KAI
Übermüdet blickte ich in den Spiegel. Die Augenringe, die mein Gesicht zierten, waren kaum zu übersehen. Na toll.
Zu meinem Glück war heute trainingsfrei, was meinen Tag entspannter machte.Langsam ging ich aus dem Bad und schmiss mich wieder auf mein Bett.
Ich seufzte und drehte mich auf den Rücken.
„Ich liebe dich, Bett" , sprach ich leise und starrte dabei die weiße Decke an. Wenn ich so darüber nachdachte, kam ich mir ziemlich schräg vor, aber damit konnte ich leben. Es war niemand hier, der mich dafür verurteilen konnte, denn mein Bett würde dies niemals tun. Aus diesem Grund beschloss ich, noch einige Zeit auf dieser weichen Wolke liegenzubleiben.Doch dieser Plan wurde mir Minuten später schon zunichtegemacht, als Paul, mein Hund, in mein Zimmer tapste und mir zu verstehen gab, dass wir unbedingt Gassi gehen müssten.
Da Paul neben meinem Bett, der Einzige war, der für mich in letzter Zeit da gewesen war, verwarf ich mein Vorhaben und beschloss, mit dem Vierbeiner, eine Runde zu drehen.
Schnell schlüpfte ich in eine Jogginghose und einen Pulli, ehe ich die Leine holte. Paul freute sich ungemein, da er weiß, was die bedeutete.
„Komm Großer." Gemeinsam zogen wir durch die Straßen von Köln und ich musste gestehen, dass die frische Luft guttat. Wir liefen an einigen Bäumen und Laternen vorbei, an denen sich Paul erfreute.
Gerade war ich davon überzeugt, dass der kleine Spaziergang eine gute Idee war, als ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen hörte. War ich jetzt komplett übergeschnappt?
Doch als ich meinen Namen ein zweites Mal hörte, drehte ich mich herum. Ein Fehler. Jetzt musste ich wohl mit ihm reden.
„Kai, was geht?" Mein Gegenüber zog mich in eine Art Umarmung, wobei sich Paul, mit seiner Artgenossin austauschte.
Ich zwang mir ein Lächeln auf.
„Nichts, bei dir, Jule?"Ich musste zugeben, dass ich den Kontakt zu Julian, die letzten Tage vermieden hatte. Zugegeben, nicht nur zu ihm, eigentlich zu jedem. Ich hatte keine Lust gehabt, jedem zu erklären, warum meine Laune im Keller war. Das Mitleid wollte ich mir sparen.
„Bei mir auch nicht." Er zuckte mit den Schultern. „Hattest wohl die letzten Tage ziemlich viel zu tun, oder?"
Julian lächelte. Ob er gemerkt hatte, dass ich fünf Tage lang nicht mehr geduscht hatte und stattdessen nur durch Deos und Parfüms lebte?
„Ja, genau." Ich kratzte mich unbewusst am Hinterkopf. Es tat weh, ihn anzulügen.„Hast du heute etwas vor?", fragte er.
„Nein, aber-", antwortete ich ihm, aber er unterbrach mich, bevor ich mir eine Ausrede zurechtlegen konnte.
„Gut, um fünf bin ich bei dir. Ich bringe auch was zu essen mit."
Verzweifelt gab ich nach, denn
mittlerweile kannte ich Julian gut genug, um zu wissen, dass Diskutieren nichts brachte. Doof gelaufen. Er würde merken, wenn er es nicht bereits getan hatte, dass mit mir etwas nicht stimmte und dann musste ich es ihm erklären. Irgendwann wäre ich sowieso aufgeflogen.„Okay, dann bis später, Bro." Ich boxte ihm leicht gegen den Oberarm, ehe Paul und ich die Runde beendeten. Zu Hause angekommen, nahm ich Paul die Leine ab. Keine Sekunde später rannte er freudig los. Wie einfach das Leben als Hund sein musste.
Seufzend beschloss ich, die Wohnung aufzuräumen. Meine Kleidung, die ich die letzten Tage, irgendwohin geworfen hatte, lag überall verstreut rum. Ich hatte in den letzten Tagen keine Kraft gehabt, sie in den Wäschekorb zu legen.
Ich saugte,
ich räumte das Geschirr in die Spülmaschine,
ich ging duschen.
Im Prinzip tat ich all das, was ich die letzten Tage vernachlässigt hatte.Ich riss die Fenster auf, brachte den Müll weg, bis ich dann endlich Zeit zum Durchschnaufen hatte.
Einen Blick auf die Uhr werfend, gab ich Paul etwas zu Essen und neues Wasser. Oh Gott, wie ich ihn die letzten Tage vernachlässigt hatte.
Was hatte ich überhaupt in den letzten 120 Stunden gemacht?Fünf Tage war es nun schon her, als sich meine Freundin von mir getrennt hatte und es war seitdem das erste Mal, dass ich sie für eine Weile vergessen hatte.
Noch nie ging es mir nach einer Trennung so schlecht, und trotzdem musste ich ins Training und trotzdem musste ich gestern spielen. Ich war ehrlich, der Schmerz saß tief. Irgendwann musste das Leben aber auch weitergehen. Nur nicht jetzt, dazu war ich noch nicht bereit. Trotzdem war das Treffen der erste Schritt in die richtige Richtung, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.Es dauerte nicht mehr lange, bis es an der Tür klingelte. Vor mir stand ein grinsender Julian, der in seinen Händen zwei Pizzakartons hielt. Der herrliche Duft stieg mir in die Nase. Auf Essen hatte ich die letzten Tage auch keinen allzu großen Wert gelegt.
Gut gelaunt betrat Julian, welcher gleich von Paul begrüßt wurde, meine Wohnung. Der Blonde stellte die Kartons auf den Esstisch und beäugte mich daraufhin kritisch.
„Was ist?", fragte ich scheinheilig.
„Willst du mir vielleicht etwas erzählen?", erwiderte er, ohne dabei seine Miene zu verziehen.
Fragend schaue ich ihn an.
„Was sollte ich dir erzählen wollen?"Julian seufzte, ehe er sich auf einen Stuhl setzte und ein Stück Pizza aus dem Karton holte. Mein Blick legte sich auf die Pizza, deren Käse lange Fäden zog. Mein Magen knurrte.
Gerade wollte ich nach einem Stück greifen, als Julian den Karton schloss und mich eindringlich anschaute.
„Erst sagst du mir, was los ist."
Sein Ton ist auffordernd und wäre echt angsteinflößend, wenn es eben nicht Julian gewesen war.Ich schluckte, ehe ich die Bombe platzen ließ.
„Olivia hat Schluss gemacht."
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THE SMELL OF STRAWBERRIES - kai havertz
Фанфик━━ 𝗧𝗛𝗘 𝗦𝗠𝗘𝗟𝗟 𝗢𝗙 𝗦𝗧𝗥𝗔𝗪𝗕𝗘𝗥𝗥𝗜𝗘𝗦 🍓 Als seine Freundin mit ihm Schluss macht, bricht für eine Kai eine Welt zusammen. Dass alle seine Freunde in einer Beziehung sind, - sogar sein bester Freund, welcher eigentlich ein Dauersingle...