❥ 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭𝟰

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Kai

Benny seufzte, seinen Blick immer noch auf das Handy gerichtet und die Verzweiflung stand ihm im Gesicht geschrieben.
„Lorena erwartet einfach zu viel von mir."

Als er seinen Blick von dem kleinen Gerät in seinen Händen löste, erkannte ich den Schmerz in seinen Augen. „Und ich kann ihre Erwartungen einfach nicht erfüllen."

Ich verstand anfangs nicht, was er meinte, doch mir wurde einiges klar, als er mir seinen Kontostand unter die Nase hielt.
„Du kaufst für sie Dinge, die du dir eigentlich nicht leisten kannst?"

Eigentlich fühlte ich mich unwohl diese Frage auszusprechen, immerhin konnte ich mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlte. Geld hatte ich genug.
„Ich will sie doch nur glücklich machen."

Eine Weile saßen wir im Auto, ich starrte durch das Fenster meines Wagens und beobachtete einen Vogel, der gerade über die Straße hüpfte.
„Hör zu, Benny." Ich wendete mich von dem Vogel ab und schaute mitleidig zu meinem Freund auf dem Beifahrersitz, der seinen Blick nun auch auf mich richtete. „Ich verstehe selbst nichts von der Liebe, aber ich denke, dass wenn sie dich wirklich lieben würde, ihr dein Geld vollkommen egal ist."

Ich schluckte, denn als Fußballer kannte man es, wenn jemand nur auf den Ruhm und den Fame aus war. Ein kleines Lächeln huschte über Bennys Lippen. „Ich wusste gar nicht, dass du so tiefgründig bist, Kai." Er lachte.
„Ich wusste es auch nicht", antwortete ich ihm ebenfalls lachend.

Um unseren Kopf freizubekommen, fuhren wir ein wenig durch die Gegend und redeten über Dinge redeten, die uns gerade einfielen. Ich fühlte mich in meine Schulzeit zurückversetzt, in der das Leben teilweise noch so belanglos war. Mein einziges Problem war damals Fußball und Schule unter einen Hut zu bekommen. Dementsprechend waren die Gespräche damals noch lange nicht so tiefgründig, wie die, die man als Erwachsener führen musste.

Umso schöner war es, jetzt über die schönen Dinge im Leben zu reden und all die anderen auszublenden. Selbst Lorena, die Benny im Laufe unseres Gespräches anrief, konnte er mit gutem Gewissen ignorieren. Sobald er ihren Anruf entgegengenommen hätte, wäre es garantiert nicht mehr so entspannend gewesen.

Erst als ich Benny wieder in Richtung seines Hotels fuhr, welches er sich überhaupt nicht leisten konnte, denn sein Kontostand war bereits in den roten Zahlen, kehrten wir in die bittere Realität zurück.

Wie es der Zufall wollte, kam Lorena in diesem Moment auch wieder am Hotel an. Benny stöhnte in dem Moment auf, als er seine Verlobte sah.
„Danke Kai, für alles." Ich erkannte sofort, dass er angespannt war und bot ihm deshalb noch mit an auszusteigen. Er lehnte zwar dankend ab, doch trotzdem tat ich es.

„Wieso bist du nicht an dein Telefon gegangen?" Lorena war aufgebracht und machte nicht mal die Anstalten einen von uns zu begrüßen.
„Ich war mit Kai unterwegs." Er versuchte vergebens seine Verlobte zu beruhigen, doch diese zeigte keine Einsicht. Ich atmete tief auf, denn die bloße Anwesenheit dieser Frau trieb mich an den Rand eines Nervenzusammenbruches. Um mich etwas zu beruhigen, schaute ich durch die Gegend, während ich versuchte die Diskussion so gut wie möglich auszublenden.

Plötzlich erkannte ich, dass das Auto, aus welchem Lorena gestiegen war, mir nicht unbekannt war, weswegen ich, ohne die beiden Streithähne zu beachten, in Richtung des dunklen Wagens lief. Auch die Brünette schien mich entdeckt zu haben, denn sie stieg aus dem Auto aus.
„So oft wie die Beiden streiten, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das lange hält", sagte Stella, als ich bei ihr ankam. Ich, der mit einer normalen Begrüßung gerechnet hatte, schaute nur verdutzt. „Findest du nicht?", fragte sie deshalb.

„Ach so, doch." Ich kratzte mich am Hinterkopf. Um ein Gespräch aufzubauen und peinlicher Stille entgegenzuwirken, fragte ich daraufhin: „Wie lange kennst du Lorena schon?"

Die Brünette erzählte mir, dass sie Lorena, genauso wie ich Benny, aus der Schulzeit kannte. Während sie versuchte mir klarzumachen, dass Lorena nicht immer so gewesen war, erwischte ich mich selbst dabei, wie ich ihr nicht mehr zuhörte, sondern einfach nur fasziniert anstarrte.
„Ah okay", sagte ich deshalb, in der Hoffnung, dass sie nichts gefragt hatte und bekam ein Lächeln als Antwort.
Die Brünette war kleiner als ich, was bei meiner Größe auch nicht sonderlich schwer war, weswegen sie leicht rauf schaute, wenn sie mit mir redete.

Wir standen noch eine Weile vor dem Hotel und schauten aus sicherer Entfernung Lorena und Benny dabei zu, wie sie lautstark diskutierten, bis Lorena wütend in unsere Richtung stampfte. „Was machst du noch hier, Stella?" Die Blonde schrie ihre Freundin beinahe schon an, als diese nur fragend ihre Augenbrauen hob.
„Musst du jetzt deine Wut an mir auslassen?" Stella schüttelte den Kopf und drehte Lorena den Rücken zu.
„Man sieht sich, Kai." Während sie sich von mir verabschiedete, zeigte sie der Blonden die kalte Schulter. Ich wartete bis Stella weggefahren ist, weswegen Lorena eine Weile neben mir stand, ehe ich wieder zu meinem Auto wollte, an dem Benny immer noch stand.

„Du bist der einzige Vernünftige hier", hörte ich Lorena sagen. Auch wenn das ein Kompliment sein sollte, fühlte es sich für mich falsch an, dass aus ihrem Mund zu hören.
„Tschüss", sagte ich deshalb und lief, ohne auf eine Antwort zu warten, los.

„Kann ich heute bei dir schlafen?", fragte Benny sofort, als ich bei meinem Auto angekommen war. Ich nickte verständnisvoll und gemeinsam fuhren wir denselben Weg wieder zurück.

Den Weg hin hätten wir uns auch sparen können, denn dann hätte ich nicht Zeuge einer Beziehungskrise sein müssen.

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Ich wollte mich hiermit mal bei allen Lesern bedanken, insbesondere die, die immer auf das kleine Sternchen drücken oder sogar einen Kommentar hinterlassen. Danke!! ☺️

THE SMELL OF STRAWBERRIES - kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt