17. Beinahe hingegeben

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Im leichten Trab ritten wir auf Fine neben dem Wagen von Darion her, der die Spitze der Gruppe bildete. Liam, der Sohn des Händlers war etwa drei Jahre alt und saß auf dem Schoß seiner Frau, die uns immer wieder verstohlene Blicke zuwarf. Er war ein braunhaariger, schüchterner Junge und redete in der Anwesenheit von Fremden nicht sonderlich viel. Dennoch lächelte er uns freundlich an, wann immer sich unsere Blicke trafen.

Die klare Morgenluft erleichterte mir das Atmen sehr. Oder vielleicht war es auch nicht die Morgenluft sondern die Anwesenheit Kirians, die es mir beinahe unmöglich machte einen anderen Geruch wahrzunehmen. Ich hasste ihn dafür, dass er mit absoluter Sicherheit wusste, dass es mir half.

Noch mehr aber störte es mich, dass es mich nicht störte. Mich sollte es furchtbar auf die Nerven gehen, aber zu meinem eigenen Erschrecken, hatte ich mich an den Geruch von Feuer und salziger Meeresluft gewöhnt; fand ihn jetzt sogar anziehend.

Irgendwas stimmte mit meiner Psyche nicht. Ich, die Drachenjägerin, fand den Geruch von Feuer anziehend? Wie hatte es ein Drache innerhalb von einer mickrigen Woche geschafft, den Geruch von Feuer, als Katalysator meiner schlimmsten Erinnerungen auszuhebeln und sich stattdessen selbst in diese Lücke zu platzieren?

Ich hätte die Antwort möglicherweise gewusst, wenn ich sie ernsthaft hätte wissen wollen. Stattdessen verdrängte ich das Thema.

Was nicht zu übersehen war, selbst für mich als Anfängerin nicht, war die Neugierde von Nina, die in einem dichten Rosa um sie herumwehte. Keine Ahnung, woher ich das wusste, ich vermutete, es war irgendwie so ein Drachending, der mir sagte, worum es sich bei dem Gefühl handelte. Um den langweiligen Ritt etwas spannender zu gestalten schloss ich eine Wette mit mir selbst, wann sie sich nicht mehr zurückhalten könnte und begann uns anzusprechen. Oder es zumindest versuchte. Denn weder ich, noch Kirian waren sonderlich erpicht darauf, etwas über unser Leben preiszugeben.

Die Sonne stieg höher, je weiter der Tag voranschritt. Der Weg führte fast direkt neben dem Narbenwald entlang, der genug kühle Schatten warf, um uns vor der schlimmsten Hitze zu schützten. Allerdings sorgte er auch für eine andauernde Nervosität in der ganzen Gruppe. Immer wieder erwischte ich die Männer, wie sie einen unruhigen Blick in den dichten Wald richteten, als erwartete sie förmlich jeden Moment angegriffen zu werden.

Aber es war nicht direkt Angst auf ihren Gesichtern. Dafür waren sie diese Strecke vermutlich schon zu oft in ihrem Leben entlanggefahren. Eher ein gesunder Respekt, vermischt mit ein wenig Furcht. Ich fragte mich, was sie schon alles erlebt hatten. Wurden sie tatsächlich schon einmal von einer der Kreaturen angegriffen, die im Wald lebten? Oder nur von Räubern?

Ich konnte an ihren Körpern keine offensichtlichen Verletzungen oder Narben erkennen, die darauf hindeuteten. Andererseits würden sie wirklich Kinder mit auf diese Strecke nehmen, wenn sie befürchteten von einer wilden Kreatur zerfleischt zu werden? Wohl kaum.

Die Fragen, die mir auf den Nägeln brannten, mussten warten, denn als wir gegen Mittag die Höchsttemperatur des Tages erreicht hatten, brauchten die Pferde eine Pause.

Darion hatte sich eine gute Stelle für eine Rast herausgepickt. Der Wald lichtete sich, in einer kleinen Bucht und gab einen, etwa 6 Fuß breiten Bach frei.

Gerade genug, damit die Pferde etwas trinken und wir unserer Flecken entfernen konnten. Hinter mir, schwang sich Kirian geschickt über den Hintern des Pferdes hinab. Ich folgte ihm, schwang meinen steifen Körper über den Sattel und kam mit Schwung auf dem Boden auf. Im ersten Moment taumelte ich leicht, weil es so ungewohnt war, wieder auf festem Untergrund zu stehen. Meine Beine fühlten sich an, als könnte ich in Zukunft nur noch breitbeinig gehen, ganz zu schweigen von meinem Hintern. Stöhnend rieb ich mir mein Steißbein und fürchtete mich jetzt schon davor, noch weitere Stunden auf dem Hintern dieses Pferdes zu reiten.

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