❥ 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭𝟭

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Kai

Es vergingen Tage, in denen ich langsam wieder Rhythmus in meinen Alltag bekam. Die meiste Zeit verbrachte ich im Training oder vor dem Fernseher. Heute war jedoch einer dieser Tage, an dem ich einfach nicht aus dem Bett kam und auch sonst keine Motivation hatte, aufzustehen.
Heute hatte ich kein Training, was bedeutete, dass ich keine Pläne für den heutigen Tag hatte. Das wiederum war nicht besonders hilfreich, um überhaupt aus dem Bett zu kommen.

Ich glaubte, ich dass ich wieder eingeschlafen war, denn das Nächste an das ich mich erinnern konnte, war, dass die Tür geklingelt hatte. Ein Fluchen konnte ich mir nicht verkneifen, denn irgendwie schien das noch zur Tradition zu werden, dass unankündigter Besuch kam. Das musste sich wirklich ändern.

Langsam trabte ich aus meinem Schlafzimmer in Richtung Haustür, anscheinend war ich der Person zu langsam, denn sie begann das Sturmklingeln.
„Chill doch mal”, murmelte ich vor mich hin und fragte mich, wieso es jemand so eilig hatte.
Allgemein konnte ich mir nicht erklären, wer überhaupt zu dieser Uhrzeit meine Wohnung aufsuchte, um mich aus dem Bett zu klingeln.

Als ich die Tür aufmachte, war das erste, was ich sehe, der blonde Haarschopf von Julian. Dieser schien noch nicht bemerkt zu haben, dass ich die Tür geöffnet hatte und klingelte erneut.
„Alter, bist du blöd?”, fragte ich eher als Witz gemeint, doch mein Gegenüber schaute mich nur entgeistert an.
„Also wenn hier jemand blöd ist, dann wohl du.” Julian drückte sich an mir vorbei und lief zielgerichtet in meine Wohnung rein. Ich rieb mir genervt die Hände durchs Gesicht und schüttelte mit dem Kopf, als Julian die Schubladen aufriss, um dann darin herumzuwühlen.

„Kann ich dir irgendwie helfen?” Ich war mit der Situation zugegebenermaßen sehr überfordert, da ich mir nicht erklären konnte, was Julian in meiner Wohnung suchte.
„Wo ist der Ersatzschlüssel für meine Wohnung?” Er würdigte mich nicht mal eines Blickes und begann stattdessen die nächste Schublade zu öffnen.
„Hier?” Ich deutete auf eine kleine Schale, die sich neben der Haustür auf einer Kommode befand. „Aber wieso?” Mein bester Freund schaute mich genervt an.
„Warum bloß? Ich hab mich ausgesperrt.” Er nahm den Schlüssel aus der Schale. Erst dann begann er sich langsam zu beruhigen.
„Willst du noch bleiben?”, fragte ich ihn, da er mich sowieso schon aus dem Bett geworfen hatte, mit seinem Sturmklingeln.
„Sorry, Bro. Ich bin schon mit meiner Freundin verabredet.” Julian die Wörter 'meine Freundin' sagen zu hören, fühlte sich fremd an, da er gefühlt sein ganzes Leben schon alleine war.

Enttäuscht, aber verständnisvoll nickte ich, was der Blonde als Zeichen deutete um sich zu verabschieden. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging er. Ich schaute noch eine Weile auf die mittlerweile wieder geschlossene Tür. Was war das eben?

Erschöpft lief ich in die Küche, in der Paul lag und mich anstarrte, als ich diese betrat. Just in diesem Moment sprang er auf und hechelte.
„Na, du hast wohl auch Hunger?”
Ich griff nach seinem Futter und füllte dieses in seinen Napf. Glücklich begann er dieses zu essen. Ich schaute ihm noch einige Zeit zu, ehe mir mein Magen klarmachte, dass er ebenfalls etwas essen wollte. Ich schmierte mir lustlos ein Brot und ging daraufhin ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch setzte.

Ich überlegte den Fernseher anzumachen, doch meine Motivation, die Fernbedienung zu holen, hielt sich in Grenzen, weswegen ich einfach in mein Brot biss. Mir fiel auf, dass ich mir dringend eine Beschäftigung suchen musste, jetzt wo Julian keine Zeit mehr hatte. Es lag mir immer noch schwer im Magen, dass ich zeitweise genauso wenig Zeit für ihn hatte, als ich noch in meiner Beziehung war. Das war mir bis vor kurzem noch gar nicht bewusst gewesen. Jetzt, wo ich hätte Beweisen können, dass ich ein guter Freund war, hatte ich nicht mal die Chance dazu. Stattdessen führte er mir nun vor Augen, wie es sich wohl anfühlen musste, nur an zweiter Stelle zu stehen.

THE SMELL OF STRAWBERRIES - kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt