𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 19

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Sorry das es so lange gedauert hat, doch hier endlich mal ein neues Kapitel :).
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„Was willst du machen?", fragt sie mich zweifelnd und wirft mir einen Blick von der Seite zu.
Nachdenklich schaue ich zurück.

Keine Ahnung.
Ich weiß es nicht, wirklich nicht.

„Was habe ich denn für Optionen? Fliehen kann ich nicht und ich werde mein Leben nicht nochmal aufs Spiel setzen. Ich schätze, ich hab keine andere Wahl, als diese Heirat durchzuziehen."

Grandios. Vor einigen Wochen war mein Leben noch normal. Der einzige akzeptable Punkt ist, dass ich keinen alten, hässlichen Mann heiraten muss. Wie glücklich ich doch sein kann.

Zögernd schält sich Valentina aus ihrem Stuhl und stellt sich vor den meinen. Ich ergreife ihre Hand, welche sie mir auffordern hinhält.
Mit einem Ruck stehe ich auf.
Einen letzten ermutigenden Blick wirft sie mir zu, während sie meine Hand fallen lässt und wieder Richtung Tür läuft.

Knarzend öffnet sich diese. Unentschlossen blicke ich ihr hinterher.
Soll ich hier bleiben oder ihr folgen?

Meine Frage beantwortet sich, als sie mir andeutet ihr zu folgen. Schnell husche ich zu ihr und verlasse dicht auf ihren Fersen den Raum.
Kritisch blicke ich den langen Gang entlang, bis mein Blick auf Giorgio und Marco trifft, welche in einer Diskussion zu sein scheinen.

Durch das klacken unserer Schuhe werden sie schnell auf uns aufmerksam.

„Ich würde ihr gerne das Haus zeigen."
Misstrauisch mustert Giorgio Valentina.
„Was ist, wenn sie wegläuft? Erneut.", entgegnet ihr Marco.
„Ich werde nicht weglaufen.", sage ich schließlich, alle Augen wenden sich zu mir.
Fragend ziehe ich meine rechte Augenbraue nach oben.

„In Ordnung. Aber Verena, wenn du erneut wegläufst, werde ich nicht so gnädig sein wie beim letzten Mal.", mit tiefer Stimme beendet Giorgio das Gespräch und verschwindet durch eine naheliegende Tür.

Pha, gnädig. Du zwingst mich dich zu heiraten, wie überaus edel von dir.
Marco wirft uns noch einen warnenden Blick zu, lässt uns aber trotzdem allein.
„Wieso vertrauen wir ihr nochmal?", ertönt seine raue Stimme im Abklang, durch die sich aufbauende Entfernung.

Lächelnd wendet Valentina sich zu mir.
„Lass dich von ihm nicht einschüchtern. Marco war auch mal so zu mir."
„Liegt scheinbar in der Familie.", antworte ich und empfange ein halbherziges Lachen ihrerseits.

„Komm, ich zeige dir die oberen Zimmer." sie hackt sich bei mir unter und zieht mich in die Richtung einer Treppe.
Ohne Augenbinde oder unendlicher Eile wirken die Gänge gar nicht so verzwickt und mörderisch.

Fast schon verwunschen wirken die modernen Lichter und hohen Säulen. Wie ein Märchenhaus welches in der heutigen Zeit gefangen ist.

„Es ist nicht das Haupthaus." wirft meine Begleiterin ein.
Verwirrt blicke ich zu ihr.
„Naja, wir wohnen doch nicht alle zusammen. Nach der Feier, die Hochzeit meine ich, werden wir zurück gehen.", sagt sie unangenehm berührt.
„Ah. Wo?"
„Wir bleiben in der Stadt, nur gehen mehr in das Zentrum." Abwesend nehme ich ihre Antwort hin.

Vielleicht kann ich, wenn wir dort sind fliehen. Er kann mich nicht immer nur einsperren, irgendwann muss er mich mal herauslassen.
Ich beschließe an dem Gedanken festzuhalten.
Ich komme hier raus.

