❥ 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭𝟮

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Ich war froh, dass ich mehr und mehr mein Leben wieder in den Griff bekam. Über die Trennung war ich zwar noch lange nicht hinweg, doch ich badete wenigstens nicht mehr im Selbstmitleid.

Auch meine Mannschaftskollegen wussten mittlerweile alle, dass ich nicht mehr mit meiner Freundin zusammen war. Diese wollten mich daraufhin alle bemitleiden, doch ich habe dankend abgewunken. Wenn das Mitleid der anderen wenigstens Zeit für mich mit sich bringen würde, hätte ich es wenigstens genossen. Doch so hatte immer noch fast niemand Zeit für mich.
Viele der Jungs hatten mittlerweile ihre eigene Familie und das man dann wenig Zeit hatte, war klar, doch selbst die, die nur eine Freundin hatten, waren dauerhaft ausgebucht.

Heute war ich aber mit Benny verabredet, um ihm dabei zu helfen, einen Anzug zu finden. Zwar empfand ich diese Hochzeit als Last, denn wer setzte sich nach einer Trennung freiwillig mit einer Hochzeit auseinander, doch immerhin konnte ich so etwas Zeit totschlagen.

Benny und ich hatten ausgemacht, dass ich ihm am Hotel abholen würde, da ich mich hier in Köln angeblich besser auskennen würde. Stimmt wahrscheinlich, doch ich glaubte mittlerweile, dass Benny überhaupt kein Auto besaß.

„Hallo Kai", sagte er als in das Auto einstieg, nachdem ich ihm geschrieben hatte, dass ich da war. Das Hotel in dem Lorena und er vorübergehend wohnten, war eines der teuersten in der ganzen Umgebung, umso erstaunter war ich, als er mir gesagt hatte, ich solle ihn hier abholen. Auch der Ring kam mir wieder in den Kopf.

„Wohin willst du als Erstes?", fragte ich ihn, nachdem ich das Radio etwas leiser gemacht hatte.
„Kennst du ein Geschäft was erschwingliche Preise hat?" Die Frage kam unerwartet, denn mittlerweile war ich davon ausgegangen, dass er im Lotto gewonnen hatte. Naja, oder so ähnlich.
Er sah meinen verwunderten Blick, doch ging nicht darauf ein.
Da ich nicht weiter nachhaken wollte, entschied ich mich einfach den Motor zu starten. Irgendwann würde ich das Rätsel schon lösen.

An einem Geschäft angekommen, zugegebenermaßen hatte ich keine Ahnung, ob die Preise hier ''erschwinglich'' waren, so wie er es nannte. Doch bisher musste ich noch nie einen Anzug kaufen, weshalb meine Kenntnisse über solche Geschäfte sehr beschränkt waren.

Der Besitzer des Geschäftes empfing uns freundlich und bat uns direkt seine Hilfe an. Auch Benny schien glücklich und ließ sich einige der Anzüge zeigen.
Ich betrachte diese ebenfalls kritisch, wobei ich kaum einen Unterschied sah. Das einzige, was sich in meinen Augen unterschied, waren die Farben.

„Was meinst du Kai?", fragte mein Gegenüber und fragte dabei eindeutig den Falschen.
„Welcher gefällt dir denn am besten?" Ich stellte also eine Gegenfrage, sodass ich mich für keinen dieser Anzüge entscheiden müsste.

Nach kurzer Stille deutete er auf das "Basicmodell" , so nannte der Experte den einfachen schwarzen Anzug.
Benny nahm den ausgewählten Anzug mit in die Umkleide und kam grinsend wieder raus. Immerhin drehte er sich nicht so theatralisch, wie die Leute in den Filmen.

Als er mich eindringlich anschaute, streckte ich meine Daumen nach oben.
„Wenn ich eine Tochter hätte, dürftest du sie mit dem Anzug heiraten", witzelte ich, weshalb Benny lachte.
„Wenn du eine Tochter hättest, würde ich sie garantiert nicht heiraten wollen", konterte er und kassierte einen bösen Blick, woraufhin er noch lauter lachte.

„Ich find ihn gut, wi eviel kostet er denn?" Erst schaute er in den Spiegel, ehe er den Verkäufer fragend anblickte.
„Da es sich hierbei um unser einfachstes Stück handelt, kostet es nur..." Der Verkäufer machte eine kurze Pause und blätterte in seinem Katalog rum, wo anscheinend alle Preise standen. „... 1024 €"

Sowohl mir als auch Benny verging das Grinsen. Insbesondere Benny wurde plötzlich ganz blass und ich wusste, dass das garantiert nicht als erschwinglich durchgehen würde.
„Ich dachte, es handelt sich hierbei um Ihr einfachstes Modell?" Seine Enttäuschung stand ihm im Gesicht geschrieben und er machte sich bereits daran, das Jackett wieder aufzuknöpfen.
„Ich kann auch was dazu geben", sagte ich, als er ohne ein weiteres Wort zurück in die Umkleide ging.
Als Antwort kam jedoch bloß ein:
„Nein, danke."

Ich wartete also darauf, dass er sich wieder umgezogen hatte. Der Ladenbesitzer schaute mich plötzlich herabwürdigend an und schaute ungeduldig auf seine teure Armbanduhr.
Anscheinend war man hier nur erwünscht, wenn man genug Geld besaß.

Als Benny wieder rauskam, riss der Besitzer ihm förmlich den Anzug aus den Händen. Ich schüttelte bloß den Kopf, als er unsere Verabschiedung ignorierte.
„Drecksladen", murmelte Benny auf dem Weg zum Auto.
„Sorry, ich wusste nicht, wie viel das hier kostet."

Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn er dachte nun wahrscheinlich, dass ich diese Menge an Geld als erschwinglich empfand. Nun, ich hatte zwar das Geld, was aber nicht bedeutete, dass ich den Wert völlig aus den Augen verloren hatte.

„Kann ich dich was fragen?" Wir hatten uns gerade ins Auto gesetzt und langsam konnte ich dieser Frage nicht mehr aus dem Weg gehen, denn sie brannte mir förmlich auf der Zunge.
„Klar", sagte er und ich sah, wie er auf seinem Handy tippte. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte er seinen Kontostand abgerufen. Genau erkennen, konnte ich ihn jedoch nicht.

„Wieso kannst du dir ein so teures Hotel leisten, aber den Anzug nicht?"
Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit seiner tatsächlichen Antwort.

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Für alle alten Leser ist hier das langersehnte, erste neue Kapitel. :D
Für die neuen Leser: wundert euch nicht, dass im Titel neu steht. Es ist bloß ein Hinweis für die, die den Rest schon kannten. 😊

Nun, wir kommen der Hochzeit ein Stückchen näher und jetzt wird mehr und mehr passieren. Tut mir leid, dass der Anfang sich relativ gezogen hatte, doch es war wichtig für die Entwicklung von Kai und den anderen Charakteren.

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
-sarahッ

THE SMELL OF STRAWBERRIES - kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt