Der Händler war ein kleiner Mann, dessen Hautfarbe stark an ein ungesundes Gelb erinnerte. Seine Augen waren so schmal, dass man den Eindruck bekommen konnte, er würde im Stehen schlafen. Er trug eine rote Kutte, mit weiten Ärmeln, die über seine Hände fielen, wann immer er sie zusammenfaltete.
Zur Begrüßung verneigte er sich vor uns, beziehungsweise vor Kirian und schenkte ihm ein höfliches Lächeln. Ich beachtete ihn jedoch überhaupt nicht. Mein Blick wurde von den zwei schimmernd weißen Pferden angezogen, die schnaubend hinter dem Händler an einen kleinen Wagen gebunden waren. Mit ihren Hufen scharten sie unruhig in dem Sand, als würde eine weit entfernte Stimme sie rufen und sie anfeuern nicht inne zu halten. Wild warf einer der Pferde den Kopf zurück und schnaubte, während es sich schüttelte. Sein Fell glitzerte in den letzten Strahlen der Sonne, wie Seide.
Die Mahadras waren groß und majestätisch anzusehen, mit stolzem Haupt und glänzenden Muskeln, die unter ihrem Fell kräftig arbeiteten. Ihre Flanken hoben uns senkten sich regelmäßig und waren das einzige Zeichen dafür, dass sie gerade eine weite Strecke im Galopp geritten waren. Ihr ganzer Körper bestand nur aus Muskeln und Sehnen. Genauso hatte ich mir die Mahadras vorgestellt. Erhaben und unbezähmbar.
»Das sind Zyan und Fioka. Sie sind beide einer der Schnellsten, die mein erfahrenes Auge je zu Gesicht bekommen hat.«, sagte der Händler stolz und trat zu seinen beiden Schützlingen hin. Diese warfen unruhig den Kopf hoch. Der Händler tätschelte ihnen sanft die Nase.
»Ganz ruhig, ihr Beiden. Alles ist gut.«
Er drehte sich wieder um. Sein Gesicht strahlte so ungetrübt vergnügt, dass es nicht wirkte, als wäre es sich bewusst darüber, wie illegal dieser Deal war. Wortlos streckte der Mann mit der gelblichen Hautfarbe Kirian seine Hand entgegen. Als Kirian nichts sagte und noch nicht mal beeindruckt wirkte, verschwand der vergnügte Ausdruck aus dem Gesicht des Händlers.
»Die Bezahlung, bitte.«, sagte er fordernd. Sein Verhalten hatte sich von einer Sekunde auf die andere hin verändert. Jetzt wirkte er ganz und gar nicht mehr, wie der fröhliche Händler. Die Plauderei war vorbei, jetzt kam das Geschäft. Kirian griff in seine Tasche und holte einen dichtgefüllten Beutel hinaus, der leise klimperte. Es war offensichtlich, dass er voller Yazkronen war. Der Händler griff sich den Beutel genüsslich und steckte ihn in eine Innentasche seiner Robe. Anschließend winkte er uns zu Zyan und Fioka hinüber. Ich trat hinüber zu Fioka. Die Stute war zierlicher, als der Hengst und starrte mich nun aus dunklen Augen prüfend an. Ich schluckte und hatte das Gefühl von ihnen gescannt zu werden. Die Stute schnaubte leise, und ihr Blick bekam ein unfassbar tiefgründiger Ausdruck, der mich daran erinnerte, dass in dem Blut der Tiere die Magie ihrer Ahnen floss. Ich erwiderte den fesselnden Blick so gut ich konnte und unterdrückte meine aufsteigende Nervosität.
Nach einige weiteren Sekunden, scharrte Fioka mit den Hufen und senkte den Kopf, als würde sie sich vor mir verbeugen. Ich wusste, dass das das Zeichen der Pferde war, um Menschen zu erlauben auf ihren Rücken zu reiten. Da Mahadras eigentlich wilde Pferde waren, wurde statt eines herkömmlichen Sattels lediglich ein Gurt verwendet, der eine Decke festhielt. Diese diente uns als Sattel.
Als Zyan das Gewicht von Kirian auf seinem Rücken spürte, wand er sich kurz, doch blieb ansonsten völlig ruhig. Ganz anders, als vor einigen Sekunden, wo er und meine Stute noch rastlos herumgetänzelt waren. Kirians Erscheinung passte zu dem weißen Hengst, als hätte er nie was anderes gemacht, als mit ihm zusammen zu reiten. Beide, Mensch und Tier, waren stolz, hochaufgerichtet und wirkten anmutig.
Kirian schnalzte leise mit der Zunge und zog an der Mähne des Pferdes. Zügel gab es keine. Ich löste den Blick hastig und tat es Kirian gleich.
Zusammen trabten wir los und fielen bald in einen leichten Galopp. Das Gefühl auf dem Rücken der weißen Pferde zu sitzen war noch unglaublicher, als ich mir das vorgestellt hatte. Die Beine der magischen Pferderasse glitten über die Landschaft hinweg und schienen den Boden gar nicht zu berühren. Hinter uns wirbelten große Staubwolken auf, als wir über die rote Steinwüste jagten. Es kam dem Gefühl des Fliegens wohl sehr nahe. Die Köpfe nach vorne gestreckt nahmen Zyan und Fioka an Tempo zu, nur ihr Atem machte erkenntlich, dass sie sich anstrengten.

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Heart of Ice
FantastikTextauszug: ,,Sein Blick fixierte meine Lippen und er hatte beide Arme neben meinen Kopf gestützt. Der Geruch von Feuer und salziger Meeresluft umfing mich. »Dann bieten wir ihnen doch ein Spektakel, welches sie davon überzeugt, dass sie uns in Ruh...