In einer groben Führung zeigt sie mir die Villa. Trotz allem war ich ziemlich erstaunt.
Wie kann es sein, dass manche Menschen sich sowas leisten können? Ich fand mein Apartment schon ziemlich groß, doch in Bezug zu diesem hier ist es ein nichts.

Valentinas Worte über die Herkunft einer weißen Vase rasseln nur an mir vorbei, unkonzentriert schlendere ich hinter ihr her.

„Wir haben jetzt ein Essen. Ich weiß nicht, ob dich jemand eingeweiht hat, aber es ist zu der Verkündung eurer Verlobung. Viele werden dort sein, versuche einfach dich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Auch wenn das schwierig werden wird, bezüglich des Anlasses stehst du ziemlich im Mittelpunkt.", murmelt sie leise.

Erst jetzt finden ihre Worte Wirkung auf mich.

„Wir haben was?" frage ich, schrill, mit einer Handbewegung deutet sie mir an leiser zu sein.
„Ein Essen. Es werden einige dort sein. Verena, versprich mir dich ruhig zu verhalten. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert.", nach kurzem Protest gebe ich ihr schließlich recht.

„Es wird besser werden." verspricht sie mir erneut, als wir vor dem mir bekannten Saal zum Stehen kommen. Ungläubig lächle ich kurz.
„Danke für deinen Beistand.", sage ich leise.

Ein Mann, welcher uns schon den ganzen Weg mit Abstand gefolgt ist, wahrscheinlich um sicherzugehen, dass ich nicht erneut fliehe, öffnet uns die Türen.

Mit erhobenen Kopf trete ich ein, was ziemlich schwerfällt, da die Müdigkeit meine Glieder schwächt.

Ich erblicke meine Eltern.
Toll.
Die Menschen, von denen ich dachte sie bringen mich hier raus, haben mich erst hereingebracht.

Auffordernd zeigt meine Mutter auf den freien Stuhl an ihrer Seite.
Ich entschließe mich jedoch für den Stuhl direkt vor mir, weit entfernt von ihr.

Stumm lasse ich mich auf das graue Stuhlkissen, welches nur einen kleinen Unterschied zu dem schwarzen Ebenholz des Stuhles hat, sinken.

Schritte nähern sich.
Ich halte es nicht für nötig mich umzudrehen. Zwei Hände legen sich auf meine Schultern.

„Das ist mein Platz." tief atme ich ein. Mein Blick wendet sich nach oben und trifft auf die Augen Giorgios.

Grandios.
Natürlich musste ich genau seinen Stuhl wählen.

„Okay. Was soll mir das sagen?", frage ich ihn deutlich. Scharf atmet jemand ein.
Verena.", ertönt kurz danach entsetzt von meiner Mutter.
Ein Grinsen bildet sich auf dem Gesicht Giorgios.
Er beugt sich herab, legt seine Finger leicht um meinen Kiefer und dreht mein Gesicht, sodass er direkt in mein Ohr sprechen konnte.

„Das sagt dir, dass du sofort diesen Platz verlässt. Natürlich kannst du auch bleiben, auf meinem
Schoß wäre für dich noch Platz.", amüsiert verzieht sich mein Gesicht. Wahrscheinlich.

Ich gab seiner Aufforderung nach und erhebe mich, möchte zu dem mir vorhin angebotenen Platz neben meiner Mutter laufen. Eine Hand findet mein Handgelenk und hält mich fest.

„Setze dich neben mich.", befehlt Giorgio. Hilfesuchend findet mein Blick das Gesicht meiner Mutter, welche direkt in eine andere Richtung blickt.
Danke, für nichts.

Seufzend gleite ich auf das Ebenbild von dem Stuhl eben, neben mir Giorgio. Zufrieden lässt er mich los und wendet sich nach vorne.

Der Saal füllt sich.

Auf zu dem schlimmste Essen meines Lebens.

Everything but you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt