sich unter der Schwärze der Dunkelheit zu biegen schienen.

»Dann ist ja gut.«, schnurrte ich mit falscher Sanftheit und löste die unsichtbare Klinge. Der König von Ocria atmete tief ein und aus, wagte es jedoch nicht sein Haupt zu heben. Ich musste ihm lassen, dass er schnell von Begriff war, wenn es darum ging, wann sein Leben in Gefahr war. Ohne ihm, oder seinem anderen Freund noch einen Blick zu würdigen drehte ich mich um und verschwand mit den Schatten. Es gab noch wichtigere Dinge zu erledigen.

Ich glitt unsanft aus dem Traum heraus und bemerkte, dass jemand an mir rüttelte. Ich schnellte hoch und prallte beinahe gegen Kirian, der sich über mich gebeugt hatte.

»Ist alles okay? Du hast gezittert.«, fragte er und rückte von mir ab. Vorübergehend wusste ich nicht wo ich war und brauchte einige Sekunden, bis ich die Bilder aus dem Traum richtig einordnen konnte. Ich war hier im Narbenwald und alles war gut. Zumindest so halb. Nachhaltige Furcht zerrte an meinen Nerven und machte mich reizbar.

»Alles okay.«, würgte ich ihn ab und stand auf, ohne die Geste der Besorgnis zu würdigen.

Ich würde mir nichts vormachen und denken, dass Kirians Besorgnis mir galt. Sie galt der Seelenträgerin in mir. Schließlich war sie diejenige, die die Magie, und damit ihn eingeschlossen, rettete. Wenn mir etwas zustoßen würde, wäre sein Volk dahin.

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