Sobald ich alleine war zogen die Erinnerungen auf, die dafür sorgten, dass meine Laune deutlich sank.
In Gedanken versunken ging zum Schrank hinüber und suchte mir ein Kleid in meiner Größe. Scheinbar hatte jemand bereits vorgesorgt, denn ich hatte keine Schwierigkeiten dabei etwas für mich zu finden.
Kaum hatte ich etwas aus der Truhe gezogen klopfte es bereits an der Tür und die Zofen traten ein. Diese legten ähnlich rabiat los, wie die in Azmarin. Sie schminkten mich und schafften es mir eine Frisur zu basteln. In Gedanken war ich immer noch bei Kirian und trauerte den warmen Gefühlen nach, dessen Schatten mich noch immer beseelten. Gleichzeitig hatte mein Verstand wohl entschieden, dass das jetzt der ideale Zeitpunkt war, um sich wieder einzuschalten.
Während ich mich umzog, und die Zofen dabei unangenehm an mir rumhantierten kam mir die angenehme Vorstellung in den Sinn, dass Kirian sich nebenan ebenfalls gerade umzog. Mein Unterleib pochte und erinnerte mich an die wahnsinnigen Gefühle, die ich empfunden hatte.
Wie konnte das falsch sein, dachte ich im Stillen.
Aus dem Augenwinkel flackerte eine der vielen Kerzen und ich fuhr erschrocken herum. Reflexartig wollte ich zu meinen Schwertern greifen, stellte dann jedoch peinlich berührt fest, dass es sich lediglich um den Schatten der Kerzenflamme gehandelt hatte. Für einige Sekunden betrachtete ich ihn prüfend und unterdrückte eine plötzliche Gänsehaut. Beunruhigt wandte ich mich wieder dem Spiegel zu und erlaubte der erschrockenen Zofe meine Haare weiter zu kämmen, während meine Aufmerksamkeit mit einer Gehirnhälfte immer den Raum hinter mir musterte.
Als die Zofen schließlich fertig waren, ließen sie mich mit einem Knicks alleine. Ich musterte mich im Spiegel. Lang und braun fielen mir meine Haare über die Schulter, beinahe bis zu meiner Taille hinab. Und da war immer noch die weiße Strähne, die sich markant von ihnen abhob. Gedankenverloren strich ich darüber und musste daran denken, dass sie nach allem, was geschehen war, also tatsächlich von der Göttin Ria gekommen sein musste. Ich runzelte die Stirn, als ich bemerkte, dass ich unbewusst meinen verletzten Arm angehoben hatte.
Ich legte meine Hand auf die Stelle...und spürte nichts. Mein Arm war absolut taub. Ich pikste mit vorsichtshalber in den Oberarm. Nichts.
Unruhe stieg in mir auf. Das war definitiv nicht normal.
Kurzentschlossen schob ich meinen Ärmel von der Schulter nach unten und riss den Verband durch. Als dieser sich lockerte, schob ich ihn grob beiseite und entblößte die Wunde.
Die Wunde war schwarz.
Rote Ränder leuchteten an den Seiten, wo die Haut durchbohrt worden war. Die Naht der Heiler hatte sich vollkommen aufgelöst. Aber das Schlimmste waren die dunklen Linien, die sich von der Wunde aus ausbreiteten. Wie ein Netz schlängelten sie sich weg und drangen in meinen Körper vor. Ich kannte diese Bilder von Vergiftungen. Mit vor Entsetzen zitternder Hand berührte ich ganz leicht die Kruste, die sich irgendwie gebildet hatte. Nichts.
Mit Grauen starrte ich in den Spiegel und konnte den Moment noch einmal fühlen, wie sich die Spitze des Pfeils in mein Fleisch gebohrt hatte. Schwindel überkam mich und ich schwankte leicht.
Ein Klopfen an der Tür, riss mich aus meiner Starre und mein Kopf flog herum. Fahrig legte ich den Verband wieder einigermaßen stabil an und schob roh den Ärmel darüber. Ohne mich darum zu kümmern, wie das aussah, ging ich hektisch zur Tür hinüber. Innerlich wappnete ich mich. Vor der Tür erwartete mich Kirian. Bereits in dunkelblauem Frack und mit zurückgebundenen Haaren. Sein Blick glitt über meine Erscheinung hinweg.
»Alles in Ordnung? Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, wollte er grimmig wissen.
»Wenn du mich das noch öfter fragst, wird nicht automatisch immer eine andere Antwort bei rumkommen Kirian.«, erwiderte ich trocken. »Aber danke, ich finde auch, dass du echt gut aussiehst.«
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Heart of Ice
FantasíaTextauszug: ,,Sein Blick fixierte meine Lippen und er hatte beide Arme neben meinen Kopf gestützt. Der Geruch von Feuer und salziger Meeresluft umfing mich. »Dann bieten wir ihnen doch ein Spektakel, welches sie davon überzeugt, dass sie uns in Ruh